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[Begrüßung Breuer] - Bundesministerium für Arbeit und Soziales

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in Erwerbsarbeit <strong>und</strong> Nicht-Erwerbsarbeit <strong>und</strong> misst dies von der Zeit her. Das ist ja die<br />

einzige Dimension, die uns im Augenblick zur Verfügung steht, das Verhältnis von<br />

bezahlter <strong>und</strong> unbezahlter <strong>Arbeit</strong> zu messen. Und ich denke, dass im Sinne von „ver-<br />

netztem <strong>Arbeit</strong>en“ die Konzepte der Zeitbudgetstudie <strong>und</strong> das Konzept der Entwicklung<br />

von Messinstrumenten <strong>für</strong> die Armuts- <strong>und</strong> Reichtumsberichterstattung verknüpft<br />

werden sollten. Das ist natürlich theoretisch erst einmal leicht gesagt <strong>und</strong> doch ein<br />

großes Unternehmen. Ich kann das noch ebenso wenig operationalisieren wie Sie, die<br />

Schwierigkeiten gelten <strong>für</strong> mich ja gleichermaßen. Nur muss es in die Debatte mit<br />

hinein, <strong>und</strong> die beiden Referenten haben es nur einmal im Zusammenhang mit den<br />

Karrierepositionen von Frauen erwähnt.<br />

Noch ein ganz wichtiges Argument <strong>für</strong> den Gender mainstreaming-Ansatz: Es geht<br />

nicht um die „besondere“ Situation der Frauen. Und das lässt sich am Armuts- <strong>und</strong><br />

Reichtumsbericht, so finde ich, recht gut deutlich machen: Immer, wenn die Frauen<br />

eine besondere Notlage haben, wurden sie als besonders benachteiligt ausgewiesen.<br />

Jetzt fehlt im Gr<strong>und</strong>e die „besondere“ Berichterstattung über die Armutsrisiken von<br />

Männern, davon wissen wir nichts. Das bedeutet, Frauen gelten als das Besondere –<br />

Männer als das Allgemeine, als die Normalität. Der Punkt ist, dass damit aber die<br />

Genauigkeit verschwindet sowohl in Bezug auf die Konzepte des Berichtes selbst,<br />

wenn sie nicht geschlechtsdifferent sind, als auch auf die Messinstrumente, <strong>und</strong> in der<br />

Sprache kommen dann einfach nur die Schwierigkeiten zum Ausdruck, die man dabei<br />

hat.<br />

Richard Hauser (Wissenschaftskolleg zu Berlin):<br />

Herr Volkert, Sie sagten, die Benutzung eines einzigen Indikators heiße, alle anderen<br />

zu vernachlässigen. Ich glaube, dass man diese Aussage in dieser Schärfe nicht halten<br />

kann. Wenn die einzelnen Dimensionen der Lebenslage zu 100 Prozent miteinander<br />

korrelierten, würde die Hinzunahme einer zweiten, dritten, vierten, fünften Dimension<br />

keinen Informationsgewinn bringen. Nun ist es natürlich nicht so, dass eine 100-<br />

prozentige Korrelation vorliegt, aber eine Strategie könnte sein, mit einer Dimension zu<br />

beginnen – naheliegend wäre Einkommen <strong>und</strong> Vermögen – <strong>und</strong> zu sehen, welche<br />

anderen Dimensionen wenig korreliert sind. Die muss man dann hinzunehmen.<br />

Oder es gibt eine zweite Möglichkeit, die verwendet jetzt wohl die Europäische Union:<br />

Sie setzt eine relativ hohe Einkommensgrenze fest <strong>und</strong> versucht dann, innerhalb dieser<br />

Abgrenzung Gruppen mit Mehrfachdeprivation herauszufinden, also mit niedrigem Ein-<br />

kommen <strong>und</strong> schlechter Wohnung etc. Dies könnte auch ein operationalisierbarer<br />

Ansatz sein. Die Europäische Union legt Wert darauf – sie verwendet jetzt die Grenze<br />

von 60 Prozent des Medians –, dass dies nur als Armutsrisiko bezeichnet wird; wenn<br />

dann andere Dimensionen hinzukommen, dann wäre es in der Form der Kumulation<br />

eben „Armut“. Das ist ein operationalisierbarer Weg.

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