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[Begrüßung Breuer] - Bundesministerium für Arbeit und Soziales

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Nicht als zusätzlichen Aspekt, sondern vielmehr im Sinne einer Gr<strong>und</strong>perspektive wird<br />

die systematische Einbeziehung des Gender mainstreaming-Ansatzes angeregt, dem<br />

es nicht um „besondere Benachteiligungen“ von Frauen gehe, sondern um die durch-<br />

gängige Berücksichtigung der unterschiedlichen Lebenslagen von Frauen <strong>und</strong><br />

Männern im Sinne einer gr<strong>und</strong>sätzlichen Untersuchungsperspektive.<br />

Auch sei eine sprachliche Differenzierung nach Geschlecht die Voraussetzung <strong>für</strong><br />

inhaltliche Genauigkeit, wie sich am Beispiel unterschiedlicher Zugänge von Frauen<br />

<strong>und</strong> Männern zum Erwerbssystem aufzeigen lasse. Eine geschlechtsneutrale Deskrip-<br />

tion verstellt den analytischen Blick <strong>für</strong> geschlechtsspezifische Barrieren.<br />

Weiterhin wird angeregt, den Einfluss von Familie <strong>und</strong> innerfamiliärer <strong>Arbeit</strong>steilung<br />

stärker zu gewichten. Die hier wirkenden sozialen Verpflichtungen ebenso wie die<br />

strukturellen Voraussetzungen einer Region in Bezug auf Kinderbetreuungskapazitäten<br />

seien als Komponenten der „objektiven Handlungsspielräume“ zu berücksichtigen.<br />

Auch bei der Konzeption des „Humankapitals“ habe der vorliegende Bericht nur den<br />

Qualifikationserwerb <strong>und</strong> dessen Kosten im Blick, während die unbezahlte <strong>Arbeit</strong> im<br />

Haushalt nicht einberechnet werde.<br />

Noch ungeklärt ist die systematische Einbeziehung der zeitlichen Komponente, die<br />

einen Querschnittsaspekt zu den Dimensionen der Lebenslage darstellt. Die Ausgren-<br />

zung aus bzw. die Deprivation in einzelnen Lebensbereichen ist anders zu bewerten,<br />

wenn sie ein transitorisches Stadium darstellt, als wenn sie sich über einen längeren<br />

Zeitraum hin verfestigt. Verfestigung von Armut wird bestimmt durch die Dauer einer-<br />

seits <strong>und</strong> die Mehrfachbetroffenheit von Problemen, Belastungen <strong>und</strong> Einschrän-<br />

kungen andererseits. Im weitgehenden Fall kann dies zu Formen extremer Armut<br />

führen, wenn die Chancen einer Wiedereingliederung in die tragenden Institutionen der<br />

Gesellschaft, die Teilhabe an <strong>Arbeit</strong>smarkt, „normaler“ sozialer Sicherung <strong>und</strong> Familie<br />

nicht mehr möglich sind. Die von Volkert entfalteten „Verwirklichungschancen“ stehen<br />

in umgekehrter Relation zur Dauer der Deprivation: Je länger diese sich hinzieht, desto<br />

geringer werden die Verwirklichungschancen. Entsprechend gilt <strong>für</strong> die Reichtums-<br />

analyse, dass eine lange Phase der Reichtumsakkumulation zunehmend mit gesell-<br />

schaftlicher Macht verknüpft sein kann.<br />

Der Bereich „Familie/soziale Netzwerke“ wird überwiegend nicht als weitere, eigen-<br />

ständige Dimension betrachtet, sondern spielt als Querschnittsaspekt in alle übrigen<br />

Dimensionen (Wohlstand, Bildung, Erwerbsbeteiligung, Wohnverhältnisse etc.) mit<br />

hinein.<br />

Angeregt wird des Weiteren, die Nutzbarkeit der öffentlichen Infrastruktur (z. B.<br />

welchen Zugang einzelne Bevölkerungsgruppen zu Informations- <strong>und</strong> Kommunika-<br />

tionsmedien haben) in der zukünftigen Berichterstattung eingehender zu untersuchen.

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