[Begrüßung Breuer] - Bundesministerium für Arbeit und Soziales
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Abbildung 2: Lebenslage als Ursache <strong>und</strong> Folge einer spezifischen Teilhabe am<br />
gesellschaftlichen Wohlstand<br />
sozialstaatliche, sozio- Lebenslagen als Ausdruck Spannung zwischen Sicherheits-<br />
ökonomische Bedingungen, von Bevölkerungsgruppen bedürfnis <strong>und</strong> Möglichkeiten,<br />
spezifische Erwerbschancen sozialstaatliche Intervention soziale Gerechtigkeit<br />
Situation t1 Situation t2 Situation t3<br />
• Makroebene • Makroebene •<br />
• Mikroebene • • Mikroebene •<br />
Eigenschaften Entstehen einer veränderte Eigen- Verfestigung einer<br />
individueller bestimmten schaften indivi- Lebenslage, Hand-<br />
Akteure Lebenslage dueller Akteure lungsspielräume<br />
Quelle: in Anlehnung an Coleman 1992: 421; Esser 1995: 113<br />
3.2 Armuts- <strong>und</strong> Deprivationsdynamik in Ost- <strong>und</strong> Westdeutschland als Indikator der<br />
Nutzung von Handlungsspielräumen<br />
Der Zusammenhang zwischen der Konstitution einer Lebenslage <strong>und</strong> darauf basieren-<br />
der Handlungsspielräume lässt sich anhand der Armuts- <strong>und</strong> Deprivationsdynamik<br />
verdeutlichen. 17 Die Verfügbarkeit von bestimmten Ressourcen <strong>und</strong> Fähigkeiten schafft<br />
eine Lebenslage, in der das Risiko, innerhalb eines Jahres (Zeitraum t1–t2) in Einkom-<br />
mensarmut zu geraten, <strong>für</strong> die hier betrachteten Bevölkerungsgruppen in West-<br />
deutschland vergleichsweise gering ist (Abbildung 3, oben). In Ostdeutschland haben<br />
sie dagegen durchweg ein größeres Risiko einkommensarm zu werden. Die Ressour-<br />
cen, die den einkommensarmen Personen in dieser Lebenslage im darauf folgenden<br />
Jahr (Zeitraum t2–t3) zur Verfügung stehen, ermöglichen es ihnen, die Einkommens-<br />
schwäche relativ schnell zu überwinden. Offensichtlich verfügen aber zwei Fünftel aller<br />
einkommensarmen Erwachsenen nicht über die Ressourcen <strong>und</strong> Fähigkeiten, um<br />
diese Lebenslage zu verändern. Auf Gr<strong>und</strong> größerer Erwerbschancen haben junge<br />
Erwachsene in Westdeutschland mehr Möglichkeiten, die ökonomischen Gr<strong>und</strong>lagen<br />
ihrer Lebenslage zu verbessern. Vergleichsweise schlechte Chancen haben dagegen<br />
die westdeutschen Rentner. Als Folge der in dem Beobachtungsjahr in Ostdeutschland<br />
17 Für das Beispiel wurden die gleichen Schwellenwerte <strong>für</strong> Eintritt in eine <strong>und</strong> Austritt aus<br />
einer durch Unterversorgung gekennzeichneten Lebenslage zu Gr<strong>und</strong>e gelegt. Dadurch ist<br />
hier eine Dynamik gegeben, die jedoch nicht notwendigerweise auch <strong>für</strong> eine wesentliche<br />
Überwindung der Unterversorgungslage steht. Um auch eine Situation mit „prekärem<br />
Wohlstand“ zu überwinden, müsste durchweg eine deutliche Verbesserung der<br />
Versorgung mit Einkommen <strong>und</strong> Wohngütern in Relation zum Schwellenwert stattgef<strong>und</strong>en<br />
haben. Daher wird häufig ein um 10 – 20 % erhöhter Grenzwert <strong>für</strong> den Austritt angesetzt<br />
(vgl. ausführlich Voges 2002b).