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[Begrüßung Breuer] - Bundesministerium für Arbeit und Soziales

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über die Wohnverhältnisse berichtet werden. Andernfalls verstellt das eine (Einkom-<br />

mens-)Maß den Blick auf wichtige Entwicklungen in jenen Bereichen (z. B. Wohnen),<br />

die zwar eine Korrelation zu diesem (Einkommens-)Maß aufweisen, aber <strong>für</strong> wirt-<br />

schafts- <strong>und</strong> sozialpolitische Handlungsempfehlungen genauer bekannt sein müssen.<br />

Herr Krug, Sie haben auf ein Problem hingewiesen, das ich hier zunächst nicht thema-<br />

tisieren wollte, weil mir die Diskussion des Ansatzes selbst wichtiger war. Natürlich<br />

muss geklärt werden, welche Daten verfügbar sind <strong>und</strong> welche wir zusätzlich haben<br />

müssten, was geht <strong>und</strong> was nicht geht – einverstanden. Aber mir war erst einmal<br />

wichtig, festzustellen, ob ein Ansatz möglich wäre, der – wie es von einem anderen<br />

Redner gesagt wurde – die Diskussion aus einer „Entweder-oder-Debatte“ heraus<br />

führen könnte.<br />

Die Dauer der Armut, Herr Schüssler, ist wichtig, beispielsweise, weil bei einer lang<br />

andauernden Armut alles darauf hindeutet, dass hier massiv Verwirklichungschancen<br />

fehlen. Sozialhilfe wird ja als Überbrückung eingesetzt. Dort, wo nicht überbrückt wird,<br />

sondern tatsächlich die Verwirklichungschancen fehlen, sehen wir es auch an der<br />

Dauer. Erst recht gilt dies <strong>für</strong> den Unterschied von kurzzeitig <strong>Arbeit</strong>slosen zu Langzeit-<br />

arbeitslosen. Das ist übrigens im Vortragsmanuskript drin, ich habe es im Vortrag aus<br />

Zeitgründen herausgekürzt. Ähnliches gilt <strong>für</strong> die Untersuchung des Reichtums: Wenn<br />

Reichtum lange anhält <strong>und</strong> eine geringe Mobilität im Einkommens- <strong>und</strong> Vermögens-<br />

bereich da ist, dann habe ich ein Indiz da<strong>für</strong>, dass hier auch Besitzstände gewahrt<br />

werden, dass Macht da ist. Der von Ihnen erwähnte Zeitfaktor spielt also in verschie-<br />

dener Hinsicht eine Rolle.<br />

Und schließlich die Frage von Herrn Lipsmeier, wo die Schnittlinie zwischen objektiven<br />

<strong>und</strong> subjektiven Maßen liegen soll. Ich versuche, die Schnittlinie an den subjektiven<br />

Maßen zu verdeutlichen. Falls ein Konsens in der Bevölkerung darüber besteht, dass<br />

eine warme Mahlzeit am Tag Teil des Existenzminimums sein soll <strong>und</strong> hiergegen auch<br />

keine objektiven (z. B. ernährungswissenschaftlichen) Einwände sprechen, lässt sich<br />

diese subjektive Einschätzung der Bevölkerung als Bestandteil eines soziokulturellen<br />

Existenzminimums sehen. Mit subjektiven Verfahren lässt sich – wie Sie besser wissen<br />

als ich – außerdem ermitteln, ob eine Person, die nicht über dieses Item verfügt, als<br />

arm bezeichnet werden muss. Dies wäre dann der Fall, wenn sie z. B. die warme<br />

Mahlzeit möchte, aber aus finanziellen Gründen darauf verzichten muss. Mindestens<br />

ebenso wichtig ist es, jene Personen zu ermitteln, die ganz bewusst auf eine warme<br />

Mahlzeit verzichten, weil sich diese mit ihren sonstigen, wichtigeren Zielen nicht ver-<br />

einbaren lässt (Diäten u. Ä.). Subjektive Maße erscheinen mir wichtig, da in einem<br />

Land, in dem ein soziokulturelles <strong>und</strong> nicht nur ein physisches Existenzminimum gilt,<br />

unterschieden werden muss zwischen jenen, die über die allgemein als notwendig<br />

angesehenen Items nicht verfügen können <strong>und</strong> jenen, die diese Güter einfach nicht<br />

wollen. Ein solches Problem stellt sich in sehr armen Ländern nicht, da Sie davon aus-

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