[Begrüßung Breuer] - Bundesministerium für Arbeit und Soziales
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Dies sind nicht nur spezifische Aufgaben der Sozialpolitik, sondern Querschnitts-<br />
aufgaben, die auch die Wirtschafts- <strong>und</strong> Finanzpolitik ebenso wie die <strong>Arbeit</strong>smarkt- <strong>und</strong><br />
Bildungspolitik betreffen.<br />
Als nächste <strong>Arbeit</strong>sschritte der Armuts- <strong>und</strong> Reichtumsberichterstattung sind nach<br />
Riester insbesondere zu leisten:<br />
• Die Informationen aus unterschiedlichen Datenquellen sind besser zu bündeln. Die<br />
vorhandenen Datenlücken am unteren <strong>und</strong> oberen Rand der Einkommens- <strong>und</strong><br />
Vermögensverteilung sollen verringert werden.<br />
• Theorie <strong>und</strong> Methodik der Armuts- <strong>und</strong> Reichtumsforschung ebenso wie der<br />
Berichterstattung sind kontinuierlich weiter zu entwickeln. Dabei ist in Zukunft die<br />
wissenschaftlich f<strong>und</strong>ierte Wirkungskontrolle der eingeleiteten Maßnahmen zur<br />
Armutsbekämpfung einzubeziehen.<br />
Diese <strong>Arbeit</strong> soll weiterhin in den intensiven Gedankenaustausch <strong>und</strong> die enge,<br />
vertrauensvolle Zusammenarbeit auf allen Ebenen <strong>und</strong> mit allen Fachleuten einge-<br />
b<strong>und</strong>en sein.<br />
Gr<strong>und</strong>sätzliche Überlegungen<br />
B<strong>und</strong>espräsident Johannes Rau bezeichnet in seiner Gr<strong>und</strong>satzrede die Existenz von<br />
Armut in einer Wohlstandsgesellschaft als „Schandfleck <strong>für</strong> die ganze Gesellschaft“.<br />
Bei der Berichterstattung hierüber dürften nicht primär Definitionen von Armut oder<br />
statistischen Verfahren im Vordergr<strong>und</strong> stehen, sondern die individuellen Schicksale,<br />
individuellen Lebenslagen <strong>und</strong> Lebenschancen. In einem gr<strong>und</strong>legenden Verständnis<br />
bedeute Armut nicht nur eine Gefährdung der physischen Existenz, sondern auch<br />
gesellschaftliche Ausgrenzung, die individuell in „verletzter Würde“ zum Ausdruck<br />
kommt. In diesem Zusammenhang zitiert Rau den Nationalökonomen Adam Smith, der<br />
unter „lebenswichtigen Gütern“ auch diejenigen versteht, „ohne die achtbaren Leuten,<br />
selbst aus der untersten Schicht, ein Auskommen nach den Gewohnheiten des Landes<br />
nicht zugemutet werden sollte“. Die darin enthaltene Bezugnahme auf gesellschaftliche<br />
Achtung <strong>und</strong> die Gewohnheiten eines Landes markieren die zentralen Kriterien, auf<br />
denen auch das relative Armutsverständnis der Europäischen Kommission basiert.<br />
In besonderer Weise betont Rau die Bedeutung eines gr<strong>und</strong>legenden Wertesystems,<br />
insbesondere „Solidarität“ <strong>und</strong> „Gerechtigkeit“ seien <strong>für</strong> den gesellschaftlichen Zusam-<br />
menhalt unverzichtbar. Insofern ist die Berichterstattung über Armut von einer entspre-<br />
chenden Berichterstattung über Reichtum nicht zu trennen. In diesem Zusammenhang<br />
verweist Rau auf die im Gr<strong>und</strong>gesetz verankerte Verpflichtung, den Gebrauch des<br />
Eigentums zugleich zum Wohle der Allgemeinheit zu gestalten.