[Begrüßung Breuer] - Bundesministerium für Arbeit und Soziales
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Wir haben uns zunächst einmal mit dem Familienbegriff <strong>und</strong> dem erweiterten Familien-<br />
begriff befasst <strong>und</strong> den neueren Verhaltensmustern – also wenige Eheschließungen<br />
trotz Zusammenlebens <strong>und</strong> hohe Scheidungsraten (das sind dann aber noch die<br />
Altverheirateten, die neuen Lebensformen können sich ja vom Standesamt nicht<br />
scheiden lassen).<br />
Dann haben wir uns mit der wirtschaftlichen Lage befasst. Zunächst einmal ist<br />
überraschend, dass das Haushaltseinkommen der Familien mit 4.629 DM relativ hoch<br />
ist. Deshalb sagte ich vorhin, wir sind in einem Musterland des „Wahr-<br />
nehmungsparadoxes“, denn das ist zwar nicht üppig, aber es ist auch nicht gerade<br />
ganz wenig. Es war eine überraschende Erkenntnis, dass der Durchschnitt – es geht<br />
hier ja immer um den Durchschnitt – so hoch ist. Das wird natürlich dann in der Diffe-<br />
renzierung spannend, wenn wir es mit allein erziehenden Müttern <strong>und</strong> Vätern zu tun<br />
haben, da bricht das dann dramatisch ab. Dort sind maximal Teilzeitbeschäftigungs-<br />
verhältnisse festzustellen mit entsprechend niedrigen Einkommen.<br />
Auf der anderen Seite ist die Wohnsituation erstaunlich: Fast die Hälfte leben in einem<br />
Einfamilienhaus. Im Westen hat man ja immer noch die Vorstellung, die wohnen alle in<br />
einem „Plattenbau“, 13. Stock aufwärts. Da ist es nicht uninteressant, dass 84 Prozent<br />
der Kinder über ein eigenes Zimmer verfügen. Aber trotzdem ist jedes dritte Kind<br />
Sozialhilfeempfänger.<br />
Nun kommt das, was uns vom Sockel gehauen hat: Wir haben eine schwierige Lage in<br />
der beruflichen Ausbildung. Die Betriebe im dualen Ausbildungssystem in Ostdeutsch-<br />
land bilden nicht geringer aus als die Betriebe in Westdeutschland. Aber erstens haben<br />
wir weniger Betriebe, da haben ja so einige aufgehört zu existieren oder haben redu-<br />
ziert. Aber wir haben auch die hohen Geburtenraten, die aus der Familienpolitik der<br />
DDR-Zeit stammen, <strong>und</strong> jetzt drängen entsprechend viele Menschen in den<br />
<strong>Arbeit</strong>smarkt. Da<strong>für</strong> kann man die Betriebe nicht verantwortlich machen, sondern das<br />
ist einfach die Lage, wie sie ist. Das heißt, nur 60 Prozent derer, die eine berufliche<br />
Ausbildung suchen, bekommen einen Ausbildungsplatz, die anderen 40 Prozent<br />
müssen wir anderweitig unterbringen. Und wir haben das bis jetzt jedes Jahr geschafft!<br />
Unser Haushalt knirscht <strong>und</strong> quietscht, wir haben da sehr viele Haushaltsmittel hinein-<br />
gesteckt, weil wir sagen, das ist eine prioritäre politische Aufgabe; wir haben ESF-<br />
Programme eingesetzt; wir haben ein sehr schönes B<strong>und</strong>-Länder-Programm, wir<br />
haben die B<strong>und</strong>esanstalt <strong>für</strong> <strong>Arbeit</strong>, wir haben auch noch eigene Programme aufgelegt<br />
– also das ganze Instrumentarium wirkt hier zusammen.<br />
Vier Jahre lang hat jeder Jugendliche ein Angebot gekriegt. Und nun kommt unsere<br />
Studie <strong>und</strong> sagt: „Im Hinblick auf die Möglichkeit, einen Ausbildungsplatz <strong>für</strong> die Kinder<br />
zu finden, gaben 90 Prozent der befragten Familien an, unzufrieden zu sein ...“ Wir<br />
waren immer zufrieden, wir waren stolz, <strong>und</strong> jetzt sagt die empirische Studie, dass das