[Begrüßung Breuer] - Bundesministerium für Arbeit und Soziales
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gehen können, dass es kaum jemanden geben dürfte, der nicht über das dort geltende<br />
physische Existenzminimum kommen möchte. Grenzen der subjektiven Maße sehe ich<br />
dort, wo individuelle Ansprüche über das allgemein als notwendig Erachtete hinaus-<br />
gehen. Wer drei warme Mahlzeiten außer Haus als notwendig empfindet <strong>und</strong> sich<br />
diese nicht leisten kann, ist deshalb noch nicht arm. Ein Armutsmaß ist aus meiner<br />
Sicht daher nicht mit einem Zufriedenheitsmaß gleich zu setzen.<br />
Wolfgang Voges:<br />
Ich möchte anfangen mit dem Aspekt der Mehrdimensionalität <strong>und</strong> dem Argument von<br />
Gero Lipsmeier. Es ist ganz klar, es gibt immer Interdependenzen zwischen Datenlage<br />
<strong>und</strong> Theoriebildung, das ist auch hinlänglich bekannt <strong>und</strong> dokumentiert. Ich habe des-<br />
wegen auf diese fünf Dimensionen abgehoben, weil es einfach einen Konsens gab. Es<br />
gibt z. B. eine Vertreterin, die sagt, Ernährung ist eine der wichtigsten Dimensionen der<br />
Lebenslage. Sie macht sehr viel Forschung dazu, aber heißt es deswegen, wir sollen<br />
jetzt Ernährung als einen Bestandteil der Lebenslage definieren? Wie messen wir das?<br />
Wenn ich jetzt – was sie gemacht hat – Befragungen vor Aldi mache, dann würde ich<br />
sagen, es gibt Aldi auch in Stadtteilen, die gut situiert sind, <strong>und</strong> die kaufen eben ihren<br />
Champagner Brut bei Aldi, weil er da preisgünstig ist. Ich kann also nicht aus den<br />
strukturellen Merkmalen etwas zur Lebenslage ableiten.<br />
Ein weiteres Argument richtete sich auf die Familie: In der Tat, es gibt eine Diskussion,<br />
ob man Familie oder soziale Netzwerke (oder wie man das auch immer fasst) als<br />
Bestandteil einer Lebenslage betrachten soll. In der Tat, ich habe es hier nicht aufge-<br />
griffen, aber es wäre denkbar, wenn dies die Entscheidung hier der Expertengruppe<br />
beim Armuts- <strong>und</strong> Reichtumsbericht ist, das mit reinzunehmen, ich denke, es würde<br />
Sinn machen. Man muss nur sehen, dass man einen neuen Weg beschreiten würde,<br />
der eben meiner Ansicht nach in der Literatur bisher nicht konsensual ist, weil einige<br />
sagen, dass der Aspekt der Familie quer zu diesen Dimensionen liege.<br />
Bezahlte <strong>und</strong> unbezahlte <strong>Arbeit</strong>: Ich hatte ja sowieso schon da<strong>für</strong> plädiert, das mit<br />
hinein zu nehmen.<br />
Dann zu dem, was Herr Krug gesagt hat: Das ist ganz klar, die angemessene Umset-<br />
zung eines Lebenslagekonzepts ist im hohen Maße von der angemessenen Daten-<br />
gr<strong>und</strong>lage abhängig. Ich habe deswegen einschränkend am Anfang gesagt, im<br />
Moment ist es eben eher das ECHP, was dies bieten kann. Langfristig könnte ich mir<br />
vorstellen, dass das SOEP eher dazu geeignet ist.<br />
Dass die Dauer zu kurz kommt, verstehe ich nicht, weil ich gerade explizit gesagt hatte,<br />
welchen Stellenwert die Dauer hat. Ich habe dasselbe auch durchgespielt mit zwei<br />
Jahren oder mit drei Jahren, aber ich dachte mir, ein Jahr ist hier relativ einleuchtend.