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[Begrüßung Breuer] - Bundesministerium für Arbeit und Soziales

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Reichtum <strong>und</strong> weit überdurchschnittliche instrumentelle Freiheiten: der Machtaspekt<br />

27<br />

Reichtum an individueller Ausstattung geht häufig mit sehr ausgeprägten instrumen-<br />

tellen Freiheiten einher. So lassen sich Beziehungen zwischen hohem Einkommen <strong>und</strong><br />

starkem politischen Einfluss, umfangreichen ökonomischen Chancen durch Markt-<br />

macht, besserer Ges<strong>und</strong>heitsversorgung <strong>und</strong> Informiertheit über staatliche Entschei-<br />

dungen sowie geringere wirtschaftliche Abstiegsrisiken zeigen. 14 Bis zu einem gewis-<br />

sen Grad ist dies lediglich eine weitere Facette dessen, was zuvor als der Wunsch<br />

nach einem hohen Maß an Verwirklichungschancen bezeichnet wurde. Weit über-<br />

durchschnittliche politische Freiheiten, ökonomische <strong>und</strong> soziale Chancen etc. können<br />

jedoch ab einem bestimmten Grad die Verwirklichungschancen anderer beeinträch-<br />

tigen. Während der Reichtum im Sinne einer umfangreichen Ausstattung ein<br />

wünschenswertes Ziel darstellt, wird er dort zum Problem, wo reiche Bürger die<br />

Freiheiten anderer in Mitleidenschaft ziehen. Insoweit ist Reichtum streng genommen<br />

nicht allein das wünschenswerte Gegenteil der Armut im Sinne eines Mangels an<br />

Verwirklichungschancen. Vielmehr ergibt sich eine Ambivalenz des Reichtums aus<br />

dessen Machtaspekt. Konzeptionell wäre ein bedenklich hohes Machtpotenzial als<br />

Übermaß an instrumentellen Freiheiten interpretierbar. Beispielsweise, wenn<br />

• Reichtum nur durch politische Privilegien konserviert würde;<br />

• wirtschaftliche Macht zur Ausgrenzung von Konkurrenten auf Güter- <strong>und</strong> <strong>Arbeit</strong>s-<br />

märkten führen würde;<br />

• trotz formal freien Zugangs die faktische Inanspruchnahme von Bildungs- <strong>und</strong><br />

Ges<strong>und</strong>heitseinrichtungen sehr ungleich bliebe;<br />

• die Transparenz politischer <strong>und</strong> wirtschaftlicher Chancen zur Wahrung eigener<br />

Interessen aufgehoben würde;<br />

• Macht auch in einer demokratischen Marktwirtschaft in Einzelfällen zur Besitz-<br />

standswahrung eingesetzt würde, um sehr umfassende Verwirklichungschancen zu<br />

konservieren.<br />

Die derzeitigen Ansätze zur Reichtumsmessung beschäftigen sich seltener mit den<br />

instrumentellen Freiheiten, sondern vorwiegend mit der Ermittlung der individuellen<br />

Ausstattung. Hier<strong>für</strong> spricht erstens, dass die Bevölkerung mit dem Reichtumsbegriff<br />

möglicherweise stärker die individuelle Ausstattung assoziiert. Zweitens ist beim der-<br />

zeitigen Stand der deutschen, aber auch internationalen Reichtumsforschung zu<br />

berücksichtigen, dass die Operationalisierung eines „Übermaßes an instrumentellen<br />

14<br />

Vgl. neben zahlreichen anderen Volkert (1998).

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