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DER LUZERNER UNTERGRUND 1850-1920 - Terminus Textkorrektur

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1897 hielten in Luzern fast die Hälfte aller Haushalte Untermieter. Im Untergrund lag der<br />

Anteil Schlafgänger an der Quartierbevölkerung mit 22,8% am höchsten. Im Unterschied zu<br />

den anderen Quartieren lebten im Untergrund gleich mehrere Schlafgänger im selben<br />

Haushalt. Die Beherbergung von Schlafgängern geschah oft aus finanzieller Not und war<br />

insofern ein schichtspezifisches Phänomen. Im Meisterhaushalt in Untermiete wohnende<br />

Gewerbegehilfen waren im Untergrund selten; Dienstboten gab es praktisch keine. 43<br />

Tab. 5: Haushaltsstrukturen 1897<br />

Haushalte Anteil Anteil Dienstboten Anzahl<br />

mit Schlafgänger Gewerbe- in % der Untermieter<br />

Untermieter an gehilfen an Quartier- pro Haushalt<br />

n in % aller Untermietern Untermieter bevölkerung mit<br />

Haushalte<br />

n<br />

Untermieter<br />

Hof 22.1 80.8 19.2 19.2 1.6<br />

Zürichstrasse 44.4 86.5 13.5 3 2.5<br />

See 50.4 69.8 30.2 8.4 2.3<br />

Kapellgasse 45.4 63.8 36.2 9.1 2.3<br />

Mühlegasse 61 74.4 25.6 10 1.2<br />

Kleinstadt 38.8 72 28 10.5 2.6<br />

Moos 55.4 90.7 9.3 4.5 2.2<br />

Obergrund 45.4 84.3 15.7 5.1 2.1<br />

Bruch 39 67.1 32.9 5.3 2.1<br />

Untergrund 49.5 87.7 12.3 2.5 2.9<br />

Quelle: Pietzcker (1898), S. 61. Schüpbach (1983), S. 111.<br />

Im Vergleich zu heute zog die Bevölkerung um die Jahrhundertwende viel öfter um, wobei<br />

das Volumen der Wohnungswechsel in Unterschichtquartieren in der Regel höher war als in<br />

Oberschichtquartieren. Dass sich Umzüge in der 2. Hälfte des 19. Jh. zu mehr als 50%<br />

innerhalb eines jeweiligen Stadtviertels vollzogen, wurde z.B. für einige kleine deutsche<br />

Städte (u.a. Göttingen) nachgewiesen. 44 Dies trifft auch auf den Untergrund zu. Gemäss<br />

mündlicher Auskunft kamen Umzüge in Oberschichtquartiere wie etwa das Hofquartier kaum<br />

vor. 45 Um gesicherte Aussagen zur intraurbanen Mobilität machen zu können, müssten<br />

allerdings die städtischen Adressbücher ausgewertet werden, was einen enormen<br />

Arbeitsaufwand beinhaltete.<br />

43 Schüpbach (1983), S. 111 und 150.<br />

44 Denecke (1987), S. 147. Fritzsche (1990), S. 215.<br />

45 Nach Auskunft von Jacob Scherrer.<br />

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