DER LUZERNER UNTERGRUND 1850-1920 - Terminus Textkorrektur
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Relikte dörflicher Kultur stellten im Untergrund die parteipolitisch gefärbten Wirtschaften<br />
dar: Der "Steinbruch" und die "Sentimatt" galten als liberal, die "Station Gütsch" als<br />
konservativ; der "Kreuzstutz" - Anfang 20. Jh. noch Stammlokal der Holzarbeiter und über<br />
das Quartier hinaus beliebter Treffpunkt - entwickelte sich zusehends zum Treffpunkt der<br />
Sozialisten. 1927 kaufte ihn die Volkshausgenossenschaft für die Genossen im Untergrund.<br />
Den Quartierbewohnern war bekannt, wer in ihrer näheren Umgebung wie stimmte.<br />
Gegebenenfalls wussten sich Wohnungsnachbarn unterschiedlicher Parteizugehörigkeit aus<br />
dem Wege zu gehen. 170<br />
6.2. Sozialstruktur der Luzerner SP<br />
Im Kanton Luzern konzentrierte sich die sozialdemokratische Basis weitgehend auf den<br />
städtischen Ballungsraum. Etwa vier Fünftel der kantonalen SP-Mitglieder wohnten Anfang<br />
20. Jh. in der Stadt und in den industriellen Agglomerationsgemeinden Emmen und Kriens.<br />
Die kleinen sozialdemokratischen Landsektionen waren von geringer Bedeutung und<br />
bestanden oft nur kurze Zeit.<br />
1902 bis 1913 stieg die Mitgliederzahl der Kantonalpartei um knapp 300 auf 1'120. 171 Nach<br />
vorübergehendem massivem Rückgang im Ersten Weltkrieg (noch 670 Mitglieder 1915)<br />
erreichte sie 1917 das Vorkriegsniveau wieder, worauf eine Mitgliederexplosion erfolgte: mit<br />
1'010 Mitgliedern Ende 1919 zählte die Stadtsektion fast doppelt so viele Mitglieder wie<br />
1917. Jeder 44. Stadtbewohner gehörte nun der SP an. 172 Die Nachkriegskrise schwächte - im<br />
Unterschied zu den meisten Gewerkschaften - die SP kaum. Der kantonale Mitgliederbestand<br />
stagnierte bei ca. 1'400.<br />
1919 wohnten 77,5% der städtischen SP-Mitglieder auf dem linken Ufer (Bevölkerungsanteil<br />
linkes Ufer: 62,6%). Stärkste Sektion war der Kreisverein Moos mit 329 Mitgliedern, gefolgt<br />
von den Kreisvereinen Obergrund mit 250 und Untergrund mit 203. Auf der rechten<br />
Stadtseite bestanden die Kreisvereine Zürichstrasse mit 151 und Altstadt mit 78<br />
Mitgliedern. 173 Der Untergrund wies die höchste Dichte an Parteimitgliedern auf.<br />
Tab. 24: Mitgliederdichte in den SP-Kreisvereinen 1919 (Anzahl Quartierbewohner pro SP-<br />
Mitglied)<br />
Untergrund Moos Obergrund Zürichstrasse Altstadt<br />
33 36 36 72 72<br />
170 Mündliche Auskunft von Jacob Scherrer.<br />
171 Gruner (1988), Bd. III, S. 48-49 und 296-97.<br />
172 CD 23.9.1919.<br />
173 CD 23.9.1919.<br />
Quellen: CD 23.9.1919. EVZ <strong>1920</strong>.<br />
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