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DER LUZERNER UNTERGRUND 1850-1920 - Terminus Textkorrektur

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sumpfigen Riedlandes zwischen Obergrund und Seeufer sowie durch die Abdrehung des<br />

Bahnhofs, die das Terrain auf der Hirschmatte für die Überbauung freimachte,<br />

Expansionsmöglichkeiten im Süden der Stadt. Die Bevölkerungszahl der Grossstadt wuchs<br />

1860-1890 um 72% (von 6'297 E auf 10'844 E), wobei sich das Wachstum auch auf die<br />

Altstadt, deren Bausubstanz aufgestockt wurde, erstreckte. Die Bevölkerung des linksufrigen<br />

Stadtgebiets ohne die Quartiere Bruch und Untergrund wuchs 1860-1890 mit 129% fast<br />

doppelt so stark (1860: 2'759 E; 1890: 6'319 E). Das schwache Bevölkerungswachstum des<br />

Untergrunds in dieser Zeit war somit für das linke Ufer untypisch. 1880-1910 übertraf die<br />

demographische Wachstumsrate der linken Stadtseite jene der rechten mehrfach. 1910-<strong>1920</strong><br />

stieg in einer Phase reduzierten Wachstums die Bevölkerungszahl auf dem rechten Ufer<br />

erstmals seit 50 Jahren wieder stärker als auf dem linken (siehe Anhang 3).<br />

Die Randbezirke verzeichneten im Wachstumsschub der 90er Jahre bis zum Ersten Weltkrieg<br />

höhere demographische Zuwachsraten als die zentralen Stadtteile: die Bezirke See, Kleinstadt<br />

und Zürichstrasse 20%-30%, das Altstadtquartier Kapellgasse unter 20%, das Gebiet<br />

Untergrund/Bruch sowie das Hofquartier 50%, das Moosquartier fast 100% und der<br />

Obergrund über 100%. 11 1900-1910 entsprach das Wachstum des Untergrunds mit 30% dem<br />

städtischen Durchschnitt. 1900 wohnten etwas mehr als 3'000 Personen im Untergrund, 1910<br />

knapp 4'000 (10% der städtischen Einwohnerschaft). Diese verteilten sich im wesentlichen<br />

auf die Bernstrasse (ca. 40%) und die Baselstrasse (56,5%); nur wenige wohnten auf der<br />

Reussinsel und an der Sagenmattstrasse (zusammen 3,5%). 12<br />

Das Gebiet Untergrund/Bruch war das einzige Stadtgebiet, in dem <strong>1920</strong> weniger Leute<br />

wohnten als 1910 (Rückgang der mit 1910 vergleichbaren Bezirke Bruch und Untergrund von<br />

7'387 E auf 6'738 E). Dieser zur gesamtstädtischen Entwicklung gegenläufige Trend setzte<br />

aber erst gegen Ende des Ersten Weltkrieges ein. 1917-<strong>1920</strong> sank die Bevölkerungszahl des<br />

linken Stadtteils um über 1'000 Personen auf knapp 28'000 E. Der Untergrund war vermutlich<br />

vom hohen demographischen Kriegsgewinn von 3'000 Personen 1917 - üblich war seit der<br />

Jahrhundertwende eine jährliche Zunahme der Stadtbevölkerung zwischen 600 E und 1'600 E<br />

- stark tangiert worden, so dass 1917/1918 wesentlich mehr Leute im Quartier gelebt haben<br />

dürften als <strong>1920</strong>.<br />

1860 waren sieben von zehn Einwohnern des Untergrunds Zuzüger von der Luzerner<br />

Landschaft; jeder neunte stammte aus einem anderen Kanton und nur jeder 25. aus dem<br />

Ausland (gesamtstädtisch jeder 20.). 13 Der Stadtbürgeranteil lag 1860 mit 13,4% bzw. 350<br />

Personen etwas unter dem städtischen Mittel. Die Stadtbürger wohnten in der St.-Jakobs-<br />

Vorstadt und im Bruchgebiet, nördlich des ehemaligen Sentitors waren v.a. Handwerker mit<br />

beschränkten Bürgerrechten ansässig. Gesamtstädtisch sank der Stadtbürgeranteil von 19,1%<br />

11 Schüpbach (1983), S. 108-109. Vber. StR. 1899, S. 53.<br />

12 Die Zahlen beruhen auf einer Hochrechnung der Anzahl Steuerzahler pro Strasse.<br />

13 Schüpbach (1983), S. 94.<br />

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