DER LUZERNER UNTERGRUND 1850-1920 - Terminus Textkorrektur

Obwohl die Zahl der PrimarschülerInnen nach dem Ersten Weltkrieg sank - zahlreiche
kinderreiche Arbeiterfamilien waren aus Luzern abgereist -, und obwohl kein akuter Mangel
an Schullokalitäten mehr herrschte, schaffte der Stadtrat den alternierenden Unterricht nicht
ab. Mitte 1919 lehnte er zudem ab, der SP für die von ihr für 200 Kinder geplante
Sonntagsschule Schulräume zur Verfügung zu stellen. 279
Als im Herbst 1918 in Luzern die Grippewelle ausbrach, wurde das St.-Karli-Schulhaus zum
Grippespital umfunktioniert (bis Frühling 1919). In bürgerlichen Quartieren wäre eine solche
Massnahme wohl schwerer durchsetzbar gewesen.
Jugendliche aus dem Untergrund kamen ganz selten in den Genuss höherer Schulbildung. Im
Schuljahr 1919/1920 beispielsweise wohnten 447 Kantonsschüler (Gymnasiasten) in der
Stadt. 280 Jacob Scherrer, damals dreizehn Jahre alt und an der Baselstrasse wohnhaft, erinnert
sich an einen einzigen - durchaus unbeliebten - Kantonsschüler von der Baselstrasse, den
Sohn des liberalen Grossstadtrates Geisshüsler. Dass an der Baselstrasse ein
Philosophiestudent wohnte, der es später "zu etwas brachte", wird von der Quartiergeschichte
"Vom Gütsch zur Reuss" speziell hervorgehoben. 281
Als "Keimzellen der Reaktion und des bornierten Klassengeistes" charakterisierte Josef
Albisser 1927 die Korpsstudenten der Hochschulen: Mit Autos umherrasend, betrieben sie
Abstimmungspropaganda und verhöhnten die Arbeiterschaft. An der Wallfahrt nach Sempach
gegen die Streikführer des Landes-Generalstreiks hatten laut Albisser sogar
Mittelschulverbindungen teilgenommen. 282
279 CD 21.6.1919.
280 Jb. der Kantonsschule Luzern 1919/20.
281 "Vom Gütsch zur Reuss", S. 51.
282 AB 12.3.1927.
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