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DER LUZERNER UNTERGRUND 1850-1920 - Terminus Textkorrektur

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Leuten am unteren Rand des Kriterienbereichs -, doch lässt sich so relativ einfach ein<br />

kleinräumiges Bild der sozialen Homogenität in den Quartieren entwerfen (siehe Karten in<br />

Anhang 63 und 64 sowie Anhang 28). Die soziale Durchmischung - so das Ergebnis - war in<br />

allen Quartieren relativ hoch. Die Altstadt beispielsweise prägte ein engmaschig<br />

differenziertes Mosaik heterogener Oberschichtanteile, das kleinräumig definierte Gunstlagen<br />

sichtbar macht: Besonders an den attraktivsten Wohnlagen mit Wasseranstoss und Aussicht<br />

auf Fluss und Berge konzentrierten sich reiche Anwohner. Die überraschend kleine<br />

Einkommensoberschicht des Hofquartiers erklärt sich mit den vielen dort ansässigen<br />

Rentnern, die kein Einkommen versteuerten. Die Baselstrasse war die einzige bedeutende<br />

Verkehrsader, wo weniger als 10% der Zensiten Vermögen über 10'000 Franken versteuerten.<br />

Beim Einkommen lagen auch die Zürich- und die Obergrundstrasse unter 10%. Im<br />

Untergrund wies einzig ein Strassenabschnitt in der Sentimatt über 10% Steuerpflichtige auf,<br />

die über 2'500 Franken Einkommen versteuerten.<br />

Die Streuung von Einkommen und Vermögen lässt sich mit Lorenzkurven aussagekräftig<br />

darstellen (siehe Lorenzkurven zur Einkommens- und Vermögensverteilung im Untergrund<br />

1891-<strong>1920</strong> sowie zur Vermögensverteilung in der Stadt <strong>1920</strong> in Anhang 26, 27, 29, 30-39).<br />

1910 war die Einkommensstreuung im Untergrund in den ersten acht Dezilen<br />

ungleichmässiger als 1891. 1910-<strong>1920</strong> fand kein weiterer Konzentrationsprozess statt. Die<br />

1891 und 1910 extrem ungleichmässige Vermögensverteilung im Untergrund schwächte sich<br />

1910-<strong>1920</strong> ab. Die Disparitäten bei der Streuung von Einkommen und Vermögen fielen im<br />

Untergrund, verglichen mit der ganzen Stadt, geringer aus. Dass die soziale Homogenität im<br />

Arbeiterquartier höher war als gesamtstädtisch, stimmt mit den Verhältnissen in Zürich, wo<br />

die Streuung um den Vermögensmittelwert in der Stadtgemeinde doppelt so hoch war wie in<br />

Aussersihl, grundsätzlich überein. 140<br />

Das Verteilungsmuster der Vermögensklassen blieb gesamtstädtisch 1900-<strong>1920</strong> stabil. 1910<br />

verfügten 56,9% der steuerpflichtigen Vermögensbesitzer über Vermögen bis und mit 10'000<br />

Franken, 27,2% zwischen 10'000 und 50'000 Franken (entsprechende Anteile <strong>1920</strong>: 51,3%<br />

und 30,1%; zur Grösse der Vermögens- und Einkommensklassen 1910 im Hof, im<br />

Untergrund und in der ganzen Stadt siehe Anhang 26 und 27).<br />

1887 besassen in Luzern 51 Personen Vermögen über 200'000 Franken, 1910 115 eines über<br />

250'000 Franken. 1910 besassen jene 48 Personen (weniger als 1% der<br />

Vermögenssteuerpflichtigen), deren Vermögen 500'000 Franken überstieg, 20,9% des<br />

gesamten Vermögenssteuerkapitals Luzerns. Keiner der dreissig vermöglichsten Luzerner<br />

wohnte 1910 im Untergrund. 141 1891 wiesen vier Personen an der Baselstrasse ein Vermögen<br />

über 50'000 Franken, drei über 100'000 Franken und einer über 500'000 Franken aus. Das<br />

entsprach einem Anteil von 2,2% der Zensiten an der Baselstrasse. In Aussersihl besassen<br />

140 Fritzsche (1985), S. 162-163.<br />

141 Brunner (1981), S. 87-88.<br />

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