DER LUZERNER UNTERGRUND 1850-1920 - Terminus Textkorrektur

zum Teil kaum noch Einkommensunterschiede. 151 1891-1920 wurde das unterste
Einkommenssegment beruflich homogener. Neben Hilfsarbeitern, welche die Mehrheit
stellten, umfasste es 1910 fast ausschliesslich Berufstätige des 2. Sektors, zum Teil auch
ledige Frauen, die als Glätterinnen, Schneiderinnen und Ladentöchter arbeiteten. 1920 stellten
an der Bernstrasse Maurer und Gipser mit 23%, an der Baselstrasse Fabrikarbeiter mit 10%
neben den Hilfsarbeitern und Taglöhnern die grösste unterschichtige Gruppe dar.
Die fünfstöckige, von Leopold Lehmann in den 90er Jahren gebaute Mietshausreihe an der
Unteren Baselstrasse (fünf Häuser: Nummern 91-99) beherbergte 1920 80 Zensiten (15%
aller Zensiten der Baselstrasse). Über die Hälfte von ihnen waren als Fabrik- oder
Hilfsarbeiter tätig. Ein Drittel aller italienischen Steuerpflichtigen der Baselstrasse wohnte
dort. Als einziger Bewohner verfügte ein Schreiner über ein kleines Vermögen von 2'000
Franken. Das durchschnittliche Einkommen aller steuerpflichtigen Mieter belief sich auf
1'220 Franken, jenes der 30 Hilfsarbeiter auf 1'050 Franken.
Tab. 19: Einkommensstreuung bei den 30 Hilfsarbeitern in den Lehmann-Häusern 1920
Quelle: Städtisches Steuerregister 1920.
So hohe Einkommensdifferenzen unter Hilfsarbeitern bestanden 1891 noch nicht, 1910 nur
vereinzelt. Diese Disparitäten waren zum Teil eine Folge der konjunkturellen Schwankungen
im Ersten Weltkrieg, welche einerseits sporadisch gute Verdienstchancen bargen, andererseits
die Instabilität der individuellen Lebenssituation förderten. Auch im Münchner Westend
zeigen Einkommensdaten hohe Schwankungen der jeweiligen im selben Beruf erzielten
Einkommen. 152
151 Brunner (1976), S. 94.
152 Bleek (1991), S. 204.
Einkommen Anzahl Einkommen Anzahl
in Fr. Zensiten in Fr. Zensiten
200 5 1'400 3
300 4 1'700 1
500 2 1'800 1
600 1 1'900 1
800 3 2'200 1
900 1 2'500 2
1'000 1 3'100 1
1'100 1
1'200 2
50