DER LUZERNER UNTERGRUND 1850-1920 - Terminus Textkorrektur
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Die Stadtratswahlen 1899 lösten im Untergrund bei den Liberalen ein Gerangel um die<br />
Kandidatenaufstellung aus. Ein Aufruf von "Wählern des Quartiers Littauerstrasse und vielen<br />
Gewerbetreibenden" prangerte an, die Kandidaturen seien ungleichmässig auf die Quartiere<br />
verteilt. Infolge "zielbewusster Umtriebe weniger Übelwollender" sei der quartiereigene<br />
Kandidat, Baumeister Füllemann, aus der liberalen Liste gekippt worden, was angesichts der<br />
systematischen Diskriminierung des Quartiers, in welchem um die 100 Wähler wohnten, nicht<br />
toleriert werden könne. Ein unsigniertes Flugblatt ortete als Hauptschuldige die liberalen<br />
Kandidaten der Baselstrasse, Baptist Meyer und Mauritz Waller, und empfahl, sie von der<br />
Wahlliste zu streichen. 158<br />
Bis 1911 blieben die Liberalen in allen Stadtteilen stärkste Partei. Einzig im Hofquartier<br />
hatten sie in den Konservativen eine fast ebenbürtige Konkurrenz. Die SP erzielte bei den<br />
Grossratswahlen 1911 in vier von fünf Wahlkreisen des linken Ufers einen<br />
Parteistimmenanteil von 20%-25% - womit sie die Konservativen knapp überholte -, auf der<br />
rechten Stadtseite blieb sie unter 15%. Die Liberalen büssten lediglich im Obergrund ihre<br />
absolute Mehrheit knapp ein. Insgesamt verteilte sich die liberale Wählerschaft<br />
gleichmässiger über das Stadtgebiet als die sozialdemokratische mit Schwergewicht auf dem<br />
linken und die konservative auf dem rechten Ufer.<br />
Tab. 21: Bezirksspezifische Ergebnisse der Grossratswahlen vom 14.5.1911<br />
I II III IV V VI VII VIII Total<br />
Stimmbeteiligung 91.8 88.3 89.3 88.2 90.6 88.4 90.5 86.6 89.2<br />
Liberale 53.5 63.5 55.1 52.2 63.5 56.6 49.3 59.5 57<br />
Konservative 40.7 22.4 30.6 22.8 24.5 20.5 23.3 17.2 24.9<br />
Sozialisten 4.5 12.6 12.5 23.7 10.8 21.2 24.8 22.5 16.5<br />
Quelle: Protokolle der Verhandlungen der Einwohnergemeinde Luzern.<br />
Urnenkreise gemäss Stadtratsbeschluss vom 18.1.1911:<br />
Rechtes Ufer:<br />
Kreis I: Wesemlin, Halde, Hof, Wey<br />
Kreis II: Hertensteinstrasse, Zürichstrasse, Maihof<br />
Kreis III: Altstadt, Bramberg, St. Karli<br />
Linkes Ufer:<br />
Kreis IV: Basel-/Bernstrasse, Gütsch, Gibraltar<br />
KreisV: Säli, Bruchmatt, Kleinstadt, Hirschengraben<br />
Kreis VI: Hirschmatt, Neustadt<br />
Kreis VII: Reckenbühl, Obergrund, Allmend, Kleinmatt<br />
Kreis VIII: Bahnhof, Bundesstrasse, Sternmatt, Tribschen<br />
Nach dem Ersten Weltkrieg verbuchte die SP grosse Gewinne. Bei der ersten Proporzwahl für<br />
den Grossen Stadtrat 1919 verloren die Liberalen die absolute Mehrheit. Bisher hatten sie den<br />
Konservativen und Sozialdemokraten aufgrund einer Vereinbarung je zehn Sitze im<br />
60köpfigen Stadtparlament überlassen. 1919 votierten noch vier von zehn städtischen<br />
158 Wahl- und Abstimmungsakten ab 1891 (SAL B 3.4/A1.1.).<br />
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