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DER LUZERNER UNTERGRUND 1850-1920 - Terminus Textkorrektur

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eispielsweise von 15 Schneidern fünf effektiv Schneidermeister und zehn Gesellen und<br />

Hilfskräfte waren.<br />

Mindestens 20% der selbständigen Handwerker, Gewerbetreibenden und Ladenbesitzer von<br />

1870 führten auch 1890 noch einen Betrieb an der Baselstrasse, meistens in derselben<br />

Branche. Tatsächlich dürften es sogar mehr gewesen sein, denn die Zahlen für 1870<br />

schliessen das spätere Bruchquartier mit ein.<br />

Der gesellschaftliche Umbruch der Jahrhundertwende bewirkte einen Rückgang der<br />

selbständig Erwerbstätigen bis <strong>1920</strong>. Besonders der Handwerkerstand unterlag einer<br />

qualitativen und quantitativen Ausdünnung. Das Branchenverzeichnis von 1921 rubriziert<br />

nurmehr 118 Selbständige an der Bern- und Baselstrasse (Baselstrasse: 83; Bernstrasse: 25),<br />

wovon nur noch fünf Glätterinnen und Wäscherinnen. Während die Zahl der<br />

Lebensmittelläden und Wirtschaften im Untergrund 1890-<strong>1920</strong> beträchtlich anstieg, waren<br />

die mit einem Gewerbebetrieb gekoppelten Sparten (z.B. Schuhmacher) rückläufig (siehe<br />

Tab. 9).<br />

Der Vergleich der Branchenverzeichnisse 1890 und 1921 ergibt nur noch acht sichere<br />

Identifikationen (zur Branchenstruktur im Untergrund 1870-1921 siehe Anhang 15).<br />

1870 fehlten folgende Berufsgruppen bzw. Geschäfte (gesamtstädtisch 150 Nennungen) im<br />

Untergrund: Ärzte, Apotheken, Weinhändler, Weisswarenhandlungen, Zimmermeister,<br />

Kunstmaler, Charcuterien, Cigarren- und Tabakwaren, Hebammen, Südfrüchtehandlungen,<br />

Quincaillerien und Photographen. Hingegen existierten bereits zehn Spezereien und sechs<br />

Wein-, Bier- und Speisewirtschaften.<br />

Für 1890 und 1921 habe ich eine detaillierte Auszählung für das Gebiet nördlich des<br />

Kasernenplatzes vorgenommen. Neu gab es 1890 im Quartier einen Arzt, ein<br />

Delikatessengeschäft sowie Tabak- und Spirituosegeschäfte. Auf den Alltagsbedarf<br />

ausgerichtete Lebensmittel- und Kleiderläden beherbergte der Untergrund<br />

überdurchschnittlich viele. Luxusprodukte wie Corallen oder Elfenbeinwaren, welche im<br />

Fremdenquartier Hof feilgeboten wurden, fehlten, ebenso Konfektionsgeschäfte und Bazare.<br />

In der Dichte an Wirtschaften übertraf der Untergrund alle anderen Quartiere. Neben den<br />

offiziellen bestanden auch illegal Alkohol ausschenkende Winkelwirtschaften, was den<br />

städtischen Wirteverein 1891 zu einer Reklamation an den Regierungsrat veranlasste.<br />

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