Zürcher Denkmalpflege, 9. Bericht 1977-1978, 1.Teil - Kanton Zürich
Zürcher Denkmalpflege, 9. Bericht 1977-1978, 1.Teil - Kanton Zürich
Zürcher Denkmalpflege, 9. Bericht 1977-1978, 1.Teil - Kanton Zürich
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ausdrucksvoll gebildeten Gesichter mit anderen Wandmalereien<br />
deutet auf eine Entstehung im späten 14. oder am Anfang des<br />
15. Jahrhunderts. Ob der eine der Köpfe zu einem Kruzifixus gehört,<br />
bleibt fraglich...»<br />
12 Bruchstücke, gefunden unmittelbar östlich des Südportals im<br />
Fundamentgraben: (Fund Nr. 12, Januar <strong>1977</strong>). Farben: Rot, Gelb,<br />
Grau, Dunkelgrau, Weiss, Schwarz, schwarze Trennlinien. Zwei<br />
kleinere Teile, die zusammengehören (in Gips eingegossen), und<br />
ein weiterer grosser Teil geben Zeugnis von einem geometrischen<br />
Muster aus Quadraten, gelb oder schwarz umrandet, diagonal geteilt<br />
in graue, weisse, rote und gelbe Felder. Ein Teil mit dunkelgrauen<br />
Punkten.<br />
Entlang dem Ostteil der Südmauer kamen im Fundamentgraben<br />
folgende Fragmente zutage:<br />
– 41 Bruchstücke mit Resten figürlicher Darstellung (Finger?)<br />
und geometrische Muster.<br />
– 42 Bruchstücke mit u. a. schwarzen Linien, gerade und gebogen,<br />
sowie mit Resten figürlicher Teile. Besonders zu beachten: Gesicht<br />
mit schmerzlichem Ausdruck, Knollennase, fehlende Haarpartie.<br />
Ein Teil mit Fingern, ein weiterer mit Haaren oder ähnlichem.<br />
– 44 Bruchstücke mit u. a. roten und schwarzen Streifen; dazu Reste<br />
figürlicher Teile (Hände?), ein Teil mit kleinen schwarzen<br />
Kreisen (Durchmesser etwa 2 cm).<br />
Aus dem Vorchor, östlich des Südportals wurden in Fundamentgräben<br />
gefunden:<br />
– 3 Bruchstücke (Gesichter und Finger) in den Farben Weiss,<br />
Gelb, Rot und Schwarz:<br />
a) Ein Teil mit ovalem Gesicht unter goldgelbem Haar (Höhe<br />
10 cm). Der Ausdruck wirkt wegen des offenen Mundes<br />
schmerzlich. (Mit einiger Vorstellungskraft könnte man sich<br />
eine Dornenkrone auf dem Kopf und links beim Haaransatz<br />
den Anfang eines Kreuzbalkens denken. Es würde demnach<br />
ein Kruzifixus vorliegen.)<br />
b)Ein Teil mit Stirn- und Augenpartie sowie goldgelbem Haar.<br />
Die Stirn scheint gerunzelt, die Augen liegen auf der unteren<br />
Bruchlinie.<br />
c) Vier nebeneinanderliegende Finger oder Zehen.<br />
Die ausdrucksstarke, mit schwarzen und roten Strichen schnell<br />
vorgezeichnete und mit Gelb überstrichene Figurenmalerei dürfte<br />
dem späten 14. Jahrhundert angehören.<br />
Aus dem Fundamentgraben beim Südportal stammen:<br />
– 1 Bruchstück (ovales Gesicht). Ein leicht von links unten gesehenes<br />
ovales Gesicht (Höhe etwa 8 cm, linkes Auge fehlend),<br />
gebildet aus breiten schwarzen Linien, schnell und ausdrucksvoll<br />
hingesetzt. Eine hellrote Linie entlang der einen Gesichtshälfte.<br />
Gelblich überstrichen.<br />
Im Bereich der Chorbogenspannmauer hinter dem Kreuzaltar fand<br />
man:<br />
– 3 Bruchstücke. Ein Teil mit gelber Grundfarbe und schwarzen,<br />
haarähnlich gebogenen Schraffuren.<br />
Ganz besonders reich dürfen wir uns den neuen Chor vorstellen:<br />
Am 7. März 1431 wurde der neue Hochaltar zu Ehren<br />
«Unserer Lieben Frau» feierlich eingeweiht, und 1472<br />
erbaute man in der Mitte des Chorbogens – zwischen Chor<br />
und Schiff also – einen Kreuzaltar. Während vom Altarfundament<br />
– wie von den früheren Altären übrigens – keinerlei<br />
Überreste erhalten blieben, kamen bei den Ausgrabungen<br />
<strong>1977</strong> eindeutige Fundamentreste vom Kreuzaltar zutage.<br />
Diese dank ihrer Lage auf dem Horn von Meilen weithin<br />
sichtbare Kirche ist – wohl um 1490 – nach Ausweis einer<br />
Meilen. Reformierte Kirche. Archäologische Untersuchungen<br />
<strong>1977</strong>. Grab 32: Langsax des späten 8. oder frühen <strong>9.</strong> Jh. Mst. 1:5.<br />
ausgedehnten Brandschicht ein Raub der Flammen geworden<br />
und wurde in der Folge vollständig abgebrochen. An<br />
ihrer Stelle entstand dann 1493–1495 die spätgotische,<br />
die heutige Kirche von Meilen.<br />
Für den Neubau bestellte das Kloster Einsiedeln nicht irgendeinen<br />
Baumeister, sondern den damals wegen seiner<br />
Kirchenbauten St. Wolfgang bei Cham (1473), St. Oswald<br />
in Zug (1478–1483) und Wasserkirche in <strong>Zürich</strong> (1479–<br />
1484) bekannten «<strong>Zürcher</strong> Werkmeister in Stein», den aus<br />
Öttingen bei Nördlingen stammenden Hans Felder.<br />
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