Zürcher Denkmalpflege, 9. Bericht 1977-1978, 1.Teil - Kanton Zürich
Zürcher Denkmalpflege, 9. Bericht 1977-1978, 1.Teil - Kanton Zürich
Zürcher Denkmalpflege, 9. Bericht 1977-1978, 1.Teil - Kanton Zürich
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Rüti. Ehemalige Klosterkirche. Archäologische Untersuchung<br />
1980/81. Grabplatte (P) des Grafen Hartmann I. von Werdenberg-<br />
Sargans (1254–1264).<br />
Rüti. Ehemalige Klosterkirche. Archäologische Untersuchung<br />
1980/81. Grabplatte (P) des Grafen Hartmann I. von Werdenberg-<br />
Sargans (1254–1264). Schrägansicht.<br />
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tenen Untersuchung geworden. Hätten wir damals die Untersuchung<br />
auf die notwendige Fläche ausdehnen können,<br />
würden wir die Lage anders beurteilt haben!<br />
Immerhin befasste ich mich schon 1963 mit der eigenartigen<br />
Fundsituation und studierte die chronikalischen Überlieferungen,<br />
wonach Abt Bilgeri von Wagenberg nach 20<br />
Monate dauernden Verhandlungen mit den Glarnern am<br />
30. November 1389 zahlreiche, bereits stark verweste Leichen<br />
der bei Näfels am <strong>9.</strong> April 1388 Gefallenen aus einem<br />
Massengrab exhumieren und nach Rüti transportieren<br />
liess.*<br />
Die Grabplatte, 223 × 109 cm, Sandstein, ist dekoriert mit<br />
dem Vollwappen der Randegg, einem schräg gestellten<br />
Dreieckschild mit Stechhelm im Profil, Helmzier und<br />
Helmtuch. Auf dem oberen und vorderen Rand der Platte<br />
die Minuskelinschrift: « + hic . sepulutus . est . dns . hainricus<br />
. de randeg . miles . occis’ . in . clarona . anno . dñi .<br />
Mccclxxxviii . nona die . appilis (sic!)».<br />
Die Grabplatte steht seit 1982 im Schiff-Westteil, an der<br />
Nordwand.<br />
An der Stelle dieses Grabes fanden wir 1963 das bei Beschreibung<br />
des Tischgrabes von Klingenberg erwähnte Depot<br />
von rund 20 Schädeln und Schädelfragmenten.<br />
Das Ossuar E/F der bei Näfels aus einem Massengrab 20 Monate<br />
nach der Schlacht am 13. November 1389 exhumierten Leichen<br />
Nach vollständiger Entfernung der drei beim Ausbau der<br />
Grabmäler von Klingenberg und von Randegg entlang der<br />
Kirchennordmauer aufgebrochenen drei Mörtelböden<br />
zeigte sich 1980 in einer etwa 6 × 2,50 m weiten und etwa<br />
50 cm tiefen Grube ein ungefähr schuhtiefer «Teppich» von<br />
Gebeinen, zu denen offenbar das 1963 entdeckte Schädeldepot<br />
gehörte.<br />
Wie die Untersuchung der Knochen durch das Anthropologische<br />
Institut der Universität <strong>Zürich</strong> ergab, waren die Gefallenen<br />
im Durchschnitt zwischen 20 und 30 Jahre alt.<br />
Auch einige Vierzigjährige sind belegt, sowie ein paar im<br />
Knabenalter Stehende. Eine zahlenmässige Überprüfung<br />
der Knochen liess auf Skelettreste von rund 90 bis 100 Gefallenen<br />
schliessen (vgl. hierzu auch: W. Drack, Das restaurierte<br />
Grabmal des Ritters Johann von Klingenberg in der<br />
Kirche Rüti. <strong>Zürcher</strong> Taschenbuch 1966, S. 3 ff.). Aufbewahrungsort<br />
der Knochen: Anthropologisches Institut der<br />
Universität <strong>Zürich</strong>.<br />
Nach Abschluss der Untersuchungen von 1963 wurden die<br />
freigelegten Stellen wieder mit erdigem Material aufgefüllt,<br />
der Boden II mit Kalkmörtel ergänzt und bis an die Fussplatte<br />
des inzwischen restaurierten Tischgrabes herangezogen.<br />
* Vgl. W. Drack, Das restaurierte Grabmal des Ritters Hans von<br />
Klingenberg in der Kirche von Rüti, <strong>Zürcher</strong> Taschenbuch auf das<br />
Jahr 1966, S. 3 ff.