Zürcher Denkmalpflege, 9. Bericht 1977-1978, 1.Teil - Kanton Zürich
Zürcher Denkmalpflege, 9. Bericht 1977-1978, 1.Teil - Kanton Zürich
Zürcher Denkmalpflege, 9. Bericht 1977-1978, 1.Teil - Kanton Zürich
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Rüti. Ehemalige Klosteranlage. Ansicht<br />
von Nordwesten. Stich von<br />
D. Herrliberger. 1741.<br />
Drainage-Leitungen<br />
Es scheint, dass sich die Meteorwasserprobleme besonders<br />
nach der Fertigstellung der Klosterkirche aufdrängten. Die<br />
Kirche steht nämlich in einem Nagelfluhbecken, in welchem<br />
sich das Meteorwasser der Umgebung sammelt. Im<br />
Rahmen unserer Untersuchung legten wir mehrere Kanäle<br />
frei, mit denen man immer neu versucht hatte, des Meteorwassers<br />
Herr zu werden.<br />
Der älteste Kanal war aus flachen Geröllsteinen südlich der<br />
Südmauer der ehemaligen Vorhalle und parallel zu dieser<br />
konstruiert worden. Er verlief unter dem Boden des Anbaus<br />
und der Westmauerverlängerung der ehemaligen Vorhalle.<br />
Diese Drainage war vor Fertigstellung der Kirche vorhanden.<br />
Der zeitlich nächste Kanal war zur Entwässerung der Gruft angelegt<br />
worden. Er führte unter der Grufttreppe hindurch<br />
nach aussen. Der Kanal scheint sich jedoch nicht bewährt zu<br />
haben. Denn, wie schon erwähnt, berichtet J.H. Schinz, dass<br />
man um 1743 die Gruft wegen des aufgestauten Wassers<br />
nicht betreten konnte.<br />
Der grösste Kanal wurde wohl beim Neubau des Amtshauses<br />
nach dem Brand von 1706 konstruiert. Jedenfalls hatte man<br />
diese Drainage durch die Kirche, entlang der Trennmauer<br />
zwischen Langhaus und Vorhalle geführt. Die Nord- und<br />
die Südmauer der Kirche waren dafür durchbrochen worden.<br />
Die Kanal-«Mauern» enthalten Fragmente von Backsteinen<br />
und Fehlbrand-Biberschwanzziegeln. Die von<br />
J.H. Schinz im Plan von 1743 als «Grab H» der Dienstleute<br />
von Wartensee bezeichnete Platte war damals schon ein<br />
Fragment, das als Schachtdeckel über der Drainage-Leitung<br />
zu dienen hatte. Das Grabplattenstück zeigt an der Bruchfläche<br />
Meisselspuren. Damals lag die Grabplatte auf glei-<br />
cher Höhe wie der Boden der Kirche (Grabplatte:<br />
469,94 m, Bodenniveau beim Klingenberg-Tischgrab:<br />
469,92 m).<br />
Durch die Verkürzung der Kirche um 12 m kam dieser<br />
Drainagekanal ausserhalb der Kirche zu liegen. Er muss sehr<br />
lange benützt worden sein. Im Schlamm des Schachtes unterhalb<br />
der Grabplatte «H» entdeckten wir Porzellanscherben.<br />
Ausserdem befindet sich eine recht moderne Schachtkonstruktion<br />
auf der Südseite des heutigen Portals. Deren<br />
Gusseisenplatte trägt zwar kein Datum, sie dürfte aber um<br />
1900 entstanden sein.<br />
Die «Neue Toggenburger Kapelle»<br />
Vor der Asphaltierung des Kirchplatzes zwischen Kirchenvorplatz<br />
und Amtshaus hatte die <strong>Denkmalpflege</strong> 1962 die<br />
Möglichkeit, den Baugrund gründlich zu untersuchen. Dabei<br />
kamen westlich des als Teil der Klosterhofmauer bezeichneten<br />
Fundamentzuges Mauerreste zum Vorschein,<br />
die wir – zusammen mit auf die Klosterhofmauer sekundär<br />
aufgesetzten Mauerresten – als die östlichsten Bauelemente<br />
der von Elisabeth von Matsch, der Witwe Friedrichs VII.<br />
von Toggenburg (+ 1436), 1437/39 errichteten «Neuen<br />
Toggenburger Kapelle» angesprochen haben (vgl. 3. Ber.<br />
ZD 1962/63, S. 92).<br />
Als <strong>1978</strong> der Strassenbelag südlich und südwestlich des<br />
Amtshauses für die Umlegung verschiedenster Leitungen<br />
erneut aufgebrochen wurde, griff die <strong>Denkmalpflege</strong> wieder<br />
zu und untersuchte innerhalb der Baugruben die westlich<br />
der 1962 gefassten Mauerzüge noch vorhandenen Baureste.<br />
Im Rahmen dieser Ausgrabungen bestätigte sich die<br />
Annahme von 1962, der Südteil der zwischen Nordwestecke<br />
des Vorhallentraktes und der Südwestecke des ehemali-<br />
161