Zürcher Denkmalpflege, 9. Bericht 1977-1978, 1.Teil - Kanton Zürich
Zürcher Denkmalpflege, 9. Bericht 1977-1978, 1.Teil - Kanton Zürich
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Oberwinterthur. Unteres Bühl. Archäologische Untersuchung<br />
<strong>1977</strong>/78. Verschiedene Aufkiesungsniveaus der römischen Strasse<br />
in Feld 75.<br />
Oberwinterthur. Unteres Bühl. Archäologische Untersuchung<br />
<strong>1977</strong>/78. Herdstelle in Feld 53 unter Schicht 22.<br />
250<br />
n. Chr. zu datieren. Parallel zur römischen Strasse, die bergseits<br />
durch einen Graben begrenzt war, erstreckte sich eine<br />
Reihe ungleich tiefer Bauten, die zum Teil einen Hinterhof<br />
umschlossen, in dessen Zentrum eine sorgfältig aus Keramikplatten<br />
konstruierte Herdstelle lag. Unweit derselben<br />
konnte ein Schacht von 139 × 190 cm Grundfläche, der<br />
über 2 Meter in den anstehenden Mergel eingetieft worden<br />
war, untersucht werden. Höchst wahrscheinlich handelte es<br />
sich um eine Zisterne. Die Einfüllung barg neben allgemeiner<br />
Keramik zahlreiche Scherben von Terra sigillata-Gefässen,<br />
darunter auch solche vom Typus Drag. 29 sowie sechs<br />
Scherben von zwei sogenannten Zirkusbechern aus Glas.<br />
Im südlichsten Raum nördlich der Strasse und im Raum<br />
nordwestlich des sog. «Hofes» fanden sich eine bzw. zwei<br />
Feuerstellen, die als «Lehmteppich» über einer Steinrollierung<br />
konstruiert waren.<br />
Ein Teil der untersuchten Häuserzeile scheint gegen die<br />
Strasse hin offen, jedoch überdeckt gewesen zu sein, liessen<br />
sich doch im betreffenden Bereich keine Anzeichen von<br />
Schwellbalken, hingegen zahlreiche Pfostenlöcher nachweisen.<br />
Daselbst angetroffene, mit Schlacken gefüllte Gruben<br />
und eine einfache Feuerstelle deuteten auf gewerbliche Betriebe<br />
hin.<br />
Zwischen der römischen Strasse und den Gebäuden lag ein<br />
unüberbauter Geländestreifen von durchschnittlich 3,5 Meter<br />
Breite. Nordwestlich der Bauten erstreckte sich bis zum<br />
Rande der Ausgrabungsfläche eine Kieselpflästerung, in der<br />
einzelne, teils kreisrunde Mulden zutage kamen.<br />
Die Bauten der 2. Bauperiode datieren ungefähr in das dritte<br />
Viertel des 1 . Jh. und können aufgrund der Funde nur sehr<br />
kurze Zeit existiert haben. Im wesentlichen die Siedlungsstruktur<br />
der ersten Periode übernehmend, machte die Siedlung<br />
aber – besonders auf der Nordwestseite – einen geschlossenen<br />
Eindruck.<br />
Im äussersten Südwesten legten wir ein langgestrecktes,<br />
zweiräumiges Gebäude frei, an das nordöstlich – im Abstand<br />
von nur etwa 15 cm – ein weiterer Gebäudekomplex<br />
anschloss. Gegen die römische Strasse zu, also gegen Südosten,<br />
zeichnete sich den Häusern entlang eine Portikus ab,<br />
die einen – gegenüber dem Vorplatz – etwas erhöhten<br />
«Gehsteig» überdeckte. Die Strasse selbst war bergseits wiederum<br />
von einem Strassengraben begleitet. Das westliche<br />
Haus enthielt – soweit nachweisbar – in beiden Räumen<br />
einen Holzboden; in dem der Strasse entfernteren Raum<br />
liess sich zudem eine einfache Herdstelle nachweisen. Im<br />
zweiten Gebäude wechselten Holzböden und Estriche aus<br />
lehmigem Material unregelmässig ab. In einem Raum, der<br />
auf der Nordwestseite des Hauses lag und einen Holzboden<br />
aufwies, fanden sich 3 Feuerstellen.<br />
Als Überreste von Wänden fanden wir einen in die Erde<br />
eingetieften, auf eine Kieslage abgestellten, verbrannten<br />
Schwellbalken, in dem sich vereinzelt Zapfenlöcher nachweisen<br />
liessen. Eine relativ mächtige Schicht von verbrann-