Zürcher Denkmalpflege, 9. Bericht 1977-1978, 1.Teil - Kanton Zürich
Zürcher Denkmalpflege, 9. Bericht 1977-1978, 1.Teil - Kanton Zürich
Zürcher Denkmalpflege, 9. Bericht 1977-1978, 1.Teil - Kanton Zürich
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Altstadt. Hirschengraben. Obmannamt. Archäologische Untersuchung<br />
<strong>1978</strong>/7<strong>9.</strong> Türöffnung in Mauer 5 zum Wolfbach hin. Von<br />
Südosten (zu S. 286).<br />
brocken. In dieser Füllmasse entdeckten wir ausser Tierknochenresten<br />
(Küchenabfällen), Fragmenten von Rundziegeln<br />
und Bodenplatten aus Ton die weiter unten aufgeführten,<br />
kulturhistorisch interessanten Funde.<br />
Der Südteil der Innenmauer 2 wurde beim Bau einer Kanalisation<br />
– um 1837/38(?) – vollständig ausgebrochen.<br />
Altstadt. Hirschengraben. Obmannamt. Archälogische Untersuchung<br />
<strong>1978</strong>/7<strong>9.</strong> Innenstufen der Treppe zum südlichen Keller.<br />
Von Nordwesten (zu S. 287).<br />
286<br />
Beim Bau des neuen Kreuzganges wurde das Fundament für<br />
die Arkadenmauer des Nordostflügels im Abstand von<br />
44 cm ausserhalb der Längsmauer 5 ohne Schalung und unter<br />
Belassung der bachwärts ziehenden Mauerfundamente 4<br />
und 6 mit den Steinen aus den abgetragenen Mauern aufgeführt.<br />
(Auch dieses Mauerwerk ist mit Rundziegelstücken<br />
durchsetzt.)<br />
Westlich der Mauer 4 muss längere Zeit eine türartige Öffnung<br />
bestanden haben – wohl für den Anstransport von<br />
Bachwasser für die Bauarbeiten.<br />
Die Funde<br />
Unglasierte Keramikfragmente bildeten die Hauptmasse der<br />
Funde. Darunter finden sich Fragmente von einem Gefässdeckel<br />
und ein Beinfragment eines Dreibeintopfes, eines<br />
sog. Tüpfis.<br />
Unglasierte Becherkacheln kamen nur wenige zutage; zahlreich<br />
sind dagegen Fragmente von grünglasierten Ofenkacheln.<br />
Unter den Tonplattenresten finden sich zwei Stücke mit<br />
eingeritzter menschlicher Figur bzw. mit Ornamentzeichnung.<br />
Nach freundlicher Mitteilung von Dr. Rudolf Schnyder,<br />
<strong>Zürich</strong>, vom 23. Mai 1980, streut das keramische Fundgut<br />
vom 13. bis ins 1<strong>9.</strong> Jh. Nur ein «Fundnest» aus dem<br />
4. Abstich im Schnitt 1 nordwestlich der Kanalisationsleitung<br />
hat ein ziemlich einheitliches Bild des 13. Jh. erbracht.<br />
Unter den übrigen Funden sind Reste von Ofenkacheln der<br />
Zeit um 1460 erwähnenswert.<br />
Das Fragment einer Statuette «Madonna mit Kind» aus rotem Ton<br />
bildet zweifellos das beste Fundstück; es ist ca. 8 cm hoch.<br />
Das Figürchen kam im Schnitt 2 im Bauschutt über der<br />
Ruine eines spätestens zu Anfang des 15. Jh. abgebrochenen<br />
Gebäudes im Nordteil des Kreuzganges zum Vorschein.<br />
Nach freundlicher Mitteilung von Prof. Dr. A. A. Schmid,<br />
Fribourg, vom 12. Januar 1979, dürfte dieses Tonfigürchen<br />
höchstwahrscheinlich dem mittleren oder späteren 14. Jh.<br />
angehören. «... Ungewöhnlich ist, dass das Kind völlig nackt<br />
ist und kniet. Ein Vergleichsbeispiel aus der Umgebung<br />
St. Gallens – Abb. 10 bei I. Futterer, Gotische Plastik der<br />
deutschen Schweiz 1220–1440, Augsburg 1930 – zeigt das<br />
Kind halb bekleidet; ein allerdings bereits in den Beginn<br />
des 15. Jh. zu setzendes aus St. Maria im Münstertal ein völlig<br />
nacktes Knäblein. – Ikonographisch muss man diesen<br />
Sitzmadonnen, deren Urbild bis heute noch nicht sicher<br />
eruiert werden konnte (man hat schon Einsiedeln vermutet),<br />
eine gewisse Variationsbreite zubilligen, so dass genaue<br />
Analogien vielleicht nicht ohne weiteres beigebracht<br />
werden können.»<br />
b) Die Rekonstruktion des Kreuzgartens<br />
Auf Anregung der <strong>Denkmalpflege</strong> wurde der Kreuzgarten<br />
in Anlehnung an die Zeichnung auf dem Stadtplan von Joh.<br />
Müller von 1788–1793 rekonstruiert.