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Zürcher Denkmalpflege, 9. Bericht 1977-1978, 1.Teil - Kanton Zürich

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Rössligasse 8/Ecke Grabengasse<br />

Ehem. Wohnturm(?) «Müsegg»<br />

Nach der Darstellung von J. Utzinger von 1862 standen um<br />

die Mitte des 1<strong>9.</strong> Jh. «hinter den Räumlichkeiten (des damaligen<br />

landwirtschaftlichen Anwesens)», d. h. im Nordwestteil<br />

des Wohntrakts des ehemaligen Bauernhauses Vers.<br />

Nr. 145 an der Rössligasse 8 die Mauern eines an die Stadtmauer<br />

angebauten «Thurmes». Nach Utzinger war in der zur<br />

Stadtmauer mehr oder weniger parallel verlaufenden Stirnoder<br />

Ostmauer ein «steinernes Rundbogenportal» und «bis<br />

in neuere Zeit eine eiserne Thüre und ein kleines Licht (d. h.<br />

Luke) mit Gitter» vorhanden. Von dieser Mauer liefen zwei<br />

fenster- bzw. lukenlose Seitenmauern auf die Stadtmauer zu,<br />

«welche nach aussen nur kleine Lichter hatte». Die Ostmauer<br />

und die südliche Seitenmauer waren nur in Erdgeschosshöhe<br />

erhalten, die nördliche Seitenmauer dagegen<br />

reichte über zwei Geschosshöhen hinauf und wies rauchgeschwärzte<br />

«Kieslinge» (Kieselsteine) auf. Im Keller – so<br />

ist doch wohl «in Gevierten» zu verstehen? – war «ein feuerfester<br />

Boden» (d. h. wohl ein Tonplattenboden), und – nach<br />

H. Zeller-Werdmüller 1894 – «befand sich über dem zweiten<br />

Boden ein Estrich von Kalkguss». Zeller-Werdmüller<br />

gibt als Breite der Mauerreste «75 cm» an, für die Stadtmauer<br />

aber «1 ,20 m» – was stimmt.<br />

Bülach. Rössligasse 8/Ecke Grabengasse. Haus «Müsegg». Nördliche<br />

Giebelwand. Ansicht aus dem nördlich angrenzenden Hause.<br />

26<br />

Bülach. Rössligasse 8/Ecke Grabengasse. Plan und Ansicht des<br />

Restes des sog. Müseggturmes. Zeichnung aus dem Nachlass von<br />

H. Zeller-Werdmüller. (Original in ZB, Graph. Smlg.)<br />

J. Utzinger beschliesst seinen <strong>Bericht</strong> mit dem Hinweis<br />

darauf, dass man 1861 im Nachbarhaus (Vers. Nr. 157/ Grabengasse<br />

13) «neben Knochen und verkohltem Faden, flächsernem<br />

Garne und Reiste, zu Schlacken gebrannte und zusammengerostete<br />

Stücke eines eisernen, mit bronzenen Ketten<br />

gezierten Panzerhemdes und hinter dem Thurme in<br />

einem Baumgarten früher wiederholt eiserne Pfeilspitzen<br />

von 22 Linien Länge fand».*<br />

Den von J. Utzinger geprägten Begriff «Thurm» nahm<br />

H. Zeller-Werdmüller 1894 zum Anlass, um in «<strong>Zürcher</strong>ische<br />

Burgen» unter Bülach festzuhalten: «Sitz der im<br />

XIII. Jahrhundert vorkommenden Tengen’schen Dienstmannen<br />

dieses Namens war vermuthlich(!) der Thurm in der<br />

Müsegg, an der Ringmauer des Städtchens Bülach, westlich<br />

vom Oberthor....»<br />

W. Hildebrandt äussert sich 1967 vorsichtiger: «Sicher besassen<br />

(die Ritter von Bülach, Dienstleute der Freiherren<br />

von Tengen) 1255 ein Gut zu Lindau als Lehen der Grafen<br />

von Kyburg, ferner Güter zu Rorbas, im Willenhof und in<br />

Winkel. Ihr turmartiger Sitz ist «im Müsegg» zu Bülach an<br />

der Westseite des Städtleins und im Zuge der Ringmauer<br />

vermutet worden, wo noch bauliche Anlagen darauf hindeuten.»<br />

Im Zusammenhang mit der baulich tiefgreifenden Renovation<br />

des Nachbarhauses wurde <strong>1978</strong> die besagte alte Nordmauer<br />

besser sichtbar, und aufgrund eines Hinweises von<br />

K. Moser aus Bachenbülach war es möglich, auch die Ostund<br />

Südmauer zu untersuchen. Dabei zeigte sich, dass die<br />

übrigen, 1862 noch aufgehenden Mauern bis auf die Funda-<br />

* «Reiste» (Ryschte) sind lange, glatte, bereits gebrochene Fasern<br />

des Flachs’ oder Hanfs, meist in Form von puppenartigen Strangen,<br />

wie freundlicherweise Dr. Rudolf Trüb, Zollikon, am 25.<br />

Februar 1981 mitteilte.

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