Zürcher Denkmalpflege, 9. Bericht 1977-1978, 1.Teil - Kanton Zürich
Zürcher Denkmalpflege, 9. Bericht 1977-1978, 1.Teil - Kanton Zürich
Zürcher Denkmalpflege, 9. Bericht 1977-1978, 1.Teil - Kanton Zürich
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Schnitt übereinstimmt. Zudem entsprechen bei beiden<br />
Glocken die Abmessungen ziemlich genau den römischen<br />
Längsmassen. Diese Tatsache macht zumindest sehr wahrscheinlich,<br />
dass die beiden Glocken vor Einführung des karolingischen<br />
Fussmasses geschmiedet wurden.*<br />
Das Breitbeil mit langer Fase, 14 × 9,5 cm, Eisen, hat nach Auskunft<br />
von Prof. Dr. W. Hübener von der Universität Hamburg<br />
vom <strong>9.</strong> Oktober 1981 keine Beziehung zum fränkischen<br />
Wurfbeil, zur Franziska. Es dürfte in karolingischer<br />
Zeit entstanden sein.<br />
Die einfache Axt, 16,5 × (noch) 6 cm, Eisen, hat eine zeitlose<br />
Form.<br />
Ein rundliches Randfragment von einem Eimer (?), ca.<br />
40 × 6 cm, mit aufgebördelter Randlippe, lässt leider keine<br />
nähere Deutung zu.<br />
Das Bronzeringfragment mit ca. 8 cm Durchmesser ist ebenfalls<br />
nicht weiter auswertbar.<br />
Der Rest einer Eisenkette mit noch 4 starken Gliedern ist ca.<br />
45 cm lang.<br />
Mittelalterliche Streufunde<br />
Von den übrigen Streufunden aus dem Baugrund der Kirche<br />
seien noch die folgenden erwähnt:<br />
Eine Dolchklinge, 40,3 cm lang (Klinge: 27,7 cm), Eisen,<br />
wurde nach freundlicher Auskunft von Dr. H. Schneider,<br />
a. Direktor des Schweiz. Landesmuseums, vom 25. August<br />
1981 in der zweiten Hälfte des 15.Jh. in einer einheimischen<br />
Werkstatt hergestellt; das Fragment eines breiten Hufeisens,<br />
7 x 4 cm, und ein Trensen-Knebel von 11 cm Länge,<br />
Eisen.<br />
Mittelalterliche und neuzeitliche Keramikfragmente, stark zerstörtes<br />
Material, streut nach freundlicher Auskunft von<br />
Prof. Dr. R. Schnyder, Schweiz. Landesmuseum, <strong>Zürich</strong>,<br />
vom 10. März 1981 «vom Spätmittelalter bis ins 1<strong>9.</strong> Jh., wobei<br />
Fragmente des 17. Jh. – wenige grün glasierte Ofenkacheln<br />
und glasierte Irdenware mit einfachen Engobedekoren<br />
– überwiegen».<br />
Die Tierknochen aus den Auffüllungen identifizierte zuvorkommenderweise<br />
Dr. H. Hartmann-Frick, Mitarbeiter des<br />
Zoologischen Museums der Universität <strong>Zürich</strong>, Bottighofen<br />
TG. Nach seiner Liste vom 23. August 1981 fanden sich<br />
Knochen eines stattlichen Rothirsches (1 ), von einem Hund<br />
* Diese Angaben sind einer kurzen Studie entnommen, die<br />
Dr. h. c. A. Mutz, Basel, freundlicherweise im August 1981 aufgrund<br />
der von Dr. W. Stern vom Geochemischen Labor des Mineralogisch-Petrographischen<br />
Instituts der Universität Basel erstellten<br />
Analysen verfasste. Das Begleitschreiben datiert vom<br />
22. August 1981.<br />
Veltheim. Reformierte Kirche. Archäologische Untersuchung<br />
<strong>1977</strong>/78. Breitbeil (unten links) resp. einfache Axt (oben rechts)<br />
aus der grossen Grube. Mst. 1:2.<br />
(3) einer mittelgrossen Rasse, vom Hausschwein (9) und<br />
mindestens 2 Eberzähne, von Schaf/Ziege (10) und von<br />
einem relativ grossen Hausrind (34), das auf römische Herkunft<br />
schliessen lasse.<br />
Aufbewahrungsort der Funde: Schweiz. Landesmuseum, <strong>Zürich</strong>.<br />
Die baulichen Überreste ausserhalb der Kirche<br />
Eine Sickergrube des 12./13. Jh.<br />
Wohl zur Entwässerung des hangseitigen Terrains wurde<br />
rund 2,50 m nördlich des romanischen Chores im anstehenden<br />
Tuff-Fels eine 1 ,95 m weite und (anlässlich der Untersuchung)<br />
noch 1 ,70 m tiefe Sickergrube aus Kieselsteinen angelegt.<br />
Sie war wohl beim Bau der ersten fassbaren Friedhofmauer<br />
– um 1300 (?) – schon vergessen.<br />
Baureste eines profanen Gebäudes I (Widumhof?)<br />
Von einem profanen hochmittelalterlichen Gebäude I –<br />
dem Widumhof? – könnten die nordwestlich der Kirche<br />
entdeckten, etwa 65 cm breiten Fundamentreste einer relativ<br />
gut gemörtelten Nord- und Ostmauer herrühren. Von<br />
der Ostmauer zeugten zudem Abschnitte der aus dem Tuff-<br />
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