09.01.2013 Aufrufe

Zürcher Denkmalpflege, 9. Bericht 1977-1978, 1.Teil - Kanton Zürich

Zürcher Denkmalpflege, 9. Bericht 1977-1978, 1.Teil - Kanton Zürich

Zürcher Denkmalpflege, 9. Bericht 1977-1978, 1.Teil - Kanton Zürich

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Rüti. Ehemalige Klosterkirche. Ehemaliges Mittelschiff. Ostwand. Reste des grossen «Jüngsten Gerichts» über dem Chorbogen, um 1460.<br />

Bank lagen 7,50 m, auseinander; die östliche war von der<br />

mittleren etwa 6,50 m entfernt und ungefähr 90 cm höher<br />

als die beiden andern – wohl in Anlehnung an die hoch sitzende<br />

Türe zum Dormitorium in der Nordwand. Auffällig<br />

war auch die Lage des mittleren Fensters in bezug auf das<br />

tiefere Rundbogenfenster, wo die Distanz nur knapp 20 cm<br />

beträgt.<br />

In der Nordmauer waren keine Fenster, weil auf deren<br />

Nordseite der Südflügel des Kreuzganges verlief, von dessen<br />

Gewölbe wir übrigens die Schildbogen- und Gurtentuffsteinansätze<br />

entdeckten. Zudem kam bei der Nordostecke<br />

der alte Hocheingang ins Dormitorium zum Vorschein,<br />

welcher wohl nach der Reformation wegen Erstellung<br />

eines Zuganges zum Kreuzgang zugemauert und durch<br />

die darunter befindliche Türe ersetzt wurde. Diese hinwiederum<br />

hat man 1770/71 durch das grössere, noch bestehende,<br />

1981 um 30 cm tiefer verlegte Nordportal ersetzt.<br />

An der Südwand – bei der Südostecke, hart über dem Fundament<br />

– kamen auf einer Fläche von etwa 3 m 2 drei verschiedene<br />

Stadien des ursprünglichen Verputzes zum Vorschein:<br />

ganz im Osten der Grundputz, rechts davon der<br />

grobe Anwurf des Deckputzes und westlich anschliessend<br />

eine Partie mit überarbeitetem, «abgesacktem» Verputz.<br />

Malereireste<br />

Alte Malereireste entdeckte mittels Sondierungen Restaurator<br />

O. Emmenegger vom Institut für <strong>Denkmalpflege</strong> der ETH<br />

<strong>Zürich</strong> in erster Linie an der Ostwand je etwa 1 m über dem<br />

Chorbogen und seitlich, d. h. nördlich und südlich desselben<br />

gelbe, blaue und Ockerfarbspuren sowie entlang der Aussenkante<br />

der Öffnung zur südlichen Seitenkapelle deutliche<br />

Überreste von grautonigen, mit weissen Fugenstrichen gegliederte<br />

Einfassungen. Vom 1903 leider abgeschlagenen<br />

unteren Teil des oben erwähnten «Jüngsten Gerichts» fand<br />

sich keine Spur mehr.<br />

170<br />

Lesbar, ja recht gut erhalten waren drei in der Mitte der<br />

Südwand entdeckte, nebeneinander gestellte, senkrecht gesetzte<br />

Wappen (von links nach rechts): Wildberg, Landenberg<br />

und Bonstetten. Nach Johannes Müllers «Merckwürdiger<br />

Überbleibseln von Alterthümern der Schweiz. IVter<br />

Theil», <strong>Zürich</strong> 1776, S. 10, «stuhnden ehemals» östlich<br />

(links) der knienden Ritterfiguren links vom Tischgrab der<br />

von Hünwil (Taf. III) in einer Reihe die Wappen «von Wildberg,<br />

von Landenberg, von Bonstetten, von Hünwil, von<br />

Blumberg, von Schellenberg und von Randegg». Diese sind<br />

mit Helm und Helmzier geschmückt und je nach links etwas<br />

geneigt auf Tafel XXIII wiedergegeben. Die dazu gesetzte<br />

Legende besagt: «Waapen Schilt, in der Kirchen zu Rütj also<br />

gefunden» – was aufgrund unserer Entdeckung zwar in bezug<br />

auf Namen und Reihenfolge zutrifft, jedoch hinsichtlich<br />

der Form und Lage der Wappen nicht stimmen kann.<br />

Fast pinselfrisch endlich präsentierte sich eine sozusagen<br />

vollständig erhaltene Rankenmalerei, die an den Leibungen<br />

des ebenfalls in der Südmauer, aber weiter westlich freigelegten,<br />

im Zusammenhang mit dem Katharinenaltar weiter<br />

oben erwähnten Rundbogenfensters zutage kam. Ranken<br />

und Blätter zeugen von Meisterhand. Sie sind jedenfalls ein<br />

– kleiner – Teil der im Auftrag von Abt Markus Wyler um<br />

1492 von Hans Haggenberg geschaffenen spätgotischen<br />

Ausmalung von Chor, Langhaus und Alter Toggenburger<br />

Kapelle, welche W. Hugelshofer in seinem umfassenden<br />

Aufsatz «Die <strong>Zürcher</strong> Malerei bis zum Ausgang der Spätgotik»,<br />

MAGZ Bd. 30, Heft 4, 1928 und 1929, S.73 f., würdigte.<br />

In den beiden Seitenkapellen* entpuppten sich die Wände<br />

nach Entfernung des Verputzes grossenteils als Tuffstein-<br />

* In der nördlichen Seitenkapelle stand ehemals der Altar zu Ehren<br />

des hl. Augustinus, in der südlichen der Altar zu Ehren des hl. Johannes<br />

des Täufers.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!