Zürcher Denkmalpflege, 9. Bericht 1977-1978, 1.Teil - Kanton Zürich
Zürcher Denkmalpflege, 9. Bericht 1977-1978, 1.Teil - Kanton Zürich
Zürcher Denkmalpflege, 9. Bericht 1977-1978, 1.Teil - Kanton Zürich
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Rüti. Ehemalige Klosterkirche. Ehemaliges Mittelschiff. Ostwand. Reste des grossen «Jüngsten Gerichts» über dem Chorbogen, um 1460.<br />
Bank lagen 7,50 m, auseinander; die östliche war von der<br />
mittleren etwa 6,50 m entfernt und ungefähr 90 cm höher<br />
als die beiden andern – wohl in Anlehnung an die hoch sitzende<br />
Türe zum Dormitorium in der Nordwand. Auffällig<br />
war auch die Lage des mittleren Fensters in bezug auf das<br />
tiefere Rundbogenfenster, wo die Distanz nur knapp 20 cm<br />
beträgt.<br />
In der Nordmauer waren keine Fenster, weil auf deren<br />
Nordseite der Südflügel des Kreuzganges verlief, von dessen<br />
Gewölbe wir übrigens die Schildbogen- und Gurtentuffsteinansätze<br />
entdeckten. Zudem kam bei der Nordostecke<br />
der alte Hocheingang ins Dormitorium zum Vorschein,<br />
welcher wohl nach der Reformation wegen Erstellung<br />
eines Zuganges zum Kreuzgang zugemauert und durch<br />
die darunter befindliche Türe ersetzt wurde. Diese hinwiederum<br />
hat man 1770/71 durch das grössere, noch bestehende,<br />
1981 um 30 cm tiefer verlegte Nordportal ersetzt.<br />
An der Südwand – bei der Südostecke, hart über dem Fundament<br />
– kamen auf einer Fläche von etwa 3 m 2 drei verschiedene<br />
Stadien des ursprünglichen Verputzes zum Vorschein:<br />
ganz im Osten der Grundputz, rechts davon der<br />
grobe Anwurf des Deckputzes und westlich anschliessend<br />
eine Partie mit überarbeitetem, «abgesacktem» Verputz.<br />
Malereireste<br />
Alte Malereireste entdeckte mittels Sondierungen Restaurator<br />
O. Emmenegger vom Institut für <strong>Denkmalpflege</strong> der ETH<br />
<strong>Zürich</strong> in erster Linie an der Ostwand je etwa 1 m über dem<br />
Chorbogen und seitlich, d. h. nördlich und südlich desselben<br />
gelbe, blaue und Ockerfarbspuren sowie entlang der Aussenkante<br />
der Öffnung zur südlichen Seitenkapelle deutliche<br />
Überreste von grautonigen, mit weissen Fugenstrichen gegliederte<br />
Einfassungen. Vom 1903 leider abgeschlagenen<br />
unteren Teil des oben erwähnten «Jüngsten Gerichts» fand<br />
sich keine Spur mehr.<br />
170<br />
Lesbar, ja recht gut erhalten waren drei in der Mitte der<br />
Südwand entdeckte, nebeneinander gestellte, senkrecht gesetzte<br />
Wappen (von links nach rechts): Wildberg, Landenberg<br />
und Bonstetten. Nach Johannes Müllers «Merckwürdiger<br />
Überbleibseln von Alterthümern der Schweiz. IVter<br />
Theil», <strong>Zürich</strong> 1776, S. 10, «stuhnden ehemals» östlich<br />
(links) der knienden Ritterfiguren links vom Tischgrab der<br />
von Hünwil (Taf. III) in einer Reihe die Wappen «von Wildberg,<br />
von Landenberg, von Bonstetten, von Hünwil, von<br />
Blumberg, von Schellenberg und von Randegg». Diese sind<br />
mit Helm und Helmzier geschmückt und je nach links etwas<br />
geneigt auf Tafel XXIII wiedergegeben. Die dazu gesetzte<br />
Legende besagt: «Waapen Schilt, in der Kirchen zu Rütj also<br />
gefunden» – was aufgrund unserer Entdeckung zwar in bezug<br />
auf Namen und Reihenfolge zutrifft, jedoch hinsichtlich<br />
der Form und Lage der Wappen nicht stimmen kann.<br />
Fast pinselfrisch endlich präsentierte sich eine sozusagen<br />
vollständig erhaltene Rankenmalerei, die an den Leibungen<br />
des ebenfalls in der Südmauer, aber weiter westlich freigelegten,<br />
im Zusammenhang mit dem Katharinenaltar weiter<br />
oben erwähnten Rundbogenfensters zutage kam. Ranken<br />
und Blätter zeugen von Meisterhand. Sie sind jedenfalls ein<br />
– kleiner – Teil der im Auftrag von Abt Markus Wyler um<br />
1492 von Hans Haggenberg geschaffenen spätgotischen<br />
Ausmalung von Chor, Langhaus und Alter Toggenburger<br />
Kapelle, welche W. Hugelshofer in seinem umfassenden<br />
Aufsatz «Die <strong>Zürcher</strong> Malerei bis zum Ausgang der Spätgotik»,<br />
MAGZ Bd. 30, Heft 4, 1928 und 1929, S.73 f., würdigte.<br />
In den beiden Seitenkapellen* entpuppten sich die Wände<br />
nach Entfernung des Verputzes grossenteils als Tuffstein-<br />
* In der nördlichen Seitenkapelle stand ehemals der Altar zu Ehren<br />
des hl. Augustinus, in der südlichen der Altar zu Ehren des hl. Johannes<br />
des Täufers.