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Naturforschende Gesellschaft Kanton Schwyz - Geologie und ...

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kurvenbilder des Seegr<strong>und</strong>es erlaubt, die Landaufnahmen<br />

zu ergänzen <strong>und</strong> auf Seebereiche auszudehnen.<br />

Neuer Hauptgesichtspunkt ist die bisher kaum beachtete<br />

Bedeutung von Mittelmoränen <strong>und</strong> ihre Vereinigung<br />

zu Obermoräne d.h. der Schutttransport auf dem<br />

Eis anstelle der bisher angenommenen Dominanz von<br />

Gr<strong>und</strong>moräne, dem Transport am Gletschergr<strong>und</strong><br />

mit all seinen Konsequenzen (HANTKE & WAGNER<br />

2003a,b). Die nie bewiesene Annahme PENCK &<br />

BRÜCKNERs (1909) einer sukzessiven Eintiefung der<br />

Landoberfläche von Eiszeit zu Eiszeit <strong>und</strong> die Vorstellung,<br />

die Täler seien in einer frühen Kaltzeit durch die<br />

Gletscher gewaltig übertieft <strong>und</strong> erst in späteren Eiszeiten<br />

aufgeschottert worden, sind zu revidieren. Im<br />

Vierwaldstätter See (Urner See, Gersauer <strong>und</strong> Weggiser<br />

Becken) hat die alpine Tektonik das Gr<strong>und</strong>relief<br />

vorgezeichnet. Die Gletscher flossen in allen Kaltzeiten<br />

durch bestehende Täler, tieften diese nicht ein,<br />

sondern schütteten sie mit Schottern <strong>und</strong> auf den<br />

Gr<strong>und</strong> abgeschmolzener Obermoräne auf. Diese wurden<br />

beim nächsten Vorstoss mit etwas Gr<strong>und</strong>moräne<br />

überfahren.<br />

Die unterseeischen Moränen widerspiegeln erneut die<br />

Mannigfaltigkeit eiszeitlicher Strukturen, die durch<br />

auf dem Eis transportierten Schutt entstehen können.<br />

6.2 Die Chindli-Moräne im Gersauer Becken<br />

(LK 1171 Beckenried)<br />

Die Dimensionen der beiden einander entsprechenden<br />

Wälle des bei Brunnen sich gabelnden Reuss-Gletschers,<br />

die unterseeische Chindli-Moräne: 145 m hoch<br />

<strong>und</strong> 700 m breit, <strong>und</strong> die stirnnahen Seitenmoränen im<br />

Talkessel von <strong>Schwyz</strong>: 5–7 m hoch <strong>und</strong> 30–40 m breit,<br />

stehen in keinem Verhältnis zu einander. Der Chindli-<br />

Wall ist nicht nur über 20-mal so hoch, sondern auch<br />

20-mal so breit wie die entsprechenden Wälle der Ibacher<br />

Zunge. Daraus resultiert für die Seemoränen ein<br />

Volumen, das fast 400-mal so gross ist. Der unterseeische<br />

Chindli-Wall kann damit kaum nur als kurzfristiger<br />

Wiedervorstoss beim spätwürmzeitlichen Zurückschmelzen<br />

des Reuss-Eises wie die Ibacher Wälle<br />

gedeutet werden. Dies muss zu einer sinnvolleren Deutung<br />

der Entstehung der Chindli-Moräne anspornen.<br />

1987 wurde dargetan, dass an ihrem Aufbau schon der<br />

entsprechende würmzeitliche Vorstoss beteiligt gewesen<br />

sein dürfte. Dabei stiess der schuttbedeckte Reuss-<br />

Gletscher im Becken von Gersau zwischen Schwibogen<br />

<strong>und</strong> Chindli auf den bei Stans ebenfalls sich<br />

gabelnden Engelberger Gletscher. Dem in angestammter<br />

Richtung gegen NW vorgestossenen Eisarm war<br />

durch das über den Brünigpass geflossene rechtsseitige<br />

Aare-Eis der ungehinderte Abfluss ins westliche<br />

Vierwaldstätter Seebecken erschwert worden. Dies<br />

geschah bei Allweg W von Stans durch den Drachenrieder<br />

Arm, vor allem durch das im Becken des Alpnacher<br />

Sees vorgestossene Aare-Eis. Die gegen E ins<br />

Gersauer Becken vorgedrungene, noch vom Chol-<br />

Gletscher unterstützte, ebenfalls schuttbedeckte Zunge<br />

traf zwischen Schwibogen <strong>und</strong> Chindli auf die<br />

etwas mächtigere westliche Reuss-Gletscherzunge.<br />

Zwischen den beiden aufeinander stossenden Eiszungen<br />

wurde aus dem Oberflächenschutt, wie aus dem<br />

Kurvenbild des Seegr<strong>und</strong>es hervorgeht (Abb. 6.2), ein<br />

auffallend geradlinig laufender unterseeischer Wall,<br />

die Chindli-Moräne, geschüttet. Mit Wagner (schriftliche<br />

Mitteilung) kann dieser spezielle Typ als Kollisionsmoräne<br />

bezeichnet werden.<br />

Kollisionsmoränen sind gar nicht so selten: bei Allweg<br />

zwischen Stans <strong>und</strong> Ennetmoos, NW des Sihlsees zwischen<br />

Sihl- <strong>und</strong> eingedrungenem Linth-Gletscher, im<br />

Luganer See zwischen einem Tessin/Adda-Lappen<br />

<strong>und</strong> einem Tresa-aufwärts geflossenen Tessin-Arm.<br />

Die Kulmination der Chindli-Moräne ist zudem im P.<br />

384 36 m überhöht; Wagner denkt allenfalls an eine<br />

Endaufschüttung einer Mittelmoräne.<br />

Abb. 6.2 Die unterseeische Chindli-Moräne als Kollisionsmoräne<br />

zwischen dem östlichen Arm des Engelberger<br />

<strong>und</strong> dem Vierwaldstatter See-Arm des<br />

Reuss-Gletschers sowie die entsprechenden stirnnahen<br />

Seitenmoränen von Wernisberg–Degenberg<br />

im Talkessel von <strong>Schwyz</strong>, die älteren Schottern<br />

aufsitzen.<br />

Die der stirnnahen Ingenbohler Moräne (Institut–Kloster–Dorfkirche)<br />

entsprechende unterseeische<br />

Endmoräne des Vierwaldstätter See-Armes<br />

des Reuss-Gletschers wurde vom Muota-Delta teilweise<br />

überschüttet, ist aber mit P. 341 NE von Treib<br />

noch zu erkennen. Erläuterung der Lokalitäten:<br />

Abb. 6.1.<br />

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