12.02.2013 Aufrufe

Naturforschende Gesellschaft Kanton Schwyz - Geologie und ...

Naturforschende Gesellschaft Kanton Schwyz - Geologie und ...

Naturforschende Gesellschaft Kanton Schwyz - Geologie und ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Zusammenfassung<br />

Nachdem versucht worden ist, das Überdauern von<br />

Kaltzeiten durch Alpenpflanzen im Rigi- <strong>und</strong> Brienzer<br />

Rothorn-Gebiet oberhalb der Vereisungsgrenze wahrscheinlich<br />

darzulegen, erhebt sich die Frage nach<br />

einem weiteren Zurückverfolgen von Landschafts<strong>und</strong><br />

Vegetationsgeschichte, insbesondere der Herkunft<br />

<strong>und</strong> Einwanderungsgeschichte von Alpenpflanzen<br />

nachzugehen. Nach einer Diskussion einiger neu zu<br />

überdenkender geologischer Probleme – Molasse-<br />

Schuttfächerbildung, glaziale Übertiefung von Alpentälern,<br />

Gr<strong>und</strong>moränenbildung, fluviales Eintiefen von<br />

Tälern, Abtrag ganzer Deckenteile – wird versucht,<br />

eine Landschaftsgeschichte der Zentralschweiz <strong>und</strong><br />

des östlichen Berner Oberlandes zwischen dem jüngeren<br />

Oligozän <strong>und</strong> dem Pliozän zu entwerfen.<br />

Während die <strong>Schwyz</strong>er Klippen durch eine Ur-Panixerpass-<br />

<strong>und</strong> eine Ur-Bisistal-Quersenke aus dem<br />

Grenzbereich von penninischem <strong>und</strong> ostalpinem Ablagerungsraum<br />

an den Alpenrand vorgeglitten sind, bietet<br />

sich für die Obwaldner Klippen ein Vorgleiten<br />

durch eine Ur-Hasli-Depression an.<br />

Die Anlage der Becken des Vierwaldstätter <strong>und</strong> des<br />

Zuger Sees sind durch Grenzblätter, Deckengrenzen<br />

<strong>und</strong> aufgebrochene Gewölbe tektonisch bedingt. Die<br />

Schüttung des Rigi-Schuttfächers erfolgte im Wechsel<br />

von kühlzeitlichen Geröllschüben mit warmzeitlichen,<br />

fossilführenden Feinsedimenten.<br />

Die Quersenken Ur-Panixerpass–Ur-Bisistal im Osten<br />

<strong>und</strong> Ossola-Tal–Gries–Grimsel–Hasli im Westen bek<strong>und</strong>en<br />

– neben der Bewegungsbahn von Deckenteilen,<br />

eine noch ältere Talung für die Molasseschüttungen<br />

– die Möglichkeit für einen jungoligozänen <strong>und</strong><br />

miozänen Floren-Austausch. Auf unterschiedlichem<br />

Substrat <strong>und</strong> Höhenlage boten sie bei wiederholtem<br />

Klimawechsel noch im jüngeren Tertiär <strong>und</strong> im Eiszeitalter<br />

Wanderrouten für Floren <strong>und</strong> Faunen zwischen<br />

Alpen-Süd- <strong>und</strong> -Nord-Seite.<br />

7.1 Einleitung<br />

Bei Kartierungen in der Zentralschweiz <strong>und</strong> den Glarner<br />

Alpen für den Geologischen Atlas der Schweiz <strong>und</strong><br />

beim Fahnden nach möglichen präglazialen Florenrelikten<br />

(HANTKE et al. 2001) wurde versucht, für Rigi<br />

<strong>und</strong> Brienzer Rothorn eine Landschaftgeschichte zu<br />

entwerfen. Mit dem zeitlichen Ablauf des geologi-<br />

110<br />

7 Zur Landschaftsgeschichte der Zentralschweiz<br />

<strong>und</strong> des östlichen Berner Oberlandes<br />

René Hantke<br />

schen Geschehens, einer Geschichte des Reliefs, kann<br />

es – zusammen mit der geschichtlichen Entwicklung<br />

des floristischen Inhaltes der Vegetationsdecke – gelingen,<br />

möglichen Einwanderungswegen kühl- <strong>und</strong> kaltzeitlicher<br />

Floren nachzuspüren.<br />

7.2 Neu zu überdenkende erdgeschichtliche<br />

Lehrmeinungen<br />

Die Molasse-Schuttfächer werden – aufgr<strong>und</strong> ihres<br />

Fossilinhaltes, vor allem ihrer warm-gemässigten–<br />

subtropischen Florenelemente – meist als warmzeitliche<br />

Ablagerungen alpiner Flüsse in ein flaches Vorland,<br />

zeitweise in ein seichtes Randmeer, betrachtet.<br />

Über Jahrzehnte sich erstreckende Arbeiten in<br />

Molasse-Schuttfächern haben gezeigt, dass die Schüttungen<br />

mit ihrem Geröllinhalt (Gesteinsnatur, Geröllgrösse,<br />

Einregelung) <strong>und</strong> der Ausdehnung der Nagelfluhbänke<br />

längs <strong>und</strong> quer zur Strömungsrichtung<br />

kaum nur durch alpine Flüsse mit Hochwasserspitzen<br />

geschüttet worden sein können; dies schon gar nicht<br />

unter warm-gemässigtem–subtropischem Klima mit<br />

hoher Waldgrenze, bei dem ein Teil des Niederschlags<br />

vom Wald an die Atmosphäre zurückgegeben <strong>und</strong> ein<br />

weiterer vom Wurzelwerk zurückgehalten wird.<br />

In Warmzeiten wurden vor allem feinkörnige Sedimente<br />

abgelagert, <strong>und</strong> warmzeitliche Pflanzengesellschaften<br />

besiedelten das Alpenvorland. Aufgr<strong>und</strong> ihrer<br />

Polleninhalte (HOCHULI 1978, EBERHARD 1986, 1989)<br />

waren weite Gebiete der Alpen-N-Seite von Laubmischwäldern,<br />

höhere Lagen von Nadelwäldern bestockt.<br />

Oft über Kilometer verfolgbare grobgeröllige<br />

Nagelfluhbänke bek<strong>und</strong>en aber nicht gleichzeitig<br />

erfolgte Ablagerungen in Flussbetten. Zudem waren<br />

die jungoligozänen <strong>und</strong> miozänen Alpen kaum viel<br />

breiter <strong>und</strong> die Wasserscheide bald einmal erreicht.<br />

Selbst sintflutartige Starkniederschläge <strong>und</strong> ein bedeutendes<br />

Relief konnten nicht genügen, um N-alpine<br />

Flüsse mit ihrer Schuttfracht so weit ins Vorland vordringen<br />

<strong>und</strong> diese in km-breiten Strängen ablagern zu<br />

lassen.<br />

Die beobachtbaren Fakten sprechen für plötzliche<br />

Ausbrüche alpiner, durch Rüfen <strong>und</strong> Bergstürze

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!