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Naturforschende Gesellschaft Kanton Schwyz - Geologie und ...

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(HANTKE 1961a, 1986, 1991, et al. 2002Kb,e). Der<br />

Urner See verdankt seine Entstehung Grenzblättern,<br />

längs denen die Flanken bei der Platznahme auf Gleithorizonten<br />

auseinander gefahren sind, so dass die<br />

Decken beidseits des Sees um über 700 m gegeneinander<br />

verstellt erscheinen (S. 111). Die Talung Brunnen–Ibach,<br />

das Seebecken Brunnen–Buochs <strong>und</strong> das<br />

von der untersten Engelberger Aa durchflossene Tal zwischen<br />

Buochser Horn–Stanser Horn <strong>und</strong> Bürgenstock<br />

verlaufen zwischen der Stirn der Drusberg-Decke<br />

im S <strong>und</strong> den durch diese vom Rücken der Axen-Decke<br />

abgescherten <strong>und</strong> an den Alpenrand verfrachteten<br />

Kreide-Eozän-Schuppen im N, den steil gegen SE einfallenden<br />

Hochflue- <strong>und</strong> Urmi-Platten. Die Hochflue<br />

endet NE der Egg, der Urmiberg bei Seewen. Senkrecht<br />

zum Streichen setzen ihre östlichen Äquivalente –<br />

Bächistock- <strong>und</strong> Silberen-Decke – auf der Axen-Decke<br />

ein (HANTKE 1961a, et al. 2002Kb,e). Die Abscherung<br />

von ihrer Unterlage erfolgte durch die vorgefahrene<br />

Drusberg-Decke, den Flysch <strong>und</strong> die darauf reitenden<br />

Klippen: Mythen, Rotenflue <strong>und</strong> Iberger Klippen.<br />

Der Durchbruch der Nasen, die Verbindung von Gersauer-<br />

<strong>und</strong> Vitznauer Becken, verdankt die Entstehung<br />

„Streckungsbrüchen“, schräg laufenden Grenzblättern.<br />

Dadurch wurden die von der Axen-Decke abgescherten<br />

<strong>und</strong> am Alpenrand aufgerichteten Kreide-<br />

Abfolgen seitlich „gestreckt“.<br />

Der Abschnitt Vitznau–Chrüztrichter folgt dem SW-<br />

Rand des Rigi-Schuttfächers, an den der Bürgenstock<br />

als verbogenes westliches Äquivalent der Urmi-Platte<br />

<strong>und</strong> Fortsetzung der Hochflue-Schuppe anschliesst<br />

(HANTKE 1961a, et al. 2002Kb,e). Der Küssnachter<br />

Arm hat sich im aufgebrochenen Gewölbe vor der<br />

starren Rigi-Scholle gebildet.<br />

Die Zuger See-Talung entstand bei der Platznahme<br />

der helvetischen Decken in der verscherten Rigi-Rossberg-Schüttung<br />

<strong>und</strong> ihrer vorgelagerten Molasse.<br />

Dabei sind die Molasseblöcke von Rigi <strong>und</strong> Rossberg<br />

schon früh auf Gleithorizonten auseinander gedriftet.<br />

Altersmässig umfasst die Rigi-Rossberg-Molasse das<br />

jüngere Oligozän. In Kühlzeiten wurde vorwiegend<br />

Grobgut abgelagert. Pflanzliche <strong>und</strong> tierische Fossilreste<br />

finden sich nur in feinen, warmzeitlichen Sedimenten.<br />

Von der Scheidegg gegen S, gegen das Tüfenbachtobel,<br />

erscheint noch frühes Miozän. Dann lag der<br />

Rigi-Schuttfächer für jüngere Ablagerungen zu hoch.<br />

Solche konnten nur noch randlich erfolgen: zwischen<br />

Luzerner- <strong>und</strong> Zuger See, zum Walchwiler Berg <strong>und</strong><br />

zum Höhronen. Die Rigi-Schüttung aus Mittelbünden<br />

wurde von der Höhronen-Schüttung (Abb. 7.3) mit<br />

kaltzeitlichen Zuschüssen aus dem Oberengadin<br />

abgelöst. Gegen das mittlere Miozän wurde die Schüttung,<br />

bei fortschreitender alpiner Gebirgsbildung,<br />

durch jene des Hörnli-Fächers mit veränderten Liefergebieten<br />

<strong>und</strong> neuen Abflusswegen ersetzt.<br />

Im jüngeren Oligozän <strong>und</strong> im Miozän bildete die<br />

Hasli-Talung eine flache Quersenke. Aus dem zunächst<br />

noch gegen N abfallenden Ossola-Tal erfolgte<br />

über Gries–Grimsel–Ur-Haslital die Schüttung der<br />

Entlebucher Schuttfächer <strong>und</strong> später jene des Napf-<br />

Fächers. Im jüngeren Miozän bewegten sich durch<br />

diese Quersenke <strong>und</strong> ihre Randbereiche die helvetische<br />

Wildhorn-Decke, der Obwaldner Flysch <strong>und</strong> –<br />

auf ihnen reitend – die westlichen mittelpenninischen<br />

Zentralschweizer Klippen, Giswiler Stöcke–Rotspitz,<br />

gegen Nordwesten.<br />

Die Anlage des heutigen Haslitales ist noch jünger,<br />

bestimmt durch Störungen, die das Aar-Massiv durchscheren.<br />

Sie verläuft durch die Quermulde in den Faltenachsen<br />

der Wildhorn-Decke mit ihren liegenden<br />

Falten. In der östlichen Faulhorn–Schwarzhorn-Kette<br />

fallen die Faltenachsen gegen das Haslital; nördlich<br />

der Aare steigen sie gegen Nordosten wieder an<br />

(ARBENZ 1911K, MÜLLER 1938). Dies sind die letzten<br />

Zeugen der früheren Schüttungsrinne von Entlebucher<br />

<strong>und</strong> Napf-Schuttfächer.<br />

Die Fortsetzung des Haslitales gegen Westen in die<br />

Brienzer See-Talung verdankt ihre Entstehung dem<br />

axialen Auseinanderreissen der Wildhorn-Decke.<br />

Gegen ihre Front erfolgte unter der Last des vorgleitenden<br />

Schlieren- <strong>und</strong> Habkern-Flysches ein Loslösen<br />

der Kreidehüllen von ihren im Süden, in den Gebirgskämmen<br />

der Faulhorn–Schwarzhorn-Kette, zurückgebliebenen<br />

Jura-Kernen (GÜNZLER-SEIFFERT 1934,<br />

1938K). Auf Gleithorizonten, den nordfallenden<br />

Callovo-Oxford-Mergelschiefern <strong>und</strong> Mergelschiefern<br />

der untersten Kreide, fuhren die verfalteten <strong>und</strong><br />

verschuppten Kreide-Hüllen weiter gegen N vor <strong>und</strong><br />

bildeten die Kreidefalten der Wilerhorn–Brienzer<br />

Rothorn–Brienzergrat–Harder-Kette.<br />

In den letzten Phasen der Platznahme der helvetischen<br />

Decken begann sich auf den Callovo-Oxford-Schiefern<br />

die Talung des Brienzer Sees zu öffnen. Von den<br />

tieferen Jurakernen ist S des Brienzer Sees der von<br />

Querstörungen durchsetzte Rücken der Rouft zwischen<br />

Giessbach-Hotel zum See-Anfang an der Querstörung<br />

Teiffental–Nasen <strong>und</strong> W der Riseten an Grenzblättern<br />

gegen N bewegt worden. Der Rücken setzt<br />

sich im gegen W brüsk endenden Ballenberg fort; in<br />

ihm zeichnen sich gegen N ansteigende Scherflächen<br />

ab.<br />

Auf N-fallenden Callovo-Oxford-Schiefern glitten die<br />

tiefsten Quintner Kalkstirnen nach NW. Unter der Last<br />

der vorgleitenden Schlieren- <strong>und</strong> Habkern-Flyschmassen<br />

rissen die Kreide-Hüllen von ihren Jura-Kernen<br />

ab, brach die Wildhorn-Decke auseinander (Abb. 7.5).<br />

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