Naturforschende Gesellschaft Kanton Schwyz - Geologie und ...
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Geotop-Beispiel 11<br />
1375 - 4 - H Studen Karstwasseraufstösse in Studen<br />
Unteriberg Adelmatt<br />
LK 1152 Ibergeregg<br />
LK 1153 Klöntal 706/214 Winterberg Heinz R<br />
Im Spätglazial, vor 15'000 Jahren, schmolz der Sihl-Gletscher im oberen Sihltal bis auf einige Kargletscher zurück. Es<br />
entstand ein Ur-Sihlsee, der von der heutigen Staumauer ins Waagtal <strong>und</strong> gegen den Chalchboden reichte. Murgänge,<br />
verursacht durch Unwetter im Zusammenhang mit plötzlicher Schneeschmelze <strong>und</strong> gefördert durch noch unbewaldete<br />
Bergflanken, füllten den Ochsenboden bis zur Chalchboden-Felsschwelle. In der entstandenen wasserdurchlässigen<br />
Ebene versickert die Sihl heute bei Niederwasser vom <strong>Schwyz</strong>erblätz bis zur Schiessanlage Ochsenboden (Abb. 2.31 A).<br />
Bis zur Linie Adelmatt–Oberstuden–Breitried wurde der See teils mit Verlandungssedimenten – Silt <strong>und</strong> Ton – <strong>und</strong> weiteren<br />
Murgängen von Sihl <strong>und</strong> Wisstannenbach aufgefüllt. Die Sihl wurde dadurch zu stets neuer Linienführung<br />
gezwungen. Es entstand ein System von Bänken <strong>und</strong> Rinnen, im oberen Teil mit Flachmoor-Torfbildung, die immer wieder<br />
von Schlamm überdeckt wurde. Die Wasserdurchlässigkeit des Untergr<strong>und</strong>es ist noch beträchtlich, aber unterschiedlich<br />
(Abb. 2.31 B).<br />
Gegen NW nimmt der Anteil an Seeboden- <strong>und</strong> Torfablagerungen zu <strong>und</strong> schränkt die Durchlässigkeit stark ein<br />
(Abb. 2.31 C): Es ist eine Staubarriere entstanden, die das vom Ochsenboden zufliessende Gr<strong>und</strong>wasser an die Oberfläche<br />
zwingt. In zwei 50 m von einander entfernten Quellaufstössen tritt es mit 10 m 3 /min zu Tage <strong>und</strong> fliesst in den<br />
Brunnenbach (Abb. 2.31 <strong>und</strong> 2.32). Dieser entspringt r<strong>und</strong> 600 m SW, ebenfalls als Gr<strong>und</strong>wasseraufstoss, <strong>und</strong> ist in<br />
einem Betonrohr gefasst.<br />
58<br />
215<br />
214<br />
213<br />
706 707 708<br />
Beide Quellaufstösse bei Adelmatt (Abb. 2.34 <strong>und</strong><br />
2.35) zeigen im Sommer <strong>und</strong> im Winter eine recht<br />
konstante Wassertemperatur: die rechte Quelle mit<br />
6,5–7°C bei 42 mg/l Calcium, die linke, etwa 50 m<br />
entfernte, mit 8–9,5°C <strong>und</strong> 85 mg/l Calcium, also<br />
doppelt so hohem Gehalt. Dieser Umstand deutet<br />
auf eine mehrheitlich andere Herkunft des Gr<strong>und</strong>wassers<br />
hin. Möglich ist der Charenstock <strong>und</strong><br />
Stock–Schrot, wo sich abflusslose Becken befinden.<br />
Beide Quellen sind von einem Moos – Brunnenmoos<br />
(Fontinalis antipyretica) – <strong>und</strong> von Sumpfpflanzen<br />
besiedelt: einem Sumpf-Weidenröschen,<br />
wahrscheinlich ein 3-fach-Bastard Epilobium<br />
palustre x E. parviflorum x E. tetragonum,<br />
Moos-Labkraut (Galium uliginosum), Sumpf-<br />
Labkraut (Galium palustre), Sumpf-Vergissmeinnicht<br />
(Myosotis scorpioides) <strong>und</strong> vor allem<br />
Bachbungen-Ehrenpreis (Veronica beccabunga).<br />
Erstaunlich ist die Lebensweise dieser Pflanzen.<br />
Sie ziehen sich im Winter nur knapp unter die Wasseroberfläche<br />
zurück (Abb. 2.36) <strong>und</strong> treiben im<br />
Frühjahr wieder aus. Wegen der relativen Wärme<br />
des Wassers erfolgt der Wachstumsbeginn r<strong>und</strong> 2<br />
Wochen früher als in der Umgebung.<br />
Abb. 2.31<br />
Ausschnitt aus LK 1:25'000 1152/1153 (Ibergeregg/<br />
Klöntal)<br />
Reproduziert mit Bewilligung von swisstopo<br />
(BA035157)