Naturforschende Gesellschaft Kanton Schwyz - Geologie und ...
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6.4 Die Mittelmoräne am NE-Fuss des<br />
Rotzberg <strong>und</strong> der subaquatische Rücken<br />
Stansstad–Halbinsel Biregg (LK 1170<br />
Alpnach)<br />
Mit dem Vorstoss des Engelberger/Reuss-Gletschers<br />
zur Vitznauer Moräne wurde das durch den Durchlass<br />
zwischen Stans <strong>und</strong> Stansstad vorrückende Engelberger<br />
Eis von dem durch die Talung des Alpnacher Sees<br />
vorgestossenen Brünigarm des Aare-Gletschers vermehrt<br />
gegen den westlichen Bürgenstock gedrängt.<br />
Zwischen den beiden hat sich am NE-Fuss des Rotzberg,<br />
im Hubel, ein kurzer Mittelmoränen-Ansatz ausgebildet.<br />
N von Stansstad zeichnet sich auf dem Seegr<strong>und</strong><br />
ein bisher kaum beachteter, S–N-laufender<br />
subaquatischer Rücken ab, der gegen das S-Ende der<br />
Biregg-Halbinsel zielt. Dieser bek<strong>und</strong>et wohl ebenfalls<br />
eine Mittelmoräne, die sich zwischen Aare-Eis<br />
<strong>und</strong> von ihm an den Bürgenstock gedrängten Engelberger<br />
Eisarm gebildet hat (Abb. 6.3).<br />
Beim weiteren Vorstoss drang eine Zunge von Engelberger<br />
Eis am westlichen Bürgenstock in der Talung<br />
von Obbürgen vor <strong>und</strong> hinterliess bis Dönnimatt eine<br />
eindrucksvolle Endmoräne. Aufgr<strong>und</strong> der Abfolgen<br />
auf der S-Seite des Buechberg (Kt. <strong>Schwyz</strong>, WELTEN<br />
1988) dürften neben dem würmzeitlichen noch ältere<br />
Vorstösse zu ihrer Schüttung beigetragen haben.<br />
6.5 Die Mittelmoräne von Kehrsiten<br />
(Atlasblatt Luzern, LK 1150)<br />
Mit dem noch stärkeren Anwachsen der Eismassen in<br />
den einzelnen Kaltzeiten <strong>und</strong> ihrem weiteren Vordringen<br />
in die Becken des Vierwaldstätter Sees bildete sich bei<br />
Müliortegg W von Kehrsiten an der NW-Ecke des Bürgenstock<br />
eine bis 60 m hohe Moränennase. Diese ist<br />
schon früh als Mittelmoräne zwischen dem Engelberger/Brünig-Arm<br />
des Aare-Gletschers <strong>und</strong> dem Engelberger/Reuss-Gletscher<br />
erkannt worden (BUXTORF<br />
1910Ka, et al. 1916K, KOPP et al. 1955K, KOPP & BUX-<br />
TORF 1962b). Sie setzt sich unterseeisch noch 1,5 km in<br />
den See fort. Die Erhebungen P. 351 <strong>und</strong> P. 352 am<br />
Gr<strong>und</strong> des Chrüztrichter sind als aufgesetzte „Mittelquappen“<br />
im Sinne WAGNERs 1997, als typisch geformte<br />
Mittelmoränen-Endaufschüttungen, zu deuten.<br />
Die Bürgenstock-Moräne ist daher mit denen von Allweg<br />
<strong>und</strong> Hubel als eine über alle Kaltzeiten gewachsene,<br />
persistente Mittelmoräne zu deuten <strong>und</strong> mit der<br />
Chammhalden-Moräne am N-Fuss des Säntis zu vergleichen<br />
(HANTKE 1978, Fig. 29, 1980, Fig. 43 <strong>und</strong><br />
Abb. 5.1a,b, S. 99 <strong>und</strong> 100).<br />
Da die subaquatischen Chindli- <strong>und</strong> Vitznauer Moräne<br />
wohl ebenfalls über alle Kaltzeiten bei analogen Eis-<br />
ständen sukzessive höher geschüttet worden sind,<br />
dürfte dies auch für sie <strong>und</strong> für den subaquatischen<br />
Wall Stansstad–Biregg-Halbinsel zutreffen.<br />
6.6 Die spätwürmzeitlichen Gletscherhalte<br />
Dass sich die schon beim Vorstoss angelegten unterseeischen<br />
Moränenstände von Vitznau <strong>und</strong> Chindli mit<br />
ihrer enormen Mächtigkeit beim Zurückschmelzen<br />
des Reuss-Gletschers erneut als bevorzugte Rückschmelzlagen<br />
anboten, ergibt sich aus entsprechenden<br />
Eisständen unter dem Goldauer Bergsturz <strong>und</strong> im<br />
<strong>Schwyz</strong>er Becken. Bei Goldau konnte Gasser (Kap.<br />
3.6) beim Nationalstrassenbau unter den Trümmern<br />
der Bergstürze den bisher nur S von Lauerz durch<br />
Moränen bekannten Goldauer Stand nachweisen, der<br />
zeitlich jenem von Vitznau entspricht. Der Stand von<br />
Ibach (= Chindli) ist durch eine 5–7 m hohe Seitenmoräne<br />
auf der Schotterflur von Wernisberg–Degenberg<br />
SE von Ibach belegt (S. 107).<br />
Zum Endmoränen-Ansatz des gut 20 m hohen Ingenbohler<br />
Walles (Institut–Kloster–Dorfkirche, Blatt<br />
1151 Rigi) zeichnet sich neben den Wällen am SE-<br />
Fuss des Urmiberg auch zwischen Urner See <strong>und</strong><br />
Gersauer Becken, bei P. 341 NE von Treib, ein entsprechender<br />
Moränenwall ab. Dieser wurde durch<br />
den Schuttfächer der Muota teilweise überschüttet, ist<br />
aber im Kurvenbild klar zu erkennen (Abb. 6.2). Dieser<br />
Wall ragt weit weniger hoch über den Seegr<strong>und</strong><br />
empor als Chindli- <strong>und</strong> Vitznauer Moräne <strong>und</strong> ist mit<br />
gut 15 m Höhe mit dem Ingenbohler Wall vergleichbar.<br />
6.7 Die sukzessive Auffüllung der Becken des<br />
Vierwaldstätter Sees<br />
Im Laufe des Eiszeitalters wurden die Berge niedriger,<br />
die Täler weiter <strong>und</strong> die Seebecken allmählich<br />
etwas zugeschüttet. Im noch 214 m tiefen Gersauer<br />
Becken liegt der Felsgr<strong>und</strong> bis 30 m unter dem Meeresspiegel.<br />
Die glaziale Auskolkung strebt gegen<br />
Null, da die gegeneinander vorgestossenen Reuss<strong>und</strong><br />
Engelberger Gletscher ihre Kolk-Energie gegenseitig<br />
zerstört haben. Die Auffüllung durch rezente,<br />
pleistozäne <strong>und</strong> pliozäne Seesedimente durch Bäche,<br />
Reuss- <strong>und</strong> Muota-Schweb (ausgeschmolzene Ober<strong>und</strong><br />
Gr<strong>und</strong>moräne) bewegt sich seit der Platznahme<br />
der Decken um 250 m (FINCKH 1977, et al. 1984). Da<br />
die unterseeischen Moränen unter der Sturmwellenbasis<br />
liegen, sind sie kaum abgetragen worden, haben<br />
durch Abgleiten ihrer Hänge etwas <strong>und</strong> durch die<br />
Auffüllung der Becken deutlich an Höhe eingebüsst,<br />
so dass ihre heutigen Dimensionen Minimalwerte<br />
darstellen.<br />
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