Naturforschende Gesellschaft Kanton Schwyz - Geologie und ...
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Abb. 7.5 Bei der Platznahme der Wildhorn-Decke ist ihr Frontbereich an Längsstörungen axial aufgebrochen. Durch das Vorgleiten<br />
der Kreide-Hüllen auf Gleithorizonten im Bereich oberster Dogger/unterster Malm (Callovo-Oxford-Schiefer) <strong>und</strong><br />
unterster Kreide (Palfris-Formation–Vitznau-Mergel) öffnete sich unter der Last des von der Brienzergrat-Kette gegen<br />
Norden abgleitenden Schlieren- <strong>und</strong> Habkern-Flysches die Brienzer See-Talung. In der tektonisch entstandenen Längskerbe<br />
sammelten sich in Warmzeiten die Flussarme des Hasli in einem Ur-Brienzer See, dem Nordost-Arm eines Ur-<br />
Oberländer Sees. In Kaltzeiten floss der Hauptast des Aare-Gletschers durch diese Talung.<br />
Abb. 7.6 Geologisches Querprofil durch die Berge am oberen Brienzer See zwischen Faulhorn–Schwarzhorn-Kette im Süden <strong>und</strong><br />
Brienzergrat-Kette im Norden, zirka 1:100'000.<br />
Zwischen dem durchscherten Quintner Kalk des Brünig<br />
<strong>und</strong> von Brienz sind steile ENE–WSW-laufende<br />
Störungen zu erkennen. Ebenso verraten sich solche in<br />
den Tälern beidseits des Ballenberg, im Tal Brienzwiler–Hofstetten–Brienz<br />
<strong>und</strong> im Aaretal, die sich als<br />
Scherstörungen im Brienzer See (Abb. 7.5, 7.6 <strong>und</strong><br />
7.8) verlieren. Längs Störungen sind Felspartien niedergefahren,<br />
versackt.<br />
In der tiefsten Senke, im Aaretal zwischen Meiringen<br />
<strong>und</strong> in ihrer Fortsetzung gegen Südwesten, sammelten<br />
sich die Fliessgewässer des Oberhasli im pliozänen<br />
Brienzer Arm des Ur-Oberländer Sees (Abb. 7.7).<br />
Durch Unterschiebung des Vorlandes wurde die Brienzergrat-Kette<br />
höher gestaucht (Abb. 7.5 <strong>und</strong> 7.6). Der<br />
Brünig in der direkten Fortsetzung der Hasli-Depression<br />
liegt in der alten Quersenke mit teils mitgeschleppten<br />
Jura-Kernen <strong>und</strong> vorbewegten Kreide-Hüllen.<br />
Im Eiszeitalter wurde auch die Brienzer See-Talung<br />
kaum vertieft, wohl aber erweitert (S. 112).<br />
Die Hänge oberhalb Brienz, zwischen Brienzwiler<br />
<strong>und</strong> Ebligen, zeichnen sich durch zahllose, teils<br />
schon von MICHEL (1922K) erkannte Sackungen aus<br />
116<br />
(Abb. 7.9). Diese reichen bei der Zwischenegg SE<br />
des Arnihaaggen fast bis auf den Grenzgrat Bern/<br />
Obwalden. Im subalpinen Bereich waren Sackungen<br />
in Warmzeiten von Wald bestockt <strong>und</strong> schützten die<br />
Talflanken weitgehend vor dem Abtrag. In tieferen<br />
Lagen sind sie moränenbedeckt, in höheren liegen<br />
sie in Palfris-Schiefern, Vitznau-Mergeln, im Diphyoides-Kalk<br />
<strong>und</strong> im helvetischem Kieselkalk.<br />
Kahlschläge zur Gewinnung von Alpweiden <strong>und</strong> für<br />
Abb. 7.7 Der nach den letzten Phasen der Platznahme der<br />
Wildhorn-Decke entstandene Ur-Brienzer See<br />
wurde durch den mehrfach vorgestossenen Aare-<br />
Gletscher kaum wesentlich vertieft, wohl aber<br />
erweitert. Blick von einem frühen Brienzer<br />
Rothorn gegen Südwesten auf den Oberländer See.