Frühpädagogik Studieren – ein Orientierungsrahmen für Hochschulen
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Eine qualifizierte<br />
Sprachförderung im<br />
Elementarbereich setzt<br />
die Kenntnis wichtiger<br />
Spracherwerbstheorien<br />
und der sprachlichen Entwicklung<br />
bis zum Schul<strong>ein</strong>tritt<br />
voraus.<br />
Die Baust<strong>ein</strong>e frühpädagogischer Studiengänge<br />
Linguistische Grundlagen<br />
Funktionen von Sprache<br />
Sprache ist <strong>ein</strong> komplexes Symbolsystem. Im Rahmen kommunikativer Funktion<br />
wird Sprache im mündlichen Dialog als Verständigungsmittel zum unmittelbaren<br />
diskursiven wie präsentativen Austausch <strong>ein</strong>gesetzt, wesentliche Elemente der<br />
sprachlichen Kompetenz werden durch zwischenmenschliche Interaktionen erworben.<br />
Darüber hinaus besitzt Sprache <strong>ein</strong>e kognitive, handlungssteuernde und identitätsstiftende<br />
Funktion. Das Funktionsspektrum von Sprache umfasst somit dialogische<br />
und monologische Verwendungen. Jede dieser Verwendungen hat ihre<br />
eigenen Besonderheiten und ihre eigene Systematik.<br />
Systematik der deutschen Sprache<br />
Die Qualität sprachlicher Bildungs- und Förderarbeit macht sich u. a. an dem metasprachlichen<br />
Wissen der Frühpädagoginnen fest. Daher ist es unabdingbar, dass<br />
ihnen die wesentlichen Regularitäten der deutschen Sprache (Phonologie, Morphosyntax,<br />
Diskurs, Text) und der literarischen Aspekte (Erzählstrukturen, Bildhaftigkeit<br />
von Sprache, sekundäre Semantisierung durch Laute und Melodie, Lesen und<br />
Verstehen als konstruktiver Akt u. a.) bewusst sind und sie dieses Wissen nutzen<br />
können.<br />
Kontrastivsprache<br />
Angehende Frühpädagoginnen lernen die wesentlichen Unterschiede des Deutschen<br />
zu <strong>ein</strong>er anderen Sprache ebenso wie zu unterschiedlichen Registern (Umgangssprache/Dialekt<br />
vs. Hochsprache/Explizitsprache) herauszuarbeiten. Zu diesem Zweck<br />
und um <strong>ein</strong>e sinnstiftende Kommunikation mit Kindern ohne Deutschkenntnisse anzubahnen,<br />
sollten Grundkenntnisse in <strong>ein</strong>er Herkunftssprache von Kindern mit Migrationshintergrund<br />
erworben werden.<br />
Alternative Sprachsysteme<br />
Verschiedene Formen der Sprache gilt es zu realisieren. Für gehörlose Kinder oder<br />
Kinder mit Problemen in der auditiven Wahrnehmung bzw. Hörverarbeitung kann<br />
der unterstützende Einsatz <strong>ein</strong>es alternativen Sprachsystems hilfreich s<strong>ein</strong>. Der Erwerb<br />
von Basiskompetenzen in <strong>ein</strong>em alternativen Sprachsystem (Gebärdensprache,<br />
BLISS u. a.) kann <strong>für</strong> <strong>Studieren</strong>de der <strong>Frühpädagogik</strong> auch die Aus<strong>ein</strong>andersetzung<br />
mit Regularitäten von Sprachsystemen allgem<strong>ein</strong> vertiefen.<br />
Sprachentwicklung<br />
Sprachentwicklung / Spracherwerb<br />
Eine qualifizierte Sprachförderung im Elementarbereich setzt die Kenntnis der<br />
wichtigen Spracherwerbstheorien sowie der sprachlichen Entwicklung bis zum<br />
Schul<strong>ein</strong>tritt voraus. Dabei sind Kristallisationspunkte der aktuellen Debatte wie<br />
die Rolle des sprachlichen Inputs, die Rolle genetischer Prädispositionen, die Emergenz<br />
von sprachlichen Fähigkeiten im Kontext der kognitiven Entwicklung oder das<br />
Zusammenspiel des impliziten und des expliziten Lernens zu fokussieren. Während<br />
die genetische Prädisposition nur die Grundlage menschlicher Sprachbegabung benennt,<br />
folgt aus der lerntheoretischen Konzeption, Kindern <strong>ein</strong>en ausreichenden<br />
sprachlichen Input zu bieten, und aus interaktionistischer Sicht ist der gesamte Spra-