Frühpädagogik Studieren – ein Orientierungsrahmen für Hochschulen
Frühpädagogik Studieren – ein Orientierungsrahmen für Hochschulen
Frühpädagogik Studieren – ein Orientierungsrahmen für Hochschulen
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
olisierende Arbeiten mit Kindern, in denen ihnen Sprache als Gegenstand bewusst<br />
wird, besonders geeignet. Neben der Beschäftigung mit grundlegenden Szenarien situativer<br />
Ansätze, in denen <strong>ein</strong> ungesteuerter Erwerb von Sprache stattfindet, ist <strong>ein</strong>e<br />
Aus<strong>ein</strong>andersetzung mit Konzepten und Modellen der gezielten Sprachförderung,<br />
die <strong>ein</strong>en gesteuerten Erwerb insbesondere grammatischer Regularitäten als dem<br />
strukturellen Kern des Sprachsystems evozieren, sinnvoll.<br />
Ziel der Sprachförderung ist es, den Kindern neben der Anregung zur kompetenten<br />
Nutzung von Sprache <strong>für</strong> kommunikative Prozesse vor allem die Möglichkeit zu geben,<br />
Sprache auch als Gegenstand, als Symbolsystem zu betrachten.<br />
Die metasprachliche Entwicklung, also das Denken und Sprechen über Sprache,<br />
ist zum <strong>ein</strong>en eng mit dem Bereich des dekontextualisierten Sprachgebrauchs verknüpft.<br />
Ein zentrales Element in diesem Bereich ist die phonologische Bewusstheit,<br />
also die Fähigkeit, Sprache analytisch zu betrachten und in ihre Teilelemente<br />
wie Silben, Reime und Phoneme zu trennen. Situative Anregungen zur Entwicklung<br />
der phonologischen Bewusstheit sollen in den frühpädagogischen Alltag integriert<br />
s<strong>ein</strong>. Die kritische Aus<strong>ein</strong>andersetzung mit isolierten, teilleistungsorientierten Trainingsverfahren<br />
kann diesen Bereich sinnvoll ergänzen. Ebenso sollen Kinder <strong>für</strong> die<br />
unterschiedlichen Sprachverwendungen in verschiedenen Kontexten (sprachliche<br />
Register) sensibilisiert werden. Zum anderen macht Literatur (in Text und Bild) mit<br />
ihren auf Wirkung angelegten Formen (Reim und Rhythmus, bei Bildern auch Farben<br />
und Gestalt) das Nachdenken über sprachliche und ästhetische »Figuren« möglich<br />
und stellt, wenn dies handelnd geschieht, wiederum Vorlagen <strong>für</strong> den eigenen<br />
sprachlichen und szenischen Ausdruck zur Verfügung.<br />
Das dialogische Vorlesen, besonders das von Bilderbüchern, nimmt <strong>ein</strong>e Brückenfunktion<br />
beim Übergang in die Welt der Literalität, des Literarischen und der zukünftigen<br />
Lesemotivation <strong>ein</strong>. Die hier zu erwerbenden Kompetenzen sind zum<br />
<strong>ein</strong>en deklarativ, zum anderen praktisch ausgerichtet wie die Fertigkeiten der Gesprächsführung,<br />
der Stimmmodulation, Gestik, Mimik und die Fähigkeit, <strong>ein</strong>e Vorleseatmosphäre<br />
herzustellen. Grundlage <strong>für</strong> dialogisches Vorlesen sind wiederum<br />
literarische und literaturdidaktische Kenntnisse von Erzählstrukturen sowie <strong>ein</strong><br />
handlungsorientierter ästhetischer Umgang mit Geschichten und Bildern. Wichtig<br />
<strong>für</strong> die Arbeit mit Bilderbüchern sind ferner die Wahrnehmung der Bildebene<br />
ebenso wie das Verständnis ästhetischer Ausdrucksformen und ihrer Wirkungen.<br />
Das Imaginäre des Literarischen (Fiktionalität und Fantasie) kommt dem Kind und<br />
vor allem s<strong>ein</strong>em Spielbedürfnis entgegen. <strong>Studieren</strong>de sollten theoretische (literaturwissenschaftliche,<br />
literaturästhetische, sprachliche) Kenntnisse wie praktische<br />
(handlungsorientierte, methodische) Fähigkeiten erwerben, um <strong>–</strong> von der Dramaturgie<br />
<strong>ein</strong>facher Geschichten ausgehend <strong>–</strong> Kinder dabei anzuregen, zunächst auch <strong>ein</strong>fache<br />
literarische Formen des Erzählens zu übernehmen. Das Verständnis poetisch<br />
bildhafter Sprache kann in der Verbindung von Bild und Text angebahnt werden. Gespräche<br />
bzw. Spielhandlungen im Zusammenhang mit Geschichten und deren Protagonisten<br />
entwickeln perspektivisches Denken und Fremdverstehen, ausgelöst durch<br />
identifikatorische Prozesse mit den Protagonisten.<br />
105<br />
Vorlesen von Bilderbüchern<br />
bildet die Brücke<br />
zur Welt der Literatur.<br />
Da<strong>für</strong> brauchen Frühpädagoginnen<br />
Fertigkeiten<br />
in Gesprächsführung,<br />
Stimmmodulation, Gestik,<br />
Mimik und Schaffung<br />
<strong>ein</strong>er Vorleseatmosphäre.