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Frühpädagogik Studieren – ein Orientierungsrahmen für Hochschulen

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Die Baust<strong>ein</strong>e frühpädagogischer Studiengänge<br />

Sexualpädagogik hat die Aufgabe, Kindern die erforderlichen Informationen zu ver-<br />

mitteln und sie bei der Suche nach ihrer sexuellen Identität und Orientierung zu un-<br />

terstützen. Sie vermittelt dabei zwischen den Konstruktionen und Wertvorstellun-<br />

gen der Gesellschaft und denen der kindlichen Lebenswelten. Heute sind Kinder<br />

über die Medien ständig sexualisierenden, auf Konsum von Waren zielenden Reizen<br />

ausgesetzt, denen sich die Eltern häufig nicht widersetzen, und werden dadurch<br />

in bislang unvorstellbarer Weise sexualisiert. Es gibt zu diesem Thema leider noch<br />

k<strong>ein</strong>e wissenschaftlichen Studien. Frühpädagoginnen haben sich jedoch situativ mit<br />

diesen Konstruktionen zu befassen, die in <strong>ein</strong>er pluralen Gesellschaft unterschiedlich<br />

sind. Sexualpädagogik hat <strong>–</strong> wie die gesamte <strong>Frühpädagogik</strong> <strong>–</strong> die Funktion, Kindern<br />

Möglichkeiten und Grenzen der eigenen Konstruktionen aufzuzeigen. Kinder<br />

müssen erkennen und verarbeiten, wenn ihre Zuneigung, ihre Liebe und ihr Bedürfnis,<br />

geliebt zu werden, im Gegenüber k<strong>ein</strong>e Resonanz findet.<br />

Qualifikationsziele<br />

:: Frühpädagoginnen kennen die theoretischen Konstrukte der Sexualwissenschaft<br />

und der Sexualpädagogik. Sie kennen Ersch<strong>ein</strong>ungsformen und Ausdrucksmöglichkeiten<br />

kindlicher Sexualität in unterschiedlichen Entwicklungsphasen. Sie wissen,<br />

dass Sexualität <strong>ein</strong> wesentlicher Bestandteil der Entwicklung und der Identitätsbildung<br />

ist, und sind in der Lage, Kinder in diesem Prozess zu unterstützen.<br />

:: Sie gehen situativ auf Fragen und Themen von Kindern <strong>ein</strong> und vermitteln ihnen Informationen<br />

zu Fortpflanzung, individueller Sexualität und sexuellen Beziehungen<br />

in kindgerechter Sprache, die die körperliche Beschaffenheit der Geschlechter<br />

und die Bedingungen und Prozesse der Fortpflanzung klar benennt. Sie verknüpfen<br />

sachliche Informationen mit dem Lust- sowie mit dem Beziehungsaspekt der Sexualität,<br />

sodass Kinder zu ihrer eigenen Sexualität wie auch zu der anderer Kinder<br />

und Bezugspersonen <strong>ein</strong> positives Verhältnis entwickeln können.<br />

:: Sie haben differenzierte, auf wissenschaftlichen Erkenntnissen fußende Vorstellungen<br />

von Geschlechtsidentitäten und geschlechtlichen Orientierungen und können<br />

Kinder bei deren Entwicklung angemessen unterstützen. Sie sehen die Lebensformen<br />

von Kindern, die z. B. nicht bei ihren leiblichen Eltern oder in <strong>ein</strong>er<br />

heterosexuellen Familie aufwachsen, nicht als defizitär, sondern erkennen die<br />

Stärken, die im Aufenthalt bei <strong>ein</strong>er Pflegefamilie oder <strong>ein</strong>er Adoption bzw. <strong>ein</strong>em<br />

Heimaufenthalt liegen. So können sich zum <strong>ein</strong>en auch diese Kinder mit ihren Bezugspersonen<br />

in der Gruppe angenommen fühlen und in ihrer Identitätsentwicklung<br />

gefördert werden, zum anderen wird die positive Haltung aller Kinder zur<br />

Vielfalt der Lebenswelten gestärkt.<br />

:: Sie orientieren sich an <strong>ein</strong>er Aushandlungsmoral, die dem <strong>ein</strong>zelnen Kind s<strong>ein</strong>e<br />

Würde als sexuelles Wesen zugesteht und es darin fördert, die Grenzen s<strong>ein</strong>er Intimsphäre<br />

zu setzen und auch die anderer zu respektieren. Sie sorgen da<strong>für</strong>, dass<br />

in den zeitlichen und räumlichen Voraussetzungen der Einrichtung Schamgrenzen<br />

berücksichtigt werden können.<br />

:: Sie erkennen Gefährdungen von Kindern durch sexuelle Gewalt und können professionell<br />

reagieren, um Kinder zu schützen. Sie kennen jedoch auch die Kontextabhängigkeit<br />

von sexuellen Wünschen und Handlungen und reflektieren diese<br />

im Team, bevor sie außerhalb der Einrichtung Unterstützung suchen.

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