Frühpädagogik Studieren – ein Orientierungsrahmen für Hochschulen
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Sprachliche Bildung ist<br />
mehr als sprachliche<br />
Kompetenz.<br />
Wahrnehmung und<br />
Einschätzung der sprachlichen<br />
Kompetenz von<br />
Kindern ist Grundlage<br />
<strong>für</strong> die sprachliche<br />
Förderung.<br />
Frühpädagoginnen<br />
brauchen Kenntnisse, um<br />
Sprachentwicklungsverzögerungen<br />
frühzeitig zu<br />
erkennen.<br />
Mit Spielen, Reimen, Liedern<br />
und Kinderliteratur<br />
entwickeln Kinder Lust<br />
an Sprache.<br />
Die Baust<strong>ein</strong>e frühpädagogischer Studiengänge<br />
Operationen und sozialen Handelns (<strong>ein</strong>schließlich der Entwicklung der Emotiona-<br />
lität) ebenso unabdingbar wie <strong>ein</strong>e Reflektion über kindliche Motive der Sprachver-<br />
wendung oder die Rolle der Sprache in der Gesellschaft <strong>ein</strong>schließlich spezieller Fo-<br />
kussierungen wie »Sprache und Geschlecht«, »Sprache und Identität«, »Sprache und<br />
Macht« etc..<br />
Sprachbeobachtung / Sprachstandserhebung<br />
Ausgangspunkt <strong>ein</strong>er sprachlichen Förderung ist die Fähigkeit, die sprachlichen<br />
Kompetenzen <strong>ein</strong>es Kindes wahrzunehmen und zu bewerten. Den Ausgangspunkt<br />
bildet die Betrachtung kindlicher Sprachäußerungen und dialogischer Fördergespräche.<br />
Die Analyse ermöglicht <strong>ein</strong>e Aus<strong>ein</strong>andersetzung mit den mentalen Repräsentationen<br />
und den kommunikativen Kompetenzen der Kinder sowie mit spezifischen<br />
phonologischen, lexikalisch-semantischen Merkmalen der kindlichen<br />
Sprache, deren linguistische Systematik die <strong>Studieren</strong>den auf diese Weise vertiefen.<br />
Eine Recherche und kritische Sichtung sprachdiagnostischer Verfahren wie Beobachtungsbögen<br />
und Tests sollten diesen Bereich ergänzen.<br />
Sprachauffälligkeiten<br />
Anzustreben sind grundlegende Kenntnisse zu der Genese und der Beschreibung<br />
von Sprachentwicklungsverzögerungen, Sprach- und Sprechstörungen sowie<br />
Möglichkeiten der Diagnostik und Förderung. Auf der Grundlage systematischer<br />
Sprachbeobachtung und -dokumentation sollten die <strong>Studieren</strong>den insbesondere<br />
Sprachentwicklungsverzögerungen (SEV) und -störungen (SES) sowie Kommunikationsstörungen,<br />
Störungen der Aussprache, des Redeflusses, der Wortbedeutung und<br />
des Wortschatzes, des Satzbaus und der Grammatik frühzeitig erkennen und sicher<br />
von<strong>ein</strong>ander unterscheiden können. Geringe Sprachkenntnisse, z. B. infolge <strong>ein</strong>es<br />
Migrationshintergrundes, sollten von Spracherwerbsstörungen unterschieden werden<br />
können.<br />
Sprach- und Literaturdidaktik<br />
Inhalte und Methoden<br />
Kinder erwerben Sprache überwiegend in Dialogen mit zugewandten Bezugspersonen.<br />
Auf der Basis <strong>ein</strong>er grundlegenden Beziehungsfähigkeit und unter Bezugnahme auf<br />
Grundkenntnisse des kindlichen Spracherwerbs sollten angehende Frühpädagoginnen<br />
<strong>ein</strong> anregendes Sprachvorbild bieten und Situationen authentisch und dialogisch<br />
gestalten können. Sprache wird von Kindern nicht als isolierte Kompetenz,<br />
sondern im Rahmen von sinnstiftenden Bezügen und Tätigkeiten erworben. Anzustreben<br />
ist daher die Schaffung von Sprachhandlungszusammenhängen, also die Integration<br />
von sprachintensiven Handlungen in (möglichst mit Kindern gem<strong>ein</strong>sam<br />
entwickelten) thematischen Projektvorhaben. Daneben sollten Spiele (Rollenspiele,<br />
Interaktionsspiele, Sprachspiele), Reime und Lieder (Formen der ritualisierten<br />
Sprachförderung) und Kinderliteratur (Bücher, Hörkassetten) integriert werden. Das<br />
Spiel ist die bevorzugte Aneignungsform der frühen Kindheit. Mit diversen Sprachspielen<br />
wie Laut-, Reim- und Silbenspielen entwickeln Kinder nicht nur <strong>ein</strong>e kreative<br />
Lust an Sprache, sondern auch <strong>ein</strong> Bewussts<strong>ein</strong> <strong>für</strong> den Sprachrhythmus und <strong>für</strong> die<br />
lautliche Gestalt der Sprache. Das spielerische Experimentieren mit Sprache durchzieht<br />
den frühpädagogischen Alltag und ist als Ausgangspunkt <strong>für</strong> analytische, sym-