Frühpädagogik Studieren – ein Orientierungsrahmen für Hochschulen
Frühpädagogik Studieren – ein Orientierungsrahmen für Hochschulen
Frühpädagogik Studieren – ein Orientierungsrahmen für Hochschulen
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Eine solche Verschränkung bedeutet zum <strong>ein</strong>en, dass an beiden Lernorten die päd-<br />
agogische Qualität hohen Standards entsprechen muss: Die Hochschule muss <strong>ein</strong>en<br />
Lehr-Lern-Kontext bereitstellen, der die pädagogischen Ansprüche, die an die <strong>Studieren</strong>den<br />
gestellt werden, auch selbst erfüllt. Die Praxisphasen des Studiums müssen<br />
so qualifiziert begleitet und reflektiert werden, dass hier zu Recht von praktischen<br />
Studien gesprochen werden kann. Darüber hinaus brauchen wir auch <strong>ein</strong>e<br />
Hochschuldidaktik, die diesen Anforderungen Rechnung trägt.<br />
Im Lernort Hochschule, dem Hauptausbildungsort der zukünftigen Frühpädagoginnen,<br />
wird das »Konzept des forschenden Lernens« vorgestellt und als hochschuldidaktische<br />
Grundlage <strong>für</strong> die Professionalisierung von Frühpädagoginnen charakterisiert;<br />
außerdem erfolgt hier <strong>ein</strong> Überblick über Lehr-Lernformate, mit denen<br />
dies umzusetzen ist. Der Lernort Praxis definiert Qualitätsziele <strong>für</strong> die Ausbildung<br />
von Frühpädagoginnen und entwickelt Vorschläge <strong>für</strong> <strong>ein</strong>e optimierte Abstimmung<br />
und Verschränkung theoretischer und praktischer Ausbildungsanteile in der hochschulischen<br />
Ausbildung.<br />
3.2 Lernort Hochschule<br />
Das Konzept des forschenden Lernens im Rahmen der hochschulischen Ausbildung<br />
von Frühpädagoginnen<br />
»Die Menschen stärken und die Sachen klären«, dieses Plädoyer von Hartmut von<br />
Hentig <strong>für</strong> <strong>ein</strong>e Auffassung von Bildung, die in der systematischen Vermittlung von<br />
Wissen, Können und Kompetenzen <strong>ein</strong>erseits und der aktiven und selbsttätigen<br />
Entfaltung von Bildungsprozessen andererseits k<strong>ein</strong>en Widerspruch sieht, ist Ausgangspunkt<br />
von Überlegungen zur nachhaltigen Integration und Stärkung des forschenden<br />
Lernens in die hochschulische Qualifizierung von Frühpädagoginnen.<br />
Bildung von Kindern und Erwachsenen ist dabei als dynamischer, ko-konstruktiver<br />
und dialogischer Prozess lebenslanger inter- und intragenerationeller Interaktion<br />
zu verstehen.<br />
Zentral <strong>für</strong> die Evaluation der neuen frühpädagogischen Studiengänge an den <strong>Hochschulen</strong><br />
wird s<strong>ein</strong>, ob es gelingt, sowohl wissenschaftlich qualifizierte Bildungsexperten<br />
auszubilden als auch im Studium <strong>ein</strong>e hohe professionelle, pädagogischpraktische<br />
Handlungskompetenz anzulegen. Die soziale Wirklichkeit, die von<br />
Pädagoginnen in Kindertages<strong>ein</strong>richtungen und Schulen bewältigt werden muss, ist<br />
nicht von Konstanz und Vorhersehbarkeit geprägt: Die Diversität und Vielschichtigkeit<br />
von Erfahrungsräumen, die das Handeln und die Orientierung von Menschen in<br />
der modernen Gesellschaft prägen, führen immer wieder zu Irritationen und Fremdheitserfahrungen.<br />
Pädagogische Situationen sind zunehmend von Überkomplexität<br />
und Eigensinnigkeit gekennzeichnet, wie auch von der Unmöglichkeit, fachliches,<br />
theoretisches und didaktisches Wissen <strong>ein</strong>fach zu applizieren. Der Kern expertenhaften<br />
pädagogischen Handelns ist der professionelle Umgang mit dieser Ungewissheit,<br />
<strong>ein</strong>e Professionalität, die es ermöglicht, <strong>ein</strong>e fall- und situationssensible<br />
Passung zwischen Theorie und Praxis, zwischen theoretischem und didaktischem<br />
Wissen und Können <strong>ein</strong>erseits, Handlungs- und Erfahrungswissen andererseits auch<br />
in ungewohnten Kontexten herzustellen (vgl. Stichweh, 2002).<br />
9<br />
Ausgangspunkt des<br />
»Konzepts des forschenden<br />
Lernens« ist<br />
<strong>ein</strong>e Bildungsauffassung,<br />
die in der systematischenWissensvermittlung<br />
und der selbständigen<br />
Entfaltung von<br />
Bildungsprozessen k<strong>ein</strong>en<br />
Widerspruch sieht.<br />
Ziel des Studiums ist<br />
es, wissenschaftlich<br />
qualifizierte Bildungsexperten<br />
auszubilden und<br />
<strong>ein</strong>e hohe professionelle<br />
pädagogisch-praktische<br />
Handlungskompetenz<br />
anzulegen.