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Frühpädagogik Studieren – ein Orientierungsrahmen für Hochschulen

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44<br />

Frühpädagoginnen sind<br />

forschende Praktikerinnen<br />

und empirische<br />

Sozialforscherinnen.<br />

Zentrale professionelle<br />

Kernkompetenzen sind<br />

<strong>ein</strong> genaues Beobachten<br />

und Wahrnehmen sowie<br />

das Erfassen von komplexen<br />

Alltagssituationen.<br />

<strong>Frühpädagogik</strong> <strong>Studieren</strong><br />

Vom »forschenden Habitus« zur systematischen Fallanalyse und zur empirischen<br />

Sozialforschung<br />

Die Übergänge vom forschenden Habitus zur Forschung sind fließend. Der Begriff<br />

der Praxisforschung kann sowohl als »forschende Tätigkeit von Praktikerinnen und<br />

Praktikern« verstanden werden, wie Prengel (2008) dies konzipiert hat, als auch als<br />

»Forschung zu Praxisfragen durch Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler«. Mit<br />

der Verminderung <strong>–</strong> nicht Aufhebung <strong>–</strong> des Gegensatzes zwischen Praktikerinnen <strong>ein</strong>erseits<br />

und Wissenschaftlerinnen bzw. Forscherinnen andererseits, wie er mit der<br />

akademisierten Ausbildung von Frühpädagoginnen derzeit <strong>–</strong> zumindest in den Master-Studiengängen<br />

<strong>–</strong> angestrebt wird, lassen sich die verschiedenen Facetten der Praxisforschung<br />

wesentlich <strong>ein</strong>facher integrieren bzw. auf <strong>ein</strong>e gem<strong>ein</strong>same Grundlage<br />

beziehen. Frühpädagoginnen sind <strong>–</strong> zumindest von ihrem Potenzial her <strong>–</strong> forschende<br />

Praktikerinnen sowie empirische Sozialforscherinnen zugleich. Die im Studium angelegten<br />

hermeneutischen Basiskompetenzen, die sich in <strong>ein</strong>er forschenden Haltung<br />

manifestieren, sind sowohl <strong>für</strong> diejenigen, die später als Pädagoginnen arbeiten, als<br />

auch <strong>für</strong> diejenigen, die pädagogische Praxis wissenschaftlich erforschen wollen,<br />

unabdingbar.<br />

Das Potenzial, das spezifische qualitative bzw. rekonstruktive Forschungsmethoden<br />

<strong>für</strong> die Aus- und Weiterbildung von pädagogischen Fachkräften, insbesondere <strong>für</strong><br />

den Erwerb von reflexivem Orientierungswissen, bereithalten, ist groß und muss in<br />

Seminaren, die in enger Verzahnung mit den Praxis- bzw. Praktikumsphasen des Studiums<br />

durchgeführt sowie auch in Lehrforschungsprojekten mit dem Charakter von<br />

Forschungswerkstätten weiter ausgeschöpft werden.<br />

Kompetenzen des Wahrnehmens, Verstehens und Erklärens<br />

Die Fähigkeiten des genauen Beobachtens und Wahrnehmens sowie des Interpretierens<br />

von hoch komplexen Situationen im pädagogischen Alltag (in dem die Pädagogin<br />

zumeist unter Handlungsdruck steht) stellen zentrale professionelle Kompetenzen<br />

dar. Die »fragende Haltung«, der offen wahrnehmende Blick, der zu Reflexion und<br />

weiteren Beobachtungen anregt und nicht vorschnelles Urteilen und Einordnen evoziert,<br />

ist Grundlage <strong>für</strong> <strong>ein</strong>en kritischen Umgang mit Praxis bzw. <strong>für</strong> das »Neudenken«<br />

von Praktiken, Strukturen und Institutionen: »Ohne forschendes Erkennen k<strong>ein</strong>e innovative<br />

Praxis« (Prengel, 2008, S. 600).<br />

Die grundlegende Bedeutung des empathischen Fremdverstehens <strong>für</strong> pädagogisches<br />

Handeln, <strong>ein</strong>er latenten Aufmerksamkeit und Offenheit <strong>für</strong> das Geschehen im sozialen<br />

Feld und vor allem <strong>für</strong> die Perspektiven der anderen, wird von verschiedenen<br />

Autoren hervorgehoben (vgl. Prengel, 2008; Friebertshäuser, 1996). Um individuelle<br />

wie auch gem<strong>ein</strong>schaftliche Bildungsprozesse von Kindern und auch von Erwachsenen<br />

nicht nur bewusst zu beobachten und zu dokumentieren, sondern über das phänomenologische,<br />

situationsbezogene Verstehen hinaus im Sinne <strong>ein</strong>es erklärenden<br />

Verstehens auch interpretieren zu können, benötigen pädagogische Fachkräfte differenzierte<br />

und anwendungsorientierte Methoden.<br />

Qualitative Methoden der erziehungswissenschaftlichen (Kindheits-)Forschung ermöglichen<br />

sowohl im Forschungskontext als auch im pädagogischen Handlungskon-

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