Frühpädagogik Studieren – ein Orientierungsrahmen für Hochschulen
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Frühpädagoginnen sind<br />
forschende Praktikerinnen<br />
und empirische<br />
Sozialforscherinnen.<br />
Zentrale professionelle<br />
Kernkompetenzen sind<br />
<strong>ein</strong> genaues Beobachten<br />
und Wahrnehmen sowie<br />
das Erfassen von komplexen<br />
Alltagssituationen.<br />
<strong>Frühpädagogik</strong> <strong>Studieren</strong><br />
Vom »forschenden Habitus« zur systematischen Fallanalyse und zur empirischen<br />
Sozialforschung<br />
Die Übergänge vom forschenden Habitus zur Forschung sind fließend. Der Begriff<br />
der Praxisforschung kann sowohl als »forschende Tätigkeit von Praktikerinnen und<br />
Praktikern« verstanden werden, wie Prengel (2008) dies konzipiert hat, als auch als<br />
»Forschung zu Praxisfragen durch Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler«. Mit<br />
der Verminderung <strong>–</strong> nicht Aufhebung <strong>–</strong> des Gegensatzes zwischen Praktikerinnen <strong>ein</strong>erseits<br />
und Wissenschaftlerinnen bzw. Forscherinnen andererseits, wie er mit der<br />
akademisierten Ausbildung von Frühpädagoginnen derzeit <strong>–</strong> zumindest in den Master-Studiengängen<br />
<strong>–</strong> angestrebt wird, lassen sich die verschiedenen Facetten der Praxisforschung<br />
wesentlich <strong>ein</strong>facher integrieren bzw. auf <strong>ein</strong>e gem<strong>ein</strong>same Grundlage<br />
beziehen. Frühpädagoginnen sind <strong>–</strong> zumindest von ihrem Potenzial her <strong>–</strong> forschende<br />
Praktikerinnen sowie empirische Sozialforscherinnen zugleich. Die im Studium angelegten<br />
hermeneutischen Basiskompetenzen, die sich in <strong>ein</strong>er forschenden Haltung<br />
manifestieren, sind sowohl <strong>für</strong> diejenigen, die später als Pädagoginnen arbeiten, als<br />
auch <strong>für</strong> diejenigen, die pädagogische Praxis wissenschaftlich erforschen wollen,<br />
unabdingbar.<br />
Das Potenzial, das spezifische qualitative bzw. rekonstruktive Forschungsmethoden<br />
<strong>für</strong> die Aus- und Weiterbildung von pädagogischen Fachkräften, insbesondere <strong>für</strong><br />
den Erwerb von reflexivem Orientierungswissen, bereithalten, ist groß und muss in<br />
Seminaren, die in enger Verzahnung mit den Praxis- bzw. Praktikumsphasen des Studiums<br />
durchgeführt sowie auch in Lehrforschungsprojekten mit dem Charakter von<br />
Forschungswerkstätten weiter ausgeschöpft werden.<br />
Kompetenzen des Wahrnehmens, Verstehens und Erklärens<br />
Die Fähigkeiten des genauen Beobachtens und Wahrnehmens sowie des Interpretierens<br />
von hoch komplexen Situationen im pädagogischen Alltag (in dem die Pädagogin<br />
zumeist unter Handlungsdruck steht) stellen zentrale professionelle Kompetenzen<br />
dar. Die »fragende Haltung«, der offen wahrnehmende Blick, der zu Reflexion und<br />
weiteren Beobachtungen anregt und nicht vorschnelles Urteilen und Einordnen evoziert,<br />
ist Grundlage <strong>für</strong> <strong>ein</strong>en kritischen Umgang mit Praxis bzw. <strong>für</strong> das »Neudenken«<br />
von Praktiken, Strukturen und Institutionen: »Ohne forschendes Erkennen k<strong>ein</strong>e innovative<br />
Praxis« (Prengel, 2008, S. 600).<br />
Die grundlegende Bedeutung des empathischen Fremdverstehens <strong>für</strong> pädagogisches<br />
Handeln, <strong>ein</strong>er latenten Aufmerksamkeit und Offenheit <strong>für</strong> das Geschehen im sozialen<br />
Feld und vor allem <strong>für</strong> die Perspektiven der anderen, wird von verschiedenen<br />
Autoren hervorgehoben (vgl. Prengel, 2008; Friebertshäuser, 1996). Um individuelle<br />
wie auch gem<strong>ein</strong>schaftliche Bildungsprozesse von Kindern und auch von Erwachsenen<br />
nicht nur bewusst zu beobachten und zu dokumentieren, sondern über das phänomenologische,<br />
situationsbezogene Verstehen hinaus im Sinne <strong>ein</strong>es erklärenden<br />
Verstehens auch interpretieren zu können, benötigen pädagogische Fachkräfte differenzierte<br />
und anwendungsorientierte Methoden.<br />
Qualitative Methoden der erziehungswissenschaftlichen (Kindheits-)Forschung ermöglichen<br />
sowohl im Forschungskontext als auch im pädagogischen Handlungskon-