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Soziale Hemmung und Sprechangst bei Kindern unter dem Aspekt ...

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Exemplarische Fallbeschreibung<br />

im täglichen Leben bedient (vgl. Grosjean, 1996). 4 Gaetana spricht <strong>dem</strong>nach<br />

zwei Sprachen nach <strong>dem</strong> Prinzip „one-situation–one-language“ (vgl. Stalder,<br />

1996, Kapitel 4).<br />

<strong>Soziale</strong> <strong>Hemmung</strong>: Gaetana selbst gibt an, dass sie sich im Umgang mit<br />

Lehrern in der Schule unsicher fühlt <strong>und</strong> sich selten meldet. Eine Überprüfung<br />

durch den Angstfragebogen für Schüler [AFS] (Wieczerkowski et al., 1979)<br />

ergab einen relativ hohen Prozentrang in der Kategorie „Prüfungsangst“<br />

(85%) <strong>und</strong> einen extrem hohen Wert in der Kategorie „Schulunlust“ (99%). In<br />

der Kategorie „manifestierte Angst“ erreichte sie einen Prozentrang von 82%<br />

<strong>und</strong> in Bezug auf „soziale Erwünschtheit“ lediglich 73%. 5 Ein Gespräch mit<br />

<strong>dem</strong> Klassenlehrer bestätigte dies. Im sozialen Umgang mit nicht italienischen<br />

<strong>Kindern</strong> äußert sie ebenfalls eine <strong>Hemmung</strong>.<br />

<strong>Sprechangst</strong>: Bei Gesprächen über allgemeine, nicht schulspezifische<br />

Themen zeigt sich Gaetana lebhaft <strong>und</strong> offen <strong>und</strong> kann ihre eigenen<br />

Kompetenzen <strong>und</strong> Probleme sehr gut zum Ausdruck bringen. Fühlt sie sich<br />

jedoch <strong>unter</strong> Druck gesetzt Leistung zu erbringen, verändern sich sowohl ihre<br />

Stimme (Stimmvolumen) als auch ihre Gestik <strong>und</strong> Mimik (Meidung von<br />

Blickkontakt, unruhige Bewegungen der Hände). Dies steht in einem engen<br />

Zusammenhang zur Problematik der Unsicherheit <strong>und</strong> kann nicht als<br />

getrennter <strong>Aspekt</strong> betrachtet werden.<br />

Zu Gaetana besteht seit einem halben Jahr ein intensiver Kontakt durch eine<br />

Hausaufgabenbetreuung. Das Verhältnis zu ihr kann als offen <strong>und</strong> zwanglos<br />

beschrieben werden. Es hat sich eine Vertrauensbasis entwickelt, die eine<br />

intensive Beschäftigung mit ihrer Problematik erlaubt. Durch viele Gespräche<br />

über ihre Zweisprachigkeit <strong>und</strong> die Kompetenzen, die sie dadurch entwickelt<br />

hat (z. B. als Übersetzerin für ihre Eltern), <strong>und</strong> die Tatsache, dass die<br />

Verfasserin die italienische Sprache beherrscht, konnten <strong>Hemmung</strong>en<br />

abgebaut werden. Im schulischen Rahmen allerdings fühlte sie sich nach wie<br />

vor unsicher <strong>und</strong> gehemmt. Daraus ergab sich die Überlegung, das der<br />

Verfasserin bereits bekannte Trainingsprogramm für sozial unsichere Kinder<br />

nach F. Petermann <strong>und</strong> U. Petermann (1994) durchzuführen. Die<br />

Realisierung geschah zum Einen, um ihr gewisse Hilfestellungen im Alltag zu<br />

geben, zum Anderen sollte überprüft werden, ob sich dieses Konzept auf die<br />

Situation mehrsprachiger Kinder übertragen lässt. Gaetana nahm mit<br />

4 Vgl. dazu auch Kapitel 4.1<br />

5 Eine genauere Beschreibung des Tests erfolgt in Kapitel 7.1.<br />

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