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Soziale Hemmung und Sprechangst bei Kindern unter dem Aspekt ...

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Bikulturalität <strong>und</strong> Migration<br />

Bikulturalität, drei Eigenschaften zu besitzen. Zum Einen ist es die<br />

regelmäßige Teilnahme am Leben zweier oder mehrerer Kulturen. Des<br />

Weiteren ist eine bikulturelle Person in der Lage, sich in ihrem Verhalten, ihrer<br />

Sprache <strong>und</strong> ihrer Einstellung an eine bestimmte Kultur anzupassen. Als<br />

dritten Punkt nennt er die Verbindung <strong>bei</strong>der Kulturen in einer Person.<br />

Symbole, Einstellungen <strong>und</strong> Zugehörigkeitsgefühle können weder konkret der<br />

einen noch der anderen Kultur zugeordnet werden. Sie bilden eine Synthese.<br />

Hierin liegt der große Unterschied zur Bilingualität, denn eine bikulturelle<br />

Person kann sich kaum in einem monokulturellen Modus verhalten oder mit<br />

ihm identifizieren, wie dies in einem monolingualen Modus möglich ist. Eine<br />

Anpassung an bestimmte Situationen gelingt, dennoch ist eine Trennung der<br />

<strong>bei</strong>den Kulturen im menschlichen Individuum nicht möglich. In einer<br />

Untersuchung von Aleemi (1989) gibt ein Großteil der Befragten an, sich<br />

keiner Kultur ausschließlich zugehörig zu fühlen, kann aber benennen,<br />

welche Kultur der eigenen Persönlichkeit näher liegt. Beispielhaft dafür ist die<br />

Aussage einer Befragten auf die Frage, welcher Kultur sie sich eher<br />

zugehörig fühlt: „Der deutschsprachigen. Sie entspricht eher meinem Wesen<br />

als die Italienische“ (ebd., S. 104).<br />

Die Aufgabe der eigenen Staatsbürgerschaft ist häufig auch mit einem<br />

Gefühlt der emotionalen Ablehnung verb<strong>und</strong>en. Damit wird ein Teil der<br />

Identität aufgegeben <strong>und</strong> eine Brücke zur Heimat oder der Heimat der Eltern<br />

abgebrochen. Eine Rückkehr ist später nicht mehr möglich. Viele<br />

Ausländerinnen <strong>und</strong> Ausländer wollen sich diese Möglichkeit aber nicht<br />

verschließen, um „im Notfall, also z. B. <strong>bei</strong> einer verstärkt gegen Ausländer<br />

gerichteter Stimmung, in die Türkei [oder ein anderes Herkunftsland, Anm.<br />

K.H.] zurückkehren zu können“ (Şen & Goldberg, 1994, S. 49). Besonders die<br />

innere Zerrissenheit der zweiten Migrantengeneration wird durch eine<br />

Verweigerung der doppelten Staatsbürgerschaft verschärft. Für sie ist es nicht<br />

möglich, sich auf eine Identität festzulegen. Deshalb liegt für viele<br />

Jugendliche der Vorteil der doppelten Staatsbürgerschaft darin, „eine<br />

anerkannt doppelte <strong>und</strong> nicht etwa jeweils eine halbe Sozialisation zu haben“<br />

(Şen & Goldberg, 1994, S. 50). Diese wird jedoch in vielen Fällen von Seiten<br />

des deutschen Staates verweigert. Obwohl eine Loyalität gegenüber<br />

Deutschland für Viele Teil der Identität ist, wird sie ihnen jedoch von Seiten<br />

des Staates von vornherein abgesprochen.<br />

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