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Soziale Hemmung und Sprechangst bei Kindern unter dem Aspekt ...

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Mehrsprachigkeit<br />

findet sich <strong>bei</strong> Kracht (2000, S. 139-149). Zum Anderen liegt nach Grosjean<br />

(1996) ein sukzessiver oder sequentieller Bilingualismus vor, wenn ein Kind<br />

die zweite Sprache nach <strong>dem</strong> dritten Lebensjahr erwirbt (vgl. Grosjean, 1996,<br />

S. 172). Dies ist meist dann der Fall, wenn Kinder <strong>unter</strong><br />

Migrationsbedingungen aufwachsen <strong>und</strong> erst spät in Kontakt zur<br />

Landessprache gelangen. Meist beginnt der Zweitspracherwerb mit <strong>dem</strong><br />

Eintritt in den Kindergarten oder die Schule. Dass hier die oftmals völlige<br />

Ignoranz der Erstsprache der Kinder zu behindernden Bedingungen für den<br />

Erwerb der zweiten Sprache führt, ist nicht verw<strong>und</strong>erlich (vgl. Kracht, 2000,<br />

S. 106). Horn (1990) trifft eine weitere wichtige Abgrenzung in Bezug auf den<br />

Zeitpunkt des Spracherwerbs. Er nennt neben <strong>dem</strong> „zusammengesetzten“<br />

(simultan) <strong>und</strong> „koordinierten“ (sukzessiv) Bilingualismus die „<strong>unter</strong>geordnete<br />

Zweisprachigkeit“, die den Fremdsprachen<strong>unter</strong>richt in Schule oder im<br />

Erwachsenenalter meint (vgl. S. 10).<br />

Gogolin (1988) prägte den Begriff der „lebensweltlichen Zweisprachigkeit“<br />

speziell für Kinder, die <strong>unter</strong> <strong>dem</strong> <strong>Aspekt</strong> der Migration in einem fremden<br />

Land mit zwei Sprachen aufwachsen <strong>und</strong> ihren Alltag in zwei Sprachen<br />

bewältigen müssen. Die Kinder wachsen in einer „Sprach-Lebens-Situation“<br />

auf, der Gogolin in ihren Betrachtungen zur Zweisprachigkeit eine zentrale<br />

Bedeutung <strong>bei</strong>misst. Durch den ständigen Kontakt mit der Zweit- oder<br />

Landessprache wird der Sprachbesitz der Kinder sowohl während des<br />

Primärspracherwerbs als auch dann, wenn die Kinder bereits in der<br />

Erstsprache über Sprachkenntnisse verfügen, ständig aus <strong>bei</strong>den Sprachen<br />

gespeist (ebd., S. 9-11). Da<strong>bei</strong> ist auch <strong>unter</strong> diesen <strong>Kindern</strong> von einer<br />

großen Heterogenität des Sprachbesitzes auszugehen. Während einige<br />

Kinder bereits viel Kontakt zu anderssprachigen „peers“ oder Erwachsenen<br />

haben <strong>und</strong> schon über Kenntnisse in anderen Sprachen verfügen, bevor sie<br />

in den Kindergarten oder die Schule kommen, haben andere Kinder keinerlei<br />

Erfahrungen mit Anderssprechenden gemacht; sie kommen mit geringen oder<br />

keinen Kenntnissen der deutschen Sprache in die Schule. Trotz der großen<br />

Heterogenität sind die Erfahrungen dieser Kinder völlig andere, als die ihrer<br />

gleichaltrigen Schulkameraden, die nur mit einer Sprache aufgewachsen sind<br />

(vgl. Gogolin, 1989, S. 76).<br />

In dieser Ar<strong>bei</strong>t wird es vorgezogen, eine Unterscheidung der Sprachen nach<br />

Herkunfts- <strong>und</strong> Landessprache vorzunehmen, da der Schwerpunkt auf <strong>dem</strong><br />

<strong>Aspekt</strong> der Migration liegt. Herkunftssprache meint die Sprache, die die Eltern<br />

<strong>und</strong> Kinder in ihrer Heimat gesprochen haben <strong>und</strong> die<br />

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