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Soziale Hemmung und Sprechangst bei Kindern unter dem Aspekt ...

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Bikulturalität <strong>und</strong> Migration<br />

<strong>unter</strong>schiedlich sind <strong>und</strong> oft nicht berücksichtigt werden können. Er versucht,<br />

möglichst viele Variablen in seine Untersuchung mit einzubeziehen. Dazu<br />

führte er eine umfangreiche Studie mit 347 Schülern aller Schulformen in der<br />

Schweiz durch. 27 Davon sind 162 einsprachig Deutsch <strong>und</strong> 185 zweisprachig<br />

(68 mit Türkisch als Erstsprache, 73 mit Italienisch als Erstsprache <strong>und</strong> 34 mit<br />

einer anderen Erstsprache).<br />

Mehr als zehn Variablen wurden <strong>unter</strong>sucht, <strong>unter</strong> anderem „soziale<br />

Integration/Einstellung zur Schweiz/SchweizerInnen“, „sprachliche Integration/<br />

Einstellung zur Zweitsprache“, „sprachliches Selbstvertrauen/Selbstkonzept“,<br />

„Sprachbegabung“ <strong>und</strong> „nichtsprachliche Intelligenz“ (Müller, 1996, S. 38), um<br />

nur einige zu nennen. In einem umfangreichen Fragebogen werden diese<br />

Variablen ausgewertet. Im Rahmen dieser Ar<strong>bei</strong>t ist es jedoch nicht sinnvoll,<br />

auf die einzelnen, sehr genauen Ergebnisse einzugehen. 28 Die<br />

Schlussfolgerungen sollen jedoch zusammenfassend dargestellt werden, da<br />

sie wichtige Zusammenhänge erläutern. So beweist die Studie, dass neben<br />

sozio-ökonomischen auch „ethnolinguistische“ Faktoren eine wichtige Rolle<br />

für Schulleistungen <strong>bei</strong> ausländischen Schülern spielen. „Die Erklärung des<br />

bildungssoziologische (sic!) Reduktionismus, das Schulversagen des<br />

ausländischen Kindes sei zur Hauptursache sozio-ökonomisch bedingt, trifft<br />

in dieser Einseitigkeit nicht zu“ (Müller, 1996, S. 80). Auch widerlegt er, dass<br />

die Zweisprachigkeit alleinige Ursache für schlechte Schulleistungen ist. Eine<br />

Beurteilung dessen sei erst dann möglich, wenn noch andere Faktoren<br />

einbezogen werden. Zweisprachige Schüler verfügten oftmals <strong>bei</strong> höherer<br />

Motivation, höherem sozialen <strong>und</strong> schulischen Selbstkonzept über ein<br />

geringeres sprachliches Selbstkonzept als ihre einsprachigen Mitschüler. Dies<br />

könne <strong>dem</strong>nach nicht durch „einfache“ pädagogische Intervention verstärkt<br />

werden. Müller (1996) sieht die Ursache in diesem mangelnden<br />

Selbstvertrauens in sprachlichen Fähigkeiten innerhalb des schweizerischen<br />

Schulsystems als Institution. Da dies <strong>dem</strong> deutschen recht ähnlich ist, kann<br />

hier eine Übertragung erfolgen. Müller (1996) nennt zwei Hauptgründe, die<br />

einer Stärkung des Selbstvertrauens ausländischer Kinder momentan noch<br />

entgegenwirken. Zum Einen wird die Erstsprache der zweisprachigen Kinder<br />

fast vollständig ignoriert. Es wird zwar offiziell kein Kind aufgr<strong>und</strong> seiner<br />

Sprache benachteiligt, die Zweisprachigkeit wird aber auch nicht als<br />

förderungswürdig angesehen. Zum Anderen weist er auf den<br />

27 Siehe Fußnote 26.<br />

28 Ausführlich dazu: Müller (1996).<br />

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