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Soziale Hemmung und Sprechangst bei Kindern unter dem Aspekt ...

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Exemplarische Fallbeschreibung<br />

Schulbildung zu ermöglichen, als sie selbst im Süden Italiens erhalten haben.<br />

Scheitern die Kinder in der deutschen Schule, fühlen sich viele Eltern verletzt<br />

<strong>und</strong> üben einen großen Druck auf ihre Kinder aus. Auch in Gaetanas Familie<br />

konnte dieser Druck festgestellt werden.<br />

Die <strong>unter</strong>durchschnittlichen Leistungen stehen aber sicherlich auch in<br />

Verbindung mit sprachlicher Unsicherheit im Unterricht. Gaetana gibt an, sich<br />

aufgr<strong>und</strong> ihrer schlechten Deutschkenntnisse im Unterricht unsicher zu<br />

fühlen. In ihrer Klasse sind 18 von 21 Schülerinnen <strong>und</strong> Schülern<br />

ausländischer Herkunft, Einige von ihnen sind in Deutschland geboren. Im<br />

Unterricht wird nach Einschätzung der Verfasserin dennoch kein Wert auf<br />

ihren mehrsprachigen <strong>und</strong> polykulturellen Hintergr<strong>und</strong> gelegt. Eine<br />

Einbeziehung ihrer Kompetenzen findet nicht statt. Diese Informationen<br />

stammen einerseits aus <strong>dem</strong> Gespräch mit <strong>dem</strong> Klassenlehrer, resultieren<br />

aber auch aus Gesprächen mit Gaetana im Laufe eines halben Jahres <strong>und</strong><br />

sind Schlussfolgerungen aufgr<strong>und</strong> der Hausaufgabenstellung, die mit<br />

Gaetana während der Nachhilfe bear<strong>bei</strong>tet wurden. Darin finden sich immer<br />

wieder Aufgaben, die meines Erachtens nur von Schülern mit einem guten bis<br />

sehr guten Verständnis für die deutsche Sprache zu lösen gelten oder welche<br />

die Mithilfe der Eltern erfordern. 9 Dies trifft auf Gaetana nicht zu (Frage 13,<br />

Anhang).<br />

Die sprachlichen Probleme führen im Schulalltag, in <strong>dem</strong> die deutsche<br />

Sprache <strong>und</strong> ihre korrekte Verwendung als Maßstab für Intelligenz <strong>und</strong><br />

Leistungsfähigkeit gelten, zu unsicherem Verhalten. Sprachliche <strong>und</strong><br />

kulturelle Unsicherheit kann, besonders <strong>unter</strong> Leistungsdruck, eine wichtige<br />

Ursache für die Entwicklung gehemmten Verhaltens sein. Um diese These<br />

näher zu beleuchten, sollen im Folgenden zunächst die <strong>Aspekt</strong>e der<br />

Unsicherheit <strong>und</strong> der <strong>Sprechangst</strong> <strong>bei</strong> monolingualen <strong>Kindern</strong> dargestellt<br />

werden. Da das Therapiekonzept von F. Petermann <strong>und</strong> U. Petermann (1994)<br />

exemplarisch dargestellt werden soll, wird ein Schwerpunkt auf eine<br />

lerntheoretische Sichtweise gelegt, denn darin liegt die theoretische Basis des<br />

Konzepts; andere Ansätze werden nur kurz behandelt, da eine umfassende<br />

Diskussion über <strong>unter</strong>schiedliche Therapieansätze im Rahmen dieser Ar<strong>bei</strong>t<br />

nicht als sinnvoll erscheint. Dieser Ansatz wurde gewählt, da es sich um ein<br />

gängiges Trainingsprogramm handelt, dessen Anwendung <strong>unter</strong> <strong>dem</strong> <strong>Aspekt</strong><br />

von Mehrsprachigkeit allerdings kritisch hinterfragt werden muss.<br />

9 Es wurde <strong>bei</strong>spielsweise die Aufgabe gestellt, den Ausdruck „jemanden heimsuchen“ in die<br />

heutige deutsche Sprache zu übersetzen. Neben der Schwierigkeit, das Wort „heimsuchen“ zu<br />

verstehen, kommt die Akkusativerkennung hinzu.<br />

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