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Soziale Hemmung und Sprechangst bei Kindern unter dem Aspekt ...

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Aufwachsen in einer mehrsprachigen Umgebung<br />

Deutschland lebt. Weiterhin handelt es sich um Jugendliche, deren<br />

Reaktionen nicht mit denen Gaetanas Eltern oder Gaetanas verglichen<br />

werden können. Die Studie ist also <strong>unter</strong> eingeschränkten Gesichtspunkten<br />

aussagekräftig.<br />

6.2 Reaktionen auf äußere <strong>und</strong> innere Konflikte<br />

1997 führte Hämmig in der Schweiz eine Studie mit Jugendlichen <strong>und</strong> jungen<br />

Erwachsenen der zweiten Ausländergeneration durch, um ein spezifischeres<br />

Bild ihrer Verar<strong>bei</strong>tungsmechanismen <strong>und</strong> Einstellungen gegenüber einer<br />

Benachteiligung bezüglich der Bildungs- <strong>und</strong> Berufschancen zu erhalten.<br />

Dazu befragte er ca. 1400 Jugendliche <strong>und</strong> junge Erwachsene im Alter von<br />

18 bis 25 Jahren mittels einer Telefonbefragung. Ein Drittel der Probanten ist<br />

türkischer Herkunft, ein Drittel hat italienische Eltern <strong>und</strong> ein Drittel hat die<br />

Schweizer Staatsangehörigkeit. 32<br />

Hämmigs Ausgangsthese besagt, dass <strong>bei</strong> jungen Erwachsenen der zweiten<br />

Ausländergeneration im Vergleich zur schweizerischen Kontrollgruppe eine<br />

erhöhte „Statusfrustration“ <strong>und</strong> Verunsicherung oder Orientierungslosigkeit<br />

festzustellen ist aufgr<strong>und</strong> der strukturellen Benachteiligung in Hinblick auf<br />

Bildungs-, Berufs- <strong>und</strong> Einkommenschancen.<br />

Konkret benennt Hämmig (2000) zwei Dimensionen von Anomie, die<br />

Deprivations- <strong>und</strong> die Orientierungsanomie. Hämmig geht davon aus, dass<br />

„relative strukturelle Benachteiligung zu anomischen Gefühlen der Frustration,<br />

Deprivation <strong>und</strong> Orientierungsunsicherheit führen kann“ (Hämmig, 2000, S.<br />

98). Die Reaktionen darauf können <strong>unter</strong>schiedlich sein. Seine Ausführungen<br />

bezüglich Unsicherheit <strong>und</strong> Orientierungslosigkeit sind eng an die<br />

Hilflosigkeitstheorie von Seligman angelehnt; eine direkte Übertragung findet<br />

nicht statt, ist jedoch naheliegend.<br />

Fast jedes Individuum strebt nach einem Erfolg auf gesellschaftlicher Ebene,<br />

der u.a. durch einen hohen Standard an Bildung, ein hohes Einkommen <strong>und</strong><br />

eine anerkannte beruflichen Stellung symbolisiert wird. Oft war die Motivation<br />

der einwandernden Gastar<strong>bei</strong>ter eine Verbesserung auf der<br />

gesellschaftlichen Skala (sicherer Ar<strong>bei</strong>tsplatz, Versorgung der Familie, etc.);<br />

sie verließen ihr Heimatland, um eine höhere Stufe auf dieser Skala zu<br />

erreichen. Aber auch die zweite Generation, die Kinder der eingewanderten<br />

32 Die Studie ist in der Schweiz durchgeführt, aufgr<strong>und</strong> der ähnlichen Verteilung ausländischer<br />

Kinder an deutschen Schulen (siehe Kap. 5.3.6) sind die Ergebnisse aber auf die Situation<br />

deutscher Ausländer übertragbar.<br />

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