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Soziale Hemmung und Sprechangst bei Kindern unter dem Aspekt ...

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Mehrsprachigkeit<br />

die einer Zweisprachigkeit vehement entgegentrat. Es liege nicht in der Natur<br />

des Menschen in zwei Sprachen zu kommunizieren (vgl. Weisgerber, 1933,<br />

1939, zit. nach Kracht, 2000, S. 98-100). Nur vereinzelt wurden positive oder<br />

neutrale Schilderungen der Entwicklung von zweisprachigen <strong>Kindern</strong><br />

dargestellt. Sie wurden vornehmlich von Sprachwissenschaftlern verfasst, die<br />

die Entwicklung ihrer eigenen Kinder, die nach <strong>dem</strong> Prinzip „one-person-onelanguage“<br />

erzogen wurden, darstellen (Ronjat 1913, Leopold 1939-1949, vgl.<br />

Kracht, 2000, S. 104). Dieses Prinzip ist nach wie vor aktuell <strong>und</strong> wird Eltern,<br />

die sich für eine zweisprachige Erziehung entscheiden, empfohlen.<br />

4.3.2 Entwicklung von 1960 bis heute<br />

Die Autoren neuerer Studien, die nach den sechziger Jahren durchgeführt<br />

wurden, wollen das Gegenteil beweisen: Demnach sei Bilingualismus generell<br />

positiv zu bewerten. Die Kinder verfügen über einen höheren<br />

Intelligenzquotienten, über bessere metasprachliche Kompetenzen <strong>und</strong> über<br />

weiter entwickelte soziale Fähigkeiten als ihre monolingualen „peers“. Diese<br />

Studien können ebenfalls als einseitig gewertet werden, da die <strong>unter</strong>suchten<br />

zweisprachigen Kinder an besonderen Projekten („Immersionsprogrammen“,<br />

Grosjean, S. 174 21 ) teilnahmen <strong>und</strong> oftmals über eine ausgeglichene<br />

Zweisprachigkeit verfügten, d. h., dass <strong>bei</strong>de Sprachen gleich gut ausgebildet<br />

waren.<br />

Diesem Paradigmenwechsel ist mit Vorsicht zu begegnen, denn die negativen<br />

Folgen eines Zweitspracherwerbs werden da<strong>bei</strong> völlig übersehen. In unserer<br />

multikulturellen Gesellschaft gibt es immer wieder Kinder, die sich in keiner<br />

Sprache sicher fühlen, wie die Verfasserin im Kontakt mit einigen<br />

mehrsprachigen <strong>Kindern</strong> feststellen musste. Eine elterliche<br />

Schuldzuschreibung, wie dies in <strong>dem</strong> bereits erwähnten Artikel von Gaschke<br />

(2001) erfolgt (Da ist <strong>bei</strong>spielsweise die Rede davon, dass die Eltern sich für<br />

ihre Kinder keine aufgeklärte, weltoffene Erziehung wünschen, vgl. S. 7), ist<br />

allerdings unzureichend. Ebenfalls zu hinterfragen ist m. E. das Verständnis<br />

von Ausländerintegration in Deutschland. Die Wichtigkeit einer klaren<br />

Trennung der Sprachen muss den ausländischen Mitbürgerinnen <strong>und</strong><br />

21 Einen umfassenden Überblick über verschiedene Immersionsprogramme gibt Horn (1990).<br />

Darin werden sowohl US-amerikanische als auch kanadische Programme vorgestellt <strong>und</strong><br />

verglichen, in denen der Versuch gemacht wird, Kinder durch zweisprachigen Unterricht in die<br />

Sprachen „eintauchen“ zu lassen (immerse: eintauchen). Horn hebt hervor, dass die USamerikanische<br />

Konzeption sowohl eine bilinguale als auch eine bikulturelle Komponente<br />

enthält (ebd., S. 22).<br />

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