30.08.2013 Aufrufe

Soziale Hemmung und Sprechangst bei Kindern unter dem Aspekt ...

Soziale Hemmung und Sprechangst bei Kindern unter dem Aspekt ...

Soziale Hemmung und Sprechangst bei Kindern unter dem Aspekt ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Bikulturalität <strong>und</strong> Migration<br />

„zwiespältige Haltung der Ausländerpolitik“ (Horn, 1990, S. 178) war jedoch<br />

auf das Ziel der Rückkehr der „Gastar<strong>bei</strong>ter“ abgestimmt (vgl. Kap. 5.3.3),<br />

was diese selbst heute in der Regel nicht mehr anstreben. Dennoch hielten<br />

die Landesregierungen an dieser „Doppelstrategie“ fest.<br />

Einen besonderen Status hatte der „muttersprachliche Ergänzungs<strong>unter</strong>richt“<br />

(MEU), der die ausländischen Schüler auf eine Rückkehr in ihre Heimatländer<br />

vorbereiten sollte. Dies wurde bereits in den 70er Jahren von der<br />

europäischen Gemeinschaft <strong>und</strong> der Kultusministerkonferenz [KMK] in einer<br />

Richtlinie festgelegt.<br />

In vielen Schulen Deutschlands (besonders in Ballungszentren) werden auch<br />

heute noch türkische <strong>und</strong> italienische Kinder – neben <strong>Kindern</strong> anderer<br />

sprachlicher Herkunft - in ihren Sprachen <strong>unter</strong>richtet. Neben der Sprache<br />

erlernen die Kinder geografische, kulturelle <strong>und</strong> geschichtliche <strong>Aspekt</strong>e ihrer<br />

Herkunftsländer. Dieser Unterricht wird in den einzelnen B<strong>und</strong>esländern auf<br />

<strong>unter</strong>schiedlicher Basis durchgeführt, jedoch - das ist in allen Ländern gleich -<br />

ohne ein „geschlossenes Konzept“ (Horn, 1990, S. 182). Die aus den<br />

Herkunftsländern angeforderten Lehrkräfte sollen einen Unterricht über die<br />

Lerninhalte des Herkunftslandes halten, ohne da<strong>bei</strong> auf die<br />

Migrationssituation der Kinder im Einzelnen eingehen zu können, da auch<br />

ihnen eine Integration durch einen, den deutschen Lehrern <strong>unter</strong>geordneten,<br />

Status verwehrt bleibt. Inwieweit dies aber zu einer größeren Stigmatisierung<br />

führt, bleibt fraglich. Der Begriff „Gastar<strong>bei</strong>ter“ impliziert, dass die Familien<br />

wieder in ihr Herkunftsland zurückkehren, muttersprachlicher Unterricht<br />

bedeutet, dass die Kinder auf diese Rückkehr vorbereitet werden sollen.<br />

Da<strong>bei</strong> wird jedoch ihre zweisprachige Kompetenz nicht in einem positiven<br />

Sinne in den Schulalltag integriert, sondern die Kinder erhalten eine<br />

Sonderrolle, eine Aussonderung gegenüber den einsprachig deutschen<br />

<strong>Kindern</strong>.<br />

Ein sinnvoller Muttersprachen<strong>unter</strong>richt im Sinne einer bilingualen Erziehung<br />

würde vor Allem die Lebenswelt der Kinder in einem anderen Land in den<br />

Vordergr<strong>und</strong> stellen. Somit läge der Schwerpunkt nicht auf <strong>dem</strong><br />

Muttersprachen<strong>unter</strong>richt, sondern auf der Vermittlung kultureller <strong>und</strong> sozialer<br />

<strong>Aspekt</strong>e, angepasst an die individuelle Situation der Kinder (vgl. Boos-<br />

Nünning, 1983). Dies impliziert auch die Forderung von Lin (1998) an die<br />

Pädagogik, gerade kommunikative Kultur<strong>unter</strong>schiede mit in den Unterricht<br />

einzubeziehen, um die Kinder dafür zu sensibilisieren (vgl. ebd., S. 122).<br />

49

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!