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Soziale Hemmung und Sprechangst bei Kindern unter dem Aspekt ...

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Bikulturalität <strong>und</strong> Migration<br />

was im Begriff „Gastar<strong>bei</strong>ter“ deutlich wird. Es sollte zu einem sogenannten<br />

„Rotationsprinzip“ kommen. Das heißt, dass die „Gastar<strong>bei</strong>ter“ nach Ablauf<br />

ihres Ar<strong>bei</strong>tsvertrages wieder in ihre Heimatländer zurückkehren <strong>und</strong> sie<br />

durch neue Ar<strong>bei</strong>tskräfte ersetzt werden sollten. Dieses rein<br />

„nutzungsorientierte“ Prinzip erwies sich jedoch als <strong>und</strong>urchführbar (vgl. Horn,<br />

1990, S. 176). Etwa 4 Mio. der zugewanderten Ar<strong>bei</strong>ter blieben in<br />

Deutschland <strong>und</strong> leben hier mit ihren Familien zum Teil schon in der zweiten<br />

oder dritten Generation. Sie werden als ausländische Wohnbevölkerung<br />

bezeichnet. 2001 umfasst diese in Deutschland 7,32 Mio. Menschen, wo<strong>bei</strong><br />

2,1 Mio. Türkinnen <strong>und</strong> Türken die größte Gruppe bilden (Zahlen nach:<br />

Treibel, 2001 <strong>und</strong> B<strong>und</strong>esausländerbeauftragte, 2001). Von einer Rückkehr<br />

dieser Bevölkerungsgruppe in ihre Heimatländer ist <strong>bei</strong> einem Großteil nicht<br />

auszugehen. Laut einer Umfrage <strong>unter</strong> 1000, in NRW lebenden Türken<br />

planen ca. zwei Drittel keine Rückkehr in die Türkei (vgl. Goldberg, 2000, S.<br />

85). Drei Viertel der in Deutschland Geborenen schließen die Rückkehr aus,<br />

16% fühlen sich in erster Linie mit der Türkei verb<strong>und</strong>en, gegenüber 42,9%,<br />

die sich mit Deutschland <strong>und</strong> 35,7%, die sich mit <strong>bei</strong>den Ländern verb<strong>und</strong>en<br />

fühlen.<br />

In einer weiteren Umfrage <strong>unter</strong> ca. 2 500 18- bis 25-jährigen Jugendlichen<br />

italienischer, türkischer <strong>und</strong> griechischer Herkunft, die in ganz Deutschland<br />

leben, gaben 60% an, dass sie in Deutschland bleiben wollen <strong>und</strong> nur 15%<br />

sprachen von einer eventuellen Rückkehr (Weidacher, 2000, S. 49).<br />

Die Zahlen verdeutlichen, dass die Mehrzahl der sogenannten „Gastar<strong>bei</strong>ter“<br />

<strong>und</strong> deren Familien nicht wieder in ihre Heimatländer zurückkehren wollen.<br />

Auf den Verbleib der ausländischen Gastar<strong>bei</strong>ter war Deutschland jedoch<br />

nicht vorbereitet. Zu Beginn zählte lediglich die Ar<strong>bei</strong>tskraft der Männer, nun<br />

waren es ganze Familien, die einen Platz in der Gesellschaft suchten, ob nun<br />

in der Schule, als jugendliche Ausbildungssuchende oder die auf Probleme<br />

mit den Behörden im unübersichtlichen Papierkrieg der Formulare stießen<br />

(vgl. Şen & Goldberg, 1994).<br />

Daraus ergibt sich die Notwendigkeit eines Blickrichtungswechsels.<br />

Inzwischen lebt mehr als 50% der ausländischen Bevölkerung länger als zehn<br />

Jahre, 30% länger als 20 Jahre in Deutschland. Die Vorbereitung auf ein<br />

Leben in der Heimat kann als eine veraltete <strong>und</strong> rückständige Idee gelten, die<br />

zu überdenken <strong>und</strong> bildungspolitisch zu überar<strong>bei</strong>ten ist.<br />

Die Migrationsbewegungen nach Deutschland werden mit großem Interesse<br />

der Öffentlichkeit verfolgt. So ist in den Medien immer wieder von<br />

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