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Soziale Hemmung und Sprechangst bei Kindern unter dem Aspekt ...

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Aufwachsen in einer mehrsprachigen Umgebung<br />

Aber später nicht mehr, aber da konnte ich das ja auch schon.’ Den Wechsel<br />

auf die Hauptschule hat Gaetana laut eigener Aussage gut bewältigt, obwohl<br />

sie dort auch Schwierigkeiten hatte: ‚Die Lehrer waren so anders. Man muss<br />

die siezen <strong>und</strong> so. Aber die Klasse ist gut.’ In Gaetanas Klasse sind die<br />

meisten Schüler ausländischer Herkunft, dar<strong>unter</strong> viele Türken <strong>und</strong> Italiener,<br />

von denen viele in Deutschland geboren sind. Dennoch ist Deutsch die<br />

einzige Sprache, in der sie sich in der Klasse, laut Aussage des Lehrers,<br />

<strong>unter</strong>halten dürfen. Andere Sprachen spielen eine sehr <strong>unter</strong>geordnete Rolle<br />

(Frage 8-12, Anhang).<br />

Der Eintritt in die Schule stellt für viele Kinder eine große Herausforderung<br />

dar. Auch wenn sie vorher im sozialen Umfeld schon Kontakt mit der<br />

deutschen Sprache <strong>und</strong> Kultur hatten, stehen sie nun vor der Situation, sich<br />

umfangreich <strong>und</strong> korrekt ausdrücken zu müssen. Die Forderung vieler<br />

Pädagogen, dass die allein gesprochene Sprache in der Institution (Schule,<br />

Kindergarten, Hort u.a.) Deutsch zu sein hat, schließt einen Teil der<br />

kindlichen Sprachkompetenz aus. Durch ihre „andere“ Sprache werden<br />

mehrsprachige Kinder häufig diskriminiert <strong>und</strong> ausgeschlossen <strong>und</strong> die<br />

Sichtweise richtet sich auf ihre Defizite. Ihr selbstbewusster Umgang mit<br />

mehreren Sprachen kann dar<strong>unter</strong> leiden, sie können sich innerlich zerrissen<br />

fühlen. Auf der einen Seite sind sie wichtige Kommunikations- <strong>und</strong><br />

Übersetzungspartner innerhalb der Familie mit einer hohen Verantwortung,<br />

auf der anderen Seite wird genau diese Kompetenz in einigen Fällen nicht<br />

wahrgenommen oder als mangelhaft bewertet.<br />

Kuhs (1989) nennt drei <strong>Aspekt</strong>e, die eng mit diesem Zwiespalt<br />

zusammenhängen: Angstgefühle, <strong>Hemmung</strong>en <strong>und</strong> Selbstvertrauen. Alle drei<br />

können sich negativ auf den Erwerbsprozess einer Zweitsprache auswirken,<br />

da sie Motivationshemmungen zur Folge haben. Das Gefühl der Angst, also<br />

ein länger andauernder angstbestimmter Zustand, der sich auf keine konkrete<br />

Situation bezieht (vgl. Kap. 3.3), tritt in „Situationen auf, in denen die<br />

Zweitsprache gelernt <strong>und</strong> gebraucht wird“ oder „<strong>bei</strong> Problemen der kulturellen<br />

<strong>und</strong> sprachlichen Identität (Kuhs, 1989, S. 53).<br />

Dieser erste <strong>Aspekt</strong> kennzeichnet die Situation, in der sich viele ausländische<br />

Kinder <strong>bei</strong> Eintritt in die Schule wiederfinden. Die zuvor erlebte Kompetenz<br />

<strong>und</strong> das Sprachvermögen innerhalb der Familie steht plötzlich einem Gefühl<br />

der Blamage, einer Angst vor <strong>dem</strong> Versagen gegenüber. Sie erleben<br />

Ausgrenzung aufgr<strong>und</strong> ihrer Sprache <strong>und</strong> fühlen sich nicht verstanden. Die<br />

<strong>bei</strong>den anderen <strong>Aspekt</strong>e stehen in einem engen Zusammenhang mit der<br />

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