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Soziale Hemmung und Sprechangst bei Kindern unter dem Aspekt ...

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Aufwachsen in einer mehrsprachigen Umgebung<br />

Wie bereits in Kapitel 4 dargestellt, wird Zweisprachigkeit häufig aus einem<br />

defizitären Blickwinkel betrachtet. Eine alternative Sichtweise liefert die Studie<br />

des DJI. Es wird vor Allem, neben der konkreten Sprachwahl der Kinder <strong>und</strong><br />

den <strong>unter</strong>schiedlichen Gefühlen, die die Kinder da<strong>bei</strong> entwickeln, der<br />

alltägliche Gebrauch verschiedener Sprachen näher betrachtet,. Nicht die<br />

mangelnde Kompetenz aus Sicht von Monolingualen, sondern gerade die<br />

zweisprachige Kompetenz <strong>und</strong> der natürliche Umgang rücken damit in den<br />

Vordergr<strong>und</strong>.<br />

6.1.6.1 Kompetenzen<br />

Die Kinder äußern Schwierigkeiten mit ihrer Zweisprachigkeit meist dann,<br />

wenn sie einen Druck „von außen“ (DJI, 2000, S. 85) spüren. Fehlt dieser<br />

Druck, so empfinden sie ihr Spiel mit den <strong>unter</strong>schiedlichen Sprachen als<br />

kreativ <strong>und</strong> fühlen sich kompetent. Fakt ist, dass alle befragten Kinder<br />

mehrsprachig aufgewachsen sind, teils aus Zwang heraus, sich in einer<br />

monolingualen Umgebung verständlich zu machen, teils weil sie die<br />

Notwendigkeit einer anderen Sprache als Kommunikationsmittel erkannt<br />

haben. Schon früh entwickeln sie ganz selbstverständlich eine mehrsprachige<br />

Kompetenz, derer sich auch die jüngsten der befragten Kinder bewusst sind.<br />

Die Sprachen werden in <strong>unter</strong>schiedlichen Kontexten verwendet. So<br />

sprechen 88% der Kinder zu Hause mit ihrer Familie überwiegend in der<br />

Herkunftssprache oder in einem Sprachenwechsel, 65% <strong>unter</strong>halten sich mit<br />

ihren Fre<strong>und</strong>en auf Deutsch. Innerhalb der Familie entstehen <strong>unter</strong>schiedliche<br />

Sprachmodi. Mit den Eltern <strong>und</strong> Großeltern sprechen die Kinder meist die<br />

Herkunftssprache oder eine Mischung derselben mit Deutsch, <strong>bei</strong> der<br />

Kommunikation mit den Geschwistern nimmt Deutsch einen wichtigeren<br />

Raum ein, die Herkunftssprache wird weniger gesprochen <strong>und</strong> die meisten<br />

verständigen sich <strong>unter</strong>einander in einem Sprachengemisch. Viele Eltern<br />

beherrschen Deutsch nur wenig, so dass die Kinder ihre eigene Kompetenz in<br />

diesem Bereich wahrnehmen. In vielen Fällen sind es die Kinder, die den<br />

Eltern im Alltag übersetzen oder andere sprachliche Hilfestellungen im Alltag<br />

leisten. Die damit verb<strong>und</strong>ene Verantwortung nehmen sie sehr ernst <strong>und</strong><br />

zeigen auch hier eine große Kompetenz im sprachlichen Transfer. Einige<br />

Kinder geben allerdings eine psychische Belastung durch die große<br />

Verantwortung an, denn sie sehen sich mit der Hilflosigkeit von<br />

Autoritätspersonen <strong>und</strong> Vorbildern konfrontiert. Auch die Eltern fürchten sich<br />

vor der schnelleren Anpassung ihrer Kinder an die neue Kultur <strong>und</strong> Sprache.<br />

Sie erwarten einen „Autoritätsverlust (...), verfrühte Loslösung von den Eltern<br />

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