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Soziale Hemmung und Sprechangst bei Kindern unter dem Aspekt ...

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Aufwachsen in einer mehrsprachigen Umgebung<br />

„Mezzogiorno“ Italiens 31 drastisch von der Großstadt Köln. Gaetana selbst<br />

erinnert sich nicht mehr genau an diesen kulturellen Wechsel, den sie durch<br />

die Migration erlebt hat. Sie spricht von einer großen Unsicherheit <strong>und</strong><br />

Einsamkeit, die sie in den ersten Tagen <strong>und</strong> Wochen gespürt hat. Da<strong>bei</strong> stellt<br />

sie vor Allem die Sprache in den Mittelpunkt: ‚Alles war anders, keine<br />

Fre<strong>und</strong>e mehr außer meine Cousinen. Ich kannte keinen <strong>und</strong> sprechen<br />

konnte ich auch nicht (Frage 7-8, Anhang).’<br />

Das Selbstvertrauen wird stark beeinflusst von der Umgebung, in der das<br />

Kind die Zweitsprache erwirbt. Eine positive Lernerfahrung im Kontakt mit der<br />

Landessprache führt zu einem Selbstvertrauen in die eigenen sprachlichen<br />

Fähigkeiten. Steht das Kind in einem positiven Kontakt zur Zweitsprache, so<br />

kann sich dies förderlich auf die Motivation <strong>und</strong> die Ausdauer des Erwerbs<br />

auswirken. Da<strong>bei</strong> spielt das Ausmaß, in <strong>dem</strong> die Landessprache verwendet<br />

wird, ebenso eine wichtige Rolle wie eine angstfreie Umgebung (vgl. Kuhs,<br />

1989, S. 56).<br />

Wie bereits geschildert, fühlte sich Gaetana zu Beginn ihres Lebens in<br />

Deutschland hilflos <strong>und</strong> unsicher. Durch eine positive Förderung seitens der<br />

Gr<strong>und</strong>schullehrerin erlernte sie Deutsch recht schnell (Frage 7-9, Anhang).<br />

Sie schätzt ihre eigenen sprachlichen Fähigkeiten jedoch niedriger ein, als sie<br />

aus Sicht der Verfasserin sind (vgl. dazu auch: Kap. 5.3.6, Darstellung der<br />

Studie von Müller, 1996): ‚Mein Deutsch ist nicht so gut. Viele Wörter kann ich<br />

nicht. Schreiben ist besonders schwer, lesen geht, das ist okay. Aber in der<br />

Schule verstehe ich viele Wörter nicht, die wir lesen müssen, in Erdk<strong>und</strong>e<br />

oder Bio oder so. Das weiß ich alles nicht’ (Frage 45, 53-54, Anhang). Dieser<br />

<strong>Aspekt</strong> erscheint sehr wichtig, da komplexere Zusammenhänge in den<br />

Schulbüchern durch den Gebrauch vieler Fachbegriffe gerade von<br />

ausländischen Schülern nur schwer erschlossen werden können. Somit fehlt<br />

ihnen ein wichtiges Medium während des Unterrichts.<br />

Ein wichtiger <strong>Aspekt</strong> wird auch durch eine Akzeptanz der Bevölkerung<br />

gegenüber der Herkunftssprache impliziert, so dass es nicht zu Gefühlen der<br />

Bedrohung der eigenen Kultur <strong>und</strong> Sprache kommt. Geht man davon aus,<br />

dass in deutschen Schulen die Herkunftssprache der Kinder zu einem großen<br />

Teil nicht einbezogen wird, kann es zu den genannten Bedrohungsgefühlen<br />

31 Als „Mezzogiorno“ („Mittag“) wird der südlich von Neapel liegende Teil Italiens bezeichnet.<br />

Die wirtschaftliche Lage ist im Vergleich zum reichen Norden schlechter, es herrscht eine<br />

größere Ar<strong>bei</strong>tslosigkeit. Bis auf die Tourismusbereiche an den Küsten gibt es kaum<br />

Infrastruktur. Besonders benachteiligt ist Sizilien, das aufgr<strong>und</strong> der Insellage vom Festland<br />

isoliert ist.<br />

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