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Soziale Hemmung und Sprechangst bei Kindern unter dem Aspekt ...

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<strong>Soziale</strong> <strong>Hemmung</strong> <strong>bei</strong> <strong>Kindern</strong><br />

3.5 Resultierendes Kindverhalten<br />

F. Petermann <strong>und</strong> U. Petermann (1994) leiten aus diesen <strong>bei</strong>den, auch von<br />

ihnen so benannten Erziehungsstilen zwei „Kindtypen“ ab, <strong>bei</strong> denen sich das<br />

sozial unsichere Verhalten <strong>unter</strong>schiedlich äußert.<br />

Kindtyp 1: „deprivierte Kinder“<br />

<strong>Kindern</strong> diesen Typs fehlt es häufig an Sicherheitssignalen, die sie in ihrem<br />

Alltag benötigen, um einschätzen zu lernen, ob ein bedrohliches oder<br />

unangenehmes Ereignis eintreten kann. Ihnen sind die Konsequenzen auf<br />

ihre Reaktionen nicht deutlich. Sie stammen häufig aus einem Elternhaus, in<br />

<strong>dem</strong> sie vernachlässigt werden oder keinerlei Grenzen erleben (Laissez faire-<br />

Stil). F. Petermann <strong>und</strong> U. Petermann (1994) nehmen eine Generalisierung<br />

von Hilflosigkeitserlebnissen an, was bedeutet, dass diese Kinder sich in<br />

jeder Situation hilflos sehen <strong>und</strong> sich ohne Kontrolle über Konsequenzen<br />

erleben (ebd., S. 68). Sie verfügen über ein sehr negatives Selbst- <strong>und</strong><br />

Fremdbild <strong>und</strong> über ein mangelndes Selbstvertrauen, was sie nahezu<br />

handlungsunfähig, initiativelos macht.<br />

Kindtyp 2: „Sonntagskinder“ (Seligman, 1992, S. 2)<br />

Diese Kinder wachsen meist in einem überbehütenden Elternhaus auf. Sie<br />

werden verwöhnt <strong>und</strong> die Eltern nehmen ihnen Entscheidungen <strong>und</strong><br />

Problemlösungen ab. Die Konsequenzen auf ihr Verhalten sind meist positiv<br />

<strong>und</strong> erscheinen daher unkontrollierbar für das Kind. Man kann eine starke<br />

Ausprägung von Verweigerungsverhalten <strong>bei</strong> diesen <strong>Kindern</strong> feststellen.<br />

<strong>Soziale</strong> Aktivitäten mit anderen <strong>Kindern</strong> lehnen sie ab, da sie ihnen nicht als<br />

notwendig erscheinen. Da sie Misserfolge nur schwer verar<strong>bei</strong>ten können,<br />

entwickeln sie eine regelrechte Furcht vor schwierigen Aufgaben. Sie haben<br />

oft ein überhöhtes positives Selbstbild <strong>und</strong> ein negatives Fremdbild.<br />

Reaktionen auf ihr Verhalten werten sie als gegen sich gerichtet, da ihnen die<br />

Kompetenz der Übertragung von Reaktionen auf ihr eigenes Verhalten fehlt<br />

(vgl. F. Petermann & U. Petermann, 1994).<br />

3.6 Diagnostik<br />

Um sozial unsicheres Verhalten <strong>bei</strong> <strong>Kindern</strong> festzustellen, bedarf es einer<br />

umfangreichen Diagnostik. Sowohl auf der Verhaltensebene als auch auf der<br />

emotionalen Ebene muss überprüft werden, inwieweit soziale Ängste <strong>und</strong><br />

Unsicherheiten vorliegen <strong>und</strong> ob nicht vielleicht andere Störungen im<br />

Vordergr<strong>und</strong> stehen. In ihrem Therapiekonzept geben F. Petermann <strong>und</strong> U.<br />

Petermann (2000) vier Erhebungsebenen an: Das „klinische Urteil“ richtet<br />

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