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Soziale Hemmung und Sprechangst bei Kindern unter dem Aspekt ...

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Bikulturalität <strong>und</strong> Migration<br />

„Selektionsprozess mit der Übergewichtung der L2-sprachlichen<br />

Kompetenz“ 29 (ebd., 1996, S. 82) hin. Deutsch wird als wesentlich wichtiger<br />

eingestuft als die Erstsprache der Kinder. Deren eigene Sprache <strong>und</strong> die<br />

damit verb<strong>und</strong>enen Kompetenzen werden ignoriert, so dass die Annahme<br />

erlaubt ist, dass mehrsprachige Schüler eine geringere sprachliche<br />

Selbstkonzeption haben als Einsprachige. „Kommunikative Kompetenzen“<br />

nach Grosjean (1996) werden im Schulsystem nicht berücksichtigt. Müller<br />

(1996) sieht die Schuld dieser Problemlage eindeutig im schweizerischen<br />

Schulsystem <strong>und</strong> verneint, dass Pädagogen <strong>bei</strong> noch so großem<br />

Engagement einen Einfluss auf den schulischen Erfolg haben, noch weniger<br />

die Immigranten selbst. Truniger (1996) fordert explizit eine „Partizipation der<br />

Minderheiten an bildungspolitischen Entscheidungen“ neben „einer starken<br />

Gewichtung des Förderns von Haltung <strong>und</strong> Fähigkeiten, die in einer<br />

multikulturellen Gesellschaft erwünscht sind“ (ebd., S. 134).<br />

Auch Gogolin (1988) fordert eine stärkere Stützung durch bildungspolitische<br />

Maßnahmen, aber auch durch die Wissenschaft. Hochschulen sollten<br />

angehende Lehrer auf die Ar<strong>bei</strong>t mit mehrsprachigen <strong>Kindern</strong> vorbereiten. Die<br />

Lehrkräfte selber sollten ein „wachsendes Vertrauen auf die Nützlichkeit der<br />

Erfahrung [...] an die Sprachverschiedenheit“ (ebd., S. 184) aufbauen. Die<br />

Angst vor <strong>dem</strong> Wissen, der Kompetenz der Schüler, über worüber die Lehrer<br />

nicht verfügen, kann nur dann vermindert werden, wenn Mehrsprachigkeit als<br />

„Erfahrungsfeld“ (ebd., S. 184) gesehen wird <strong>und</strong> den <strong>Kindern</strong> eben diese<br />

Kompetenzen zugestanden werden. Da<strong>bei</strong> ist eine aktive Einbeziehung der<br />

anderen Sprachen in das Unterrichtsgeschehen von großer Bedeutung <strong>und</strong><br />

sollte auf eine natürliche Art <strong>und</strong> Weise durchgeführt werden. Eine Isolierung<br />

ausländischer Kinder durch eigenen Sprach<strong>unter</strong>richt in der Herkunftssprache<br />

ist m. E. eine künstliche Situation, die nicht im Geringsten aus der Lebenswelt<br />

der Kinder stammt. Denn dort existieren <strong>unter</strong>schiedliche Sprachen<br />

nebeneinander <strong>und</strong> nicht vollständig isoliert, wie die Studie des DJI (2000)<br />

beweist.<br />

Auch Weidacher (2000) betont, dass der Staat ein höheres Maß an<br />

bildungspolitischen Veränderungen in diesem Bereich ermöglichen sollte. Er<br />

verlangt „erforderliche Mehraufwendungen im Bildungsbereich, um eine<br />

statusgleiche Eingliederung von <strong>Kindern</strong> <strong>und</strong> Jugendlichen aus<br />

Migrantenfamilien zu ermöglichen“ (ebd., S. 67). Wendt (2000) nennt in<br />

seinem Vortrag vor der „Deutschen Gesellschaft für<br />

29 L2 bedeutet die Zweitsprache, in diesem Fall also Deutsch<br />

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